Stormarner Tageblatt 11.12.2021
Beschimpft, besetzt, bestohlen
Susanne Link, Patrick Niemeier und Volker Stolten
Falsch definierte Freiheiten
Mitarbeiter des Gesundheitsamtes werden beschimpft. Bürgermeister lassen im Nebensatz fallen, dass Impfgegner sie als „Diktatur-Helfer“ betiteln. Und so langsam sickert das ein in den Alltag – wird scheinbar „normal“. Das Sagbare wird wieder ein Stück weiter verschoben.
Die wöchentlich auf Kundgebungen vorgetragene Wissenschaftsfeindlichkeit und Faktenallergie erschüttert kaum noch. Das „das ist halt auch Meinungsfreiheit“ klingt zu oft wie ein „das wird man ja wohl noch brüllen dürfen“. Klar, kann man machen. Man blamiert sich dann halt, zeigt seinen Egoismus gegenüber der Gesellschaft und muss mit Widerspruch rechnen.
Die Mehrheit der Menschen lässt sich von einer Wutbürger-Minderheit die Diskussion (mit-)bestimmen. Wie auch immer sollte so oder so für alle feststehen: Bedrohungen haben genau wie Desinformation und Faktenallergie nichts mit Meinungsfreiheit zu tun.
Tatort Friedhof: Pfui Teufel!
Es ist schon eine ganz miese Nummer, ältere Menschen mit Schockanrufen in Angst und Schrecken zu versetzen, um an ihr Erspartes zu kommen, an ihr Geld, für das sie viele, viele Jahre harte Arbeit leisten mussten. Doch was sich in letzter Zeit auf dem Friedhof Reinbek abspielt, schlägt dem Fass den Boden aus, ist an Unverfrorenheit nicht zu überbieten.
Da schleichen Diebe im Schutz der Dunkelheit zu den Ruhestätten Verstorbener und klauen von Grabsteinen Schriftzüge, Kreuze und Ornamente, weil sie Metalle in sich haben. Kupfer und Co. werden zu Geld gemacht. Wie mies ist das denn? Ethisch und moralisch gesehen so mies, dass man es kaum in Worte fassen kann. Diesen Friedhofs-Fledderern ist nichts heilig. Sie stören nicht nur die Totenruhe, sondern berauben die Lebenden um ideelle Werte. Diese Raubzüge sind wahrhaftig unterste Schublade. Da möge das „Vater-unser“-Gebet wahr werden: „Und erlöse uns von dem Bösen!“ Oder eine Flutlichtanlage – siehe Karikatur – Licht ins von Dieben bevorzugte Dunkel bringen.
Grenzenloses Engagement
Wird hier das Ehrenamt mit Füßen getreten? Die Frage muss gestattet sein, angesichts der Tatsache, dass der Vorstand des Europavereins Bargteheide die Reißleine gezogen hat und geschlossen zurückgetreten ist. Das hat es in der Geschichte der „Allianz ohne Grenzen“ so noch nicht gegeben. Immerhin gibt es den Europaverein seit 1999.
Der ausgeschiedene Vorstand fühlt sich von Politik und Verwaltung im Stich gelassen. Dagegen verwahrt sich Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht. Sie hat eine andere Sichtweise auf die Dinge und wehrt sich gegen die vorgebrachten Vorwürfe.
Wie dem auch sei, kann man Bargteheide nur die Daumen drücken, dass der Europaverein einen neuen Vorstand findet (der 1. Vorsitzende ist mit Stadtvertreter Klaus Mairhöfer schon mal gefunden) und weiter zum Wohle der Partnerstädte agiert – natürlich in guter Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung.
Parklets – der teure Gesprächsstoff
Werden Parklets in Ahrensburg genutzt und wertgeschätzt oder nicht? Da gibt es unterschiedliche Stimmen. Christian Schmidt (Grüne) nimmt beispielsweise an, dass die Gegner einfach viel lauter schreien als die Befürworter. Mag sein. Vielleicht hängt die Meinung auch einfach von der eigenen Informationsblase ab. Wer Autos in der Innenstadt eher nicht mag, wird sich über die Sitzgelegenheiten, die den Benzin- und Dieselverpuffern den Platz streitig machen, freuen. Wer sich dagegen große Sorgen um die leere Stadtkasse macht, wird angesichts der Kosten nur mit dem Kopf schütteln.
Der ein oder andere mag sich vielleicht auch darüber wundern, dass von der angekündigten Barrierefreiheit nach dem Aufstellen nicht mehr viel übrig war. Und flexibel von einem Ort entfernen und an eine andere Stelle setzen, lassen sich die Parklets nun auch nicht so einfach. Es scheint, als brauchte die Schlossstadt einfach neuen, teuren Gesprächsstoff. So gesellen sich die Parklets zu Luxus-Lokus und Muschelläufer.