Stormarner Tageblatt 03.12.2021
Wirtschaftsministerium zögert: Kampf um die Zusage für den Stormarner Verein etwas härter als gedacht
Susanne Rohde
Das Telefon steht bei Inke Stäcker und Agnes Hiesberger nur noch selten still. Die beiden Beraterinnen der Stormarner Beratungsstelle „Frau & Beruf“ haben in diesem Jahr alle Hände voll zu tun. „Seit Anfang des Jahres hatten wir 135 Einzelgespräche, sei es per Telefon, online oder persönlich bei uns in der Beratungsstelle“, erzählt Inke Stäcker. „Da richten wir uns ganz nach den hilfesuchenden Frauen.“ Und es werden immer mehr Anfragen, die bei „Frau & Beruf“ eintrudeln, denn der Beratungsbedarf steigt weiter an.
Geschuldet sei dieser Anstieg wohl auch der Corona-Krise, in der viele Frauen in Kurzarbeit gehen mussten oder sogar ihre Arbeit verloren haben. „Auch wenn viele Soloselbstständige jetzt ihren Job verloren haben, so haben wir deutlich mehr Anfragen von Frauen, die sich selbstständig machen wollen“, weiß Beraterin Agnes Hiesberger. Deshalb sei vor allem Weiterbildung das Gebot der Stunde. Das gelte besonders für Frauen, die aus der Elternzeit kommen. Die Beratungsstelle bietet an festen Standorten in sieben Städten und Gemeinden im Kreis regelmäßig individuelle und kostenfreie Sprechstunden und Beratungen an.
Das Büro der beiden Beraterinnen ist im Berliner Ring im alten Gebäude der Agentur für Arbeit in Bad Oldesloe untergebracht. Das Angebot umfasst auch Seminare und Workshops. Die Stormarner Beratungsstelle gehört zu den kleinsten der sieben Beratungsregionen im Land, hat aber trotzdem sehr hohe Beratungszahlen. Das Projekt „Frau & Beruf“ wird im Landesprogramm Arbeit mit Mitteln des Landes Schleswig-Holstein und des Europäischen Sozialfonds gefördert. Das ist aber auch der Knackpunkt, denn die Finanzierung wird immer nur für sechs Jahre gewährt und muss dann neu beantragt werden. Diese Beantragung übernimmt der Förderverein für Arbeit und Bildung in Stormarn e. V., der seit 1998 auch Träger von „Frau & Beruf“ ist.
„Die Förderung läuft Ende des Jahres aus, und wir mussten jetzt einen etwas längeren Kampf führen, damit sie für weitere sechs Jahre gewährt wird“, sagt Marion Gurlit, Vorsitzende des Fördervereins. So habe es einige längere Debatten mit dem Wirtschaftsministerium gegeben. „Wir hatten einige schlaflose Nächte. Aber vor ein paar Tagen trudelte endlich die Zusage per Mail ein. Das war knapp“, sagt Gurlit, die erleichtert ist, dass die Arbeit der Beratungsstelle ab dem 1. Januar für weitere sechs Jahre gesichert ist. „Wir hätten uns sonst wohl einen neuen Träger suchen müssen“, meint Inke Stäcker. Das ist jetzt aber erst mal vom Tisch.
Auch der DGB-Kreisverband Stormarn ist Mitglied im Förderverein. Dessen Vorsitzender Joachim Sauer versteht nicht, warum sich der Kreis und auch einige Kommunen aus dem Förderverein herausgezogen haben. „Die Stadt Bargteheide ist nicht bereit Mitglied zu werden, obwohl Frau & Beruf dort Beratungstermine anbietet“, wundert sich der DGB-Chef. Und auch für Thorsten Schwarzkopf von der Sparkasse Holstein ist es wichtig, noch mehr Kommunen und Einrichtungen als Mitglieder im Förderverein zu gewinnen. Denn die Arbeit der Beratungsstelle werde nur zu 90 Prozent aus Landesmitteln finanziert. „Die Mitglieder helfen, die Finanzierungslücke für Frau und Beruf zu schließen“, betont der Leiter Personalstrategie der Sparkasse Holstein.
Der nächste Beratungstermin von „Frau & Beruf“ ist am Dienstag, 7. Dezember, von 9 bis 14 Uhr im Reinbeker Rathaus, Hamburger Straße 5-7. Anmeldung und weitere Informationen telefonisch unter (04531) 8884897 oder per E-Mail an info@fub-stormarn.de.