Der Einzelhandel und die 2 G-Sorgen

Stormarner Tageblatt  02.12.2021

Bad Oldesloe: Große Fragezeichen rund um das Weihnachtsgeschäft / Unmut wächst parallel

Björn Frydysiak vom „Kinderreigen“ fragt sich, wie die 2G-Regel logistisch umgesetzt wird.  Patrick Niemeier
Björn Frydysiak vom „Kinderreigen“ fragt sich, wie die 2G-Regel logistisch umgesetzt wird. Patrick Niemeier
 
Nadine Reiher vom Zeitschriften- und Tabakgeschäft Pareibo in der Bad Oldesloer Fußgängerzone.
Nadine Reiher vom Zeitschriften- und Tabakgeschäft Pareibo in der Bad Oldesloer Fußgängerzone.

Patrick Niemeier

Die Sorgen waren manchen Kaufleuten in Bad Oldesloe am gestrigen Mittwoch ins Gesicht geschrieben. Genauer genommen sah man es ihren Augen und den Sorgenfalten an, während der Rest von Masken verdeckt war. Was wird am Donnerstag entschieden werden? Welche Regeln gelten ab Sonnabend?

Wen wird 2 G im Einzelhandel alles betreffen?
„Wir wissen ehrlich gesagt nichtmal, ob wir unter die 2 G-Regel fallen werden oder nicht“, sagt Nadine Reiher vom Zeitschriften-Geschäft „Pareibo“ in der Bad Oldesloer Innenstadt. Während der Shutdowns und Zugangsbeschränkungen hatte es Diskussionen gegeben, was aus ihrem Mischsortiment denn nun „alltäglicher Bedarf“ sei und somit nicht unter die Regelungen fiel und was nicht. Zeitweise wurde ein Teil des Sortiments abgedeckt. Wird das jetzt wieder der Fall sein? Fallen ausgerechnet im Weihnachtsgeschäft dann Kalender, Karten und Co. wieder raus? „Dann wäre die Frage, ob wir lieber alles anbieten, was wir haben, aber die 2 G-Regel anwenden. Andererseits gebe es dann aber das Problem, dass wir dafür das Personal benötigen, das den Impfstatus am Eingang kontrolliert“, sagt sie. Niemand könne elf Stunden an der Tür sitzen und die Kunden kontrollieren. Und wer bezahlt eine zusätzliche Kraft dafür?
Daraus ergebe sich dann die Diskussion, ob man überhaupt die normalen Öffnungszeiten behalte oder gezielt kürzer öffne. Optimal sei das alles nicht. Besser als ganz schließen müssen, sei es aber auch. Und dass etwas getan werden müsse, sei auch richtig. Allerdings habe sich das Geschäft gerade erst seit wenigen Wochen wieder erholt. Es ist ein Rückschlag zur Unzeit. „Über Sinn oder Unsinn einer solchen Regelung möchte ich mich gar nicht erst auslassen. Wir wissen auch gar nicht, wie viele unserer Kunden vielleicht ungeimpft sind“, sagt Anja Jensen vom Spielzeuggeschäft „Kinderreigen“ in der Hindenburgstraße. Wie groß wird die Auswirkung also sein? Die Vorbereitungen für das Umsetzen der noch nicht klar formulierten Regeln laufen.
Ihr Mitarbeiter Björn Frydrysiak betont, dass die Frage sein werde, wie das alles logistisch abläuft. Wird das alles im Weihnachtsgeschäft überhaupt personell abbildbar sein? Man müsse jetzt sehen, was passiert. Gibt es vielleicht sogar geimpfte Kunden, die nicht mehr kommen, weil sie gegen die Regel sind? Es soll aber wieder ein Abholservice für Bestellungen eingerichtet werden, wie es ihn schon bei „Click and collect“ gab.

Warum keine Maskenpflicht in der Fußgängerzone?
Nicole Brandstetter von der Wirtschaftsvereinigung Bad Oldesloe bietet den Geschäften Hilfe an. Es könnten Plakate erstellt werden, die auf die Regeln hinweisen, sagt sie zum Beispiel. Sie frage sich immer noch, ob es wirklich richtig sei, jetzt ausgerechnet den schon so gebeutelten Handel wieder mit neuen Regeln zu belegen. „Der Einzelhandel ist kein Pandemietreiber“, betont sie erneut. Sie verstehe nicht, warum nicht im Vorwege schon die maximalen Maßnahmen ergriffen wurden, wie zum Beispiel eine Maskenpflicht, die Bürgermeister Jörg Lembke noch ausschließt. Sie wäre für die Kaufleute das deutlich kleinere Problem gewesen, betont Brandstetter. Eine solche Maßnahme hätte der Einzelhandel voll mitgetragen. Dem Thema Kontrollen blickt sie eher zwiegespalten entgegen – aus mehreren Gründen: „Außerdem bilden sich dann wieder Schlangen vor den Türen bei den Kontrollen und das soll doch eigentlich auch nicht sein. Außerdem müssen dann Sicherheitsdienste das wieder im Blick haben. Auch darum muss sich dann der Einzelhändler kümmern“, sagt sie. Sie wäre nicht verwundert, wenn das jetzt nach dem schwierigen Jahr einigen Geschäften auch in Bad Oldesloe das finanzielle Genick brechen würde.
Gleichzeitig mache sich Brandstetter Sorgen, dass für Gastronomen womöglich auch noch eine 2 G plus-Regelung käme. Das würde das Weihnachtsgeschäft auch dort wohl in erheblichem Maß beschädigen. Diese Meinung teilte auch der Vorsitzende der Dehoga in Schleswig-Holstein, Axel Strehl, der den bekannten „Strehls Gasthof“ in Ahrensburg betreibt. Während 2 G für Gastronomen absolut in Ordnung sei, würde 2 G plus viele Gäste vom Besuch abhalten, war er sich im Gespräch mit dem Tageblatt schon vor 14 Tagen sicher. Das wäre dann ähnlich einem Shutdown für die Gastronomie.

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