„Schulen müssen digitaler werden“

Stormarner Tageblatt  27.12.2021

Stormarns wiedergewählter Landrat Henning Görtz spricht im Interview über Vergangenheit und Zukunft

Der neue WAS-Geschäftsführer Ulf Hahn (Mitte) mit Interimsgeschäftsführer Georg Frank (links) und dem Aufsichtsratsvorsitzenden und Landrat Henning Görtz.  Patrick Niemeier
Der neue WAS-Geschäftsführer Ulf Hahn (Mitte) mit Interimsgeschäftsführer Georg Frank (links) und dem Aufsichtsratsvorsitzenden und Landrat Henning Görtz. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Da er mit vielen Vorschusslorbeeren und ohne Gegenkandidaten ins Rennen ging, war es nicht überraschend, dass der Bargteheider Henning Görtz zum zweiten Mal mit großer Mehrheit zum Landrat des Kreises Stormarn gewählt wurde. Im Interview mit dem Stormarner-Tageblatt-Redakteur Patrick Niemeier spricht er über die Höhepunkte der ersten Amtszeit und was er sich für die Zukunft vorgenommen hat.

Zunächst Glückwunsch zu Ihrer Wiederwahl. Beginnen wir doch mit einem Rückblick auf das, was nun schon hinter Ihnen liegt. Was waren aus Ihrer Sicht die Höhepunkte ihrer ersten Amtszeit?
Danke für die Glückwünsche. Eine schöne Erfahrung ist es zu erleben, wie gut das Stormarner Modell funktioniert. Ein guter Zusammenhalt zwischen Politik und Verwaltung sowie den Städten und Gemeinden ist mir sehr wichtig. Der Umgang miteinander ist fair und transparent und man arbeitet an einem gemeinsamen Ziel: Den Kreis nach vorne zu bringen. Ein weiterer Höhepunkt war und ist – bei allen Schwierigkeiten und einer zunehmenden Dünnhäutigkeit – die Solidarität der Kolleginnen und Kollegen im Haus während der Corona-Krise. Man nimmt Rücksicht und ist füreinander da.

Was lief tatsächlich in den ersten Jahren besser, als Sie es erwartet hätten?
Ich bin 2016 sehr schnell im neuen Amt angekommen. Die Kolleginnen und Kollegen sowie die Kreispolitik haben mich sofort unterstützt und akzeptiert. Das war ein gutes Gefühl.

Und was lief schlechter, als sie es gehofft hatten?
Der Fachkräftemangel ist inzwischen gravierender, als ich es vor sechs Jahren erwartet hätte. Die Gewinnung neuer Kolleginnen und Kollegen wird immer schwieriger, weil der Arbeitsmarkt auch im öffentlichen Dienst immer enger wird. Oftmals jagen sich die Verwaltungen untereinander das Personal ab und decken ihren Bedarf, indem woanders ein Loch aufgerissen wird. Und das Problem verschärft sich weiter. Das gilt in unserer Region bekanntlich auch für viele andere Branchen und ganz extrem auch in den Gesundheitsberufen.

Was wollen Sie in Ihrer nächsten Amtszeit besser machen?
Ich lege sehr viel Wert auf Gespräche und Kontakte mit den Kolleginnen und Kollegen. Ich genieße es, einfach mal auf dem Flur einen Klönschnack zu halten. Das ist in einer Verwaltung mit rund 800 Kolleginnen und Kollegen nicht einfach – in Corona-Zeiten sowieso. Vor allem unsere Außenstellen, die ja teilweise über den ganzen Kreis verteilt sind, kommen dabei schnell zu kurz. Hier will ich besser werden.

Was wissen Sie jetzt, was Sie vor Ihrer ersten Amtszeit so nicht wussten?
Dass Stormarn mit Büttenwarder in Wirklichkeit 56 Städte und Gemeinden hat, warum der Schwan die Krone um den Hals und nicht auf dem Kopf trägt und dass die WAS seit ihrer Gründung im Jahr 1957 mehr als 2000 Unternehmen im Kreis angesiedelt und über 56.000 Arbeitsplätze geschaffen hat. Noch mehr wichtige Informationen – dass zum Beispiel die erste Kunsteisbahn Deutschlands sich 1881 in Stormarn befand – findet man übrigens auf unserer Homepage unter „Interessantes in und aus Stormarn“.

Auf welche Projekte Ihrer ersten Amtszeit sind Sie stolz?
Ich bin stolz darauf, dass es uns gemeinsam mit der Kreispolitik gelungen ist, viele Projekte in den Bereichen Bildung, Sicherheit und Verkehrsinfrastruktur zu realisieren und anzuschieben, ich nenne nur die Erweiterungsbauten in den Kreisberufsschulen, den Neubau des Katastrophenschutzzentrums in Hammoor und den anstehenden Baubeginn für die neue Leitstelle.
Der ÖPNV wurde deutlich gestärkt und auch Radwege und Kreisstraßen wurden neu- und ausgebaut. Stolz bin ich auch darauf, dass wir unsere Verwaltungsreformprojekt „Verwaltung 2030“ gestartet haben und vor allem mit dem eigenen Know-How der Kolleginnen und Kollegen nach vorne bringen. Zudem habe ich mich riesig über die Art und Weise gefreut, wie 2017 das Kreisjubiläum begangen wurde. Nicht nur mit einem zentralen Festakt, sondern dezentral unter Einbindung ganz vieler Akteure aus dem gesamten Kreisgebiet – 150 Veranstaltungen für 150 Jahre Kreis Stormarn. Toll.

Welche Projekte wollen Sie unbedingt in den nächsten sechs Jahren auf den Weg bringen oder auch abschließen?
Die Digitalisierung der Verwaltung ist unsere Mega-Aufgabe. Der gesamte öffentliche Dienst hinkt in Deutschland weit hinter anderen Wirtschaftsbereichen hinterher. Man muss uns nicht nur digital erreichen, sondern die dahinter liegenden Prozesse müssen ebenfalls angepasst werden. Die Schulen müssen digitaler werden. Und unser eigenes Projekt „Verwaltung 2030“ soll nicht nur abgeschlossen, sondern auch Schritt für Schritt umgesetzt werden. Wir müssen uns zeitgemäßer aufstellen und die Frage beantworten, wie und mit welchem Personal wir in zehn Jahren arbeiten wollen.

Wie würden Sie die Stormarner in wenigen Worten beschreiben?
Geradeaus, ehrlich, bodenständig und gleichzeitig weltoffen. Manchmal auch etwas norddeutsch-stur. Gut so.

Was sind die besonderen Stärken des Kreises Stormarn?
Der Zusammenhalt und die große Einigkeit der wesentlichen Akteure, die den Kreis gestalten – sei es in den Ehrenämtern, der Politik, der Verwaltung oder der Wirtschaft.

Wie würden Sie Stormarn in kurzen, wenigen Sätzen jemandem beschreiben, der nicht aus dieser Gegend kommt?
Stormarn ist ein Kreis in bester Lage, in dem es sich lohnt zu leben und zu arbeiten, der sehr wirtschaftsstark und schuldenfrei ist. Man findet interessante Unternehmen, eine gute Versorgung, beste Einrichtungen für die Bildung und Betreuung der Kinder sowie hervorragende Kultur- und Freizeitangebote.
Und wenn man einmal zu den Nachbarn schauen will, hat man Hamburg für den Blick in die Welt und die Ostsee für den Horizont. Besser geht es nicht!

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