Stormarner Wochenschau: Ein Fehlstart

Stormarner Tageblatt  15.01.2022

Ein Fehlstart

Karikatur: Megi Balzer
Karikatur: Megi Balzer

Guido Behsen, Patrick Niemeier und Volker Stolten

Die Zeit ist nicht reif
Ach, ein wenig wird man doch wohl feiern gehen können zum Jahresabschluss. Das wird schon alles nicht so schlimm, dachten sich wohl auch in Stormarn so manche Menschen. Ein wenig muss doch erlaubt sein, das lässt man sich nicht nehmen. Außerdem war man die Mahnungen der Virologen ja schon gewöhnt. Das Auf und Ab der Coronawellen schunkelt uns durch die Jahre. Da sind schwere Verläufe und Todesfälle schnell vergessen, wenn sie nicht im Freundeskreis oder in der Verwandschaft geschehen. Und 2022, ja 2022 werde sowieso dann alles besser. Was wurde nicht alles darüber geschrieben, wie coronamüde alle sind, wie sehr sich nach der vermeintlichen, sogenannten vermeintlichen Normalität gesehen werde. Doch tatsächlich ist es so, dass das das Virus überhaupt nicht interessiert und es sich zeigte, was Experten schon ahnten. Die Lockerungen kamen zu früh, die Zeit der Partys war einfach nicht gekommen und das Jahr 2022 startet trist und grau mit vielen Menschen in Quarantäne, mit neuen Verordnungen und den alten Diskussionen. Der 1. Januar war dann halt auch einfach nur ein weiterer Sonntag mitten in einer Coronawelle. Klar, das wusste man auch vorher, dass der Jahreswechsel eher im Kopf stattfindet und ansonsten ja nur ein Tageswechsel ist. Wenn sich mehr Menschen hätten impfen lassen, wäre die Situation entspannter. Denn wie man es auch dreht und wendet, ist das einfach ein zentrales Problem. Die Unsolidarischen, die Unvorsichtigen sowie Rücksichtslosen sorgen nun gemeinsam mit für den Fehlstart ins neue Jahr und pflegen sich zum Treil trotzdem weiter in selbstherrlicher Besserwisserei, mit der sie andere Menschen gefährden. Ob manche von ihnen noch zur Erleuchtung kommen, ob sie dazu überhaupt in der Lage sind, wenn sie in Quarantäne sitzen, Zeit zum echten Nachdenken haben und auf einen besseren Jahresstart 2023 hoffen? Sind bis dahin ja noch fast zwölf Monate, um zur Vernunft zu kommen. Es sei denn es geht so weiter. Am Ende haben wir es alle selbst in der Hand, wann wir die Pandemie gemeinsam zurückdrängen.

Ein Stadtteil mit Vorbildcharakter
Es ist nicht alles schlecht in schwierigen Zeiten, wie ein Beispiel aus Bargteheide beweist. Das Projekt heißt „Bornink“ und führt Gutes im Schilde. Bornink? Das Wort setzt sich zusammen aus Bornberg und Inklusion. Eine schöne Idee für einen Stadtteil: Ein Mix aus Mehrfamilienhäusern und Doppelhaushälften plus sozialer Komponente. Das Ganze fußt auf solidem Fundament.Ausgrenzung wird hier ganz bewusst entgegengewirkt. Soziales Miteinander hat Priorität. Und dass das Projekt gut ankommt, zeigt die Tatsache, dass fast alle 129 Wohnungen bereits vermietet, die letzten fünf reserviert sind. Hier gibt es nichts zu kaufen, ausschließlich zu mieten – auch und gerade für schmale Geldbeutel. Gelebtes Miteinander, dafür haben sich die zukünftigen Mieter bewusst entschieden. Egal ob Otto Normalverbraucher oder Mensch mit Handicap. Kann man nur hoffen, dass Bornink Nacheiferer findet.

Ein echter Katzenjammer
Der Fall hatte für eine Mischung aus ungläubigem Staunen, Fassungslosigkeit und tiefem Mitgefühl für die geschundenen Tiere gesorgt. Im August 2019 befreiten Tierschützer sage und schreibe 111 Katzen aus einem völlig vermüllten Haus in Großhansdorf. Was sich dort hinter verschlossenen Türen in einer der wohlhabendsten Gemeinden des Landes über Jahre abgespielt haben muss, lässt sich mit dem Begriff „Tierquälerei“ nur unzureichend beschreiben. Nun erging das Urteil gegen die beiden Bewohnerinnen des Hauses: je 300 Euro Geldstrafe, zu zahlen an eine Tierschutzorganisation.
Was bleibt, ist – das Wortspiel sei erlaubt – Katzenjammer. Denn es gibt nur schlechte Nachrichten rund um den Prozess. Rund 130 000 Euro hat die Rettungsaktion die Gemeinde gekostet. Nicht alle der in Obhut genommenen Tiere haben das Martyrium überlebt.
Die verurteilten Frauen waren und sind mit der Haltung von Tieren nicht nur überfordert, sondern leiden offenbar unter dem Messie-Syndrom und benötigen dringend Hilfe. Hoffentlich wird sie ihnen zuteil, für ein Leben in geregelten Bahnen. Aber ohne Haustiere.

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