Maskenpflicht im ÖPNV ignoriert

Stormarner Tageblatt  29.11.2021

Viele Fahrgäste sind ohne Mund-Nasen-Schutz unterwegs / Gibt es zu wenige Kontrollen?

Auch im Bahnverkehr halten sich nicht alle an die Corona–Regeln. Patrick Niemeier
Auch im Bahnverkehr halten sich nicht alle an die Corona–Regeln. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Man stelle sich vor. es herrscht Maskenpflicht an den Haltestellen des ÖPNV, aber kaum einen kümmert es. Dieser Eindruck drängte sich in den vergangenen Tagen auf, wenn man Haltestellen in Bad Oldesloe einen Besuch abstattete.
Freitag, 26. November, zentrale Haltestelle in der Hagenstraße: Zehn Personen warten auf das Ankommen der Linienbusse. Nur zwei von ihnen tragen einen Mund- und Nasenschutz. Darauf angesprochen, gibt es von den übrigen acht Wartenden entweder wütende Reaktionen im Stil von „Was geht Sie das denn jetzt an?“, vorgetragenes Unwissen wie „ich bin geimpft, dann muss ich das nicht“ bis hin zu dem deutlichen Hinweis, dass diese Regel nirgendwo ausgehängt sei.
Der letzte Punkt stimmt. Im Gegensatz zum Frühjahr hängen tatsächlich keine Info-Schilder mehr an der Haltstelle, die auf die Regelung hinweisen, die in der Landesverordnung unmissverständlich und ohne Abwägung der jeweiligen Verwaltungen festgeschrieben wurde.
Auch die vom HVV zugesagten Hinweisschilder auf die 3G-Pflicht fehlen an diesem Tag komplett an mehreren Haltestellen, die die Redaktion in Augenschein nahm. Überall dasselbe Bild: Maskenträger sind – wenn überhaupt anzutreffen – in der Minderheit. Mehrere befragte Personen geben an, dass sie diesbezüglich auch noch nicht kontrolliert worden seien. Als ein Bus eintrifft, steigen mehrere von ihnen ohne Maske in das Fahrzeug ein. Es scheint niemanden zu stören.
„Die Maskenpflicht ist in der Corona-Bekämpfungsverordnung des Landes Schleswig-Holstein geregelt. Nicht geregelt ist, wer diese Pflicht kontrolliert. Im Bereich des HVV wird die Maskenpflicht durch die Prüfdienste der Verkehrsunternehmen kontrolliert, nicht durch die Busfahrer“, erklärt Björn Schönefeld, beim Kreis Stormarn für den Öffentlichen Personennahverkehr zuständig.
„Verantwortlich für Hinweise in den Bussen beziehungsweise an den Haltestellenmasten wären die Verkehrsunternehmen. Es gibt aber keine Vorgabe, die diese Hinweise als Pflicht darstellen“, führt Schönefeld weiter aus.
Dass Fahrgäste es daher allerdings nicht wissen, dass sie im Bus oder an den Haltestellen eine Maske tragen sollen, halte er nicht für sehr realistisch. Es müsste doch langsam bei Fahrgästen und Nicht-Fahrgästen angekommen sein, dass es diese Regeln gebe, sagt er.
Das gelte auch für die 3G-Regel, die seit Mitte der vergangenen Woche im ÖPNV zur Anwendung kommt. Das Thema sei in allen Medien und zentral durch den HVV kommuniziert worden. Es gebe allerdings keinerlei Vorgabe, dass Hinweise an Haltestellen oder in den Bussen erfolgen müssen.
Die Kontrolle der Einhaltung erfolge stichprobenartig. Wichtig sei, dass das aber nicht die Aufgabe des Fahrpersonals sei, sondern der Prüfdienste des Verkehrsunternehmens.
„Die Kontrollen werden sporadisch durchgeführt, da bei der Größe des Bedienungsgebietes selbstverständlich nicht überall dauerhaft Kontrollen durchgeführt werden können. Unterstützt werden die Stichprobenkontrollen gegebenenfalls durch Ordnungskräfte der Polizei“, erklärt Schönefeld.
Auch am Bad Oldesloer Bahnhof zeigt sich ein ähnliches Bild, als zwei Züge kurz hintereinander eintreffen. Mehrere Personen nehmen ihren Mund-Nasen-Schutz sofort am Bahnsteig ab. Zwei Masken werden in der Unterführung des Bahnhofsgebäudes direkt achtlos auf dem Boden entsorgt. Ein Mitarbeiter der benachbarten Kreisverwaltung bestätigt, dass sich dieses Verhalten schon länger zeige.
Pendlerin Karina Schwab sagt, dass es gut sei, dass darüber jetzt mal berichtet werde. „Die Vorsicht und die Rücksicht ist in den vergangenen Wochen immer weniger geworden. Die Leute nehmen es mit den Masken auch im Zug nicht mehr so ernst, setzen sie zum Teil nur auf, wenn sie sehen, dass jemand kommt, der die Karten kontrolliert“, sagt sie. Sie spreche das aber nicht an. „Ich habe keine Lust auf Stress. Ich fahre mit manchen von denen ja jeden Tag in diesem Zug“, sagt sie.

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