496 von 522 Patienten ungeimpft

Stormarner Tageblatt  04.12.2021

Corona-Zahlen aus dem St. Adolf Stift / Nur 10 von 15 Intensivbetten nutzbar, weil Fachkräfte fehlen

Das Reinbeker Krankenhaus St. Adolf Stift. Es gilt seit 17. November ein Besucherstopp.  st
Das Reinbeker Krankenhaus St. Adolf Stift. Es gilt seit 17. November ein Besucherstopp. st

Patrick Niemeier

Der Anstieg der intensivpflichtigen Covid-19-Patienten kam in der vierten Welle im St. Adolf Stift sprunghaft. Nachdem es in den vergangenen Monaten immer ein oder zwei Covid-19-Patienten auf der Intensivstation gewesen seien, stieg diese Zahl innerhalb vor 14 Tagen auf sechs Personen mit schwerem Verlauf an. Auch aktuell seien es jetzt, Stand 2. Dezember, noch sechs Patienten, die im Zusammenhang mit Covid-19 auf der Intensivstation in Reinbek liegen, erklärt Klinik-Sprecherin Andrea Schulz-Colberg. Vier müssen invasiv beatmet werden. Ein Covid-19-Patient sei zwar nicht mehr positiv, aber nach seiner Infektion noch immer intensivpflichtig. Seit dem langsamen Beginn der vierten Welle, den das Krankenhaus für Ende Juli ansetzt, seien insgesamt 21 Covid-19-Patienten auf der Intensivstation behandelt worden.

Ungeimpft: 16 von 21 Covid-Intensivpatienten
Von diesen 21 waren 16 komplett ungeimpft. Die fünf Geimpften seien alle über 70 Jahre alt gewesen und bei allen sei die zweite Impfung länger als sechs Monate her gewesen. Somit zeige sich deutlich, dass bei älteren Patienten oder Menschen aus Risikogruppen, der Impfschutz nach einem halben Jahr offenbar nachlasse. Eine klare Botschaft sei daher, dass man im St. Adolf Stift überzeugt davon sei, dass die Booster-Impfung nach fünf oder sechs Monaten mindestens für Senioren und Risikopatienten richtig und wichtig sei. Ansonsten lasse sich an der Aufteilung ablesen, dass eine Impfung vor schweren Covid-19-Verläufen schütze.
Insgesamt seien seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 im St. Adolf Stift 522 Covid-Patienten behandelt worden. Genau genommen 286 Männer und 235 Frauen. Im Durchschnitte seien sie 68 Jahre alt gewesen, wobei die Männer mit 66 Jahren etwas jünger gewesen seien, als die Frauen mit im Schnitt 70 Jahren. „Von den 522 Patienten seit März 2020 waren bislang nur 26 geimpft“, teilt Schulz-Colberg mit. Und es komme bei den Geimpften eine zusätzliche Einschränkung hinzu. Denn während die 496 ungeimpften Patienten in 99 Prozent der Fälle mindestens auch aufgrund ihrer Covid-19-Erkrankung in Behandlung waren, fiel bei 13 der 26 Geimpften die Infektion nur auf, weil sie bei der Aufnahme routinemäßig auf Corona getestet wurden.
Sie hatten laut der der Krankenhaussprecherin im Gegensatz zu den Ungeimpften keine typischen Corona-Beschwerden und waren aufgrund anderer Behandlungen im Krankenhaus. Sie erlitten keine schweren Covid-19-Verläufe. Bleiben also 13 von 522 Covid-19-Patienten, die trotz einer Impfung mit einer Covid-19-Erkrankung ins Krankenhaus Reinbek eingeliefert werden mussten.

10 Intensivbetten zurzeit genutzt
Rein von der Bettenanzahl würden in Reinbek übrigens 15 Intensivbehandlungsplätze zur Verfügung stehen. Doch aufgrund des Personaluntergrenzengesetzes werden nur 10 dieser Betten wirklich genutzt. „Fachpflegekräfte sind rar“, sagt Schulz-Colberg. Im Fall der Fälle könnte die Zahl der Intensivbetten auf 20 hochgefahren werden. Wenn es dazu kommen sollte, müssten viele geplante Operationen abgesagt werden, damit genug pflegerisches und ärztliches Personal für die Intensivbehandlung zur Verfügung stehe, stellt die Sprecherin klar. Eine Station werde aktuell als Covid-19-Isolierstation für die positiv auf das Virus getesteten Patienten genutzt, die nicht invasiv beatmet werden müssen. „Wir fahren aktuell auf Sicht. Wenn viele Intensivpatienten da sind, verschieben wir einige geplante Eingriffe, um für die sehr aufwendige Covid-Behandlung ausreichend Fachpflegekräfte zu haben“, sagt die Krankenhaussprecherin. Das sei in der zweiten Welle bereits vorgekommen. Damals konnten daher nur noch Tumorpatienten und Notfälle zeitnah operiert werden. Kurzum zusammgefasst: Infizierte Ungeimpfte sorgen dafür, dass andere Erkrankte nicht operiert werden können. „Das Personal aus dem Zentral-OP, vor allem die Anästhesie-Fachpfleger müssen dann auf der Intensivstation unterstützen“, erklärt Schulz-Colberg die Problematik. Mit Blick auf die Inzidenzen rechen man damit, dass die eigene Intensivstation noch voller werde. Dann müssten erneut planbare Operationen verschoben werden. „Unsere Zahlen im Krankenhaus Reinbek bestätigen, was alle Experten sagen: Ziel muss sein, dass sich möglichst viele Menschen in den nächsten Wochen neu impfen lassen und die bereits vor längeren Geimpften boostern lassen“, wird die Sprecherin deutlich.

Personal positiv gestimmt
Trotz allem sei die Stimmung im Krankenhaus beim Personal gut. „Mit der maximalen Anforderung über so einen langen Zeitraum gehen unsere Mitarbeitenden nicht nur professionell, sondern auch engagiert und empathisch um“, lobt Schulz-Colberg. Aber natürlich sei man in in Sorge, dass die Maßnahmen der Politik zu spät greifen und auch Stormarn die vierte Welle noch härter erwischen könnte. Im Krankenhaus gilt seit dem 17. November ein Besuchsstopp aufgrund der steigenden Inzidenz in Stormarn, Hamburg und Lauenburg.

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