Stormarner Wochenschau: Das muss schneller gehen

Stormarner Tageblatt  05.02.2022

Das muss schneller gehen

Karikatur: Megi Balzer
Karikatur: Megi Balzer

Susanne Link, Patrick Niemeier, Volker Stolten

Die Sache mit der langen Zeit
Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen haben uns ein wenig von anderen dringenden Themen abgelenkt. Und nein, das war oder ist nicht genau das Ziel der Berichterstattung zum real existenten Virus, liebe Verschwörungserzähler. Natürlich gibt es aber andere Themen, die kurz – und langfristig unsere Aufmerksamkeit brauchen. So zum Beispiel der Klimawandel. Dass er existiert, ist wissenschaftlich unbestritten, dass wir etwas dagegen tun müssen ebenso. Ein Teil der Bemühungen ist es vom Auto auf das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Das Radhaus am Bahnhof Bad Oldesloe ist daher ein wichtiges Signal. Nur, wie Hartmut Jokisch von den Oldesloer Grünen kürzlich sagte: In Zukunft können solche Projekte nicht mehr zehn Jahre benötigen. Es gibt kein „so lange dauert das eben in politischen Gremien“ oder „man muss da Finanzen und Umweltschutz unter einen Hut bringen“. Es bleibt keine Zeit zum Zögern, bis das schon mehrfach aufgegebene Radhaus wie Phönix aus der Diskussions-Asche aufersteht.

Es bleibt ein schaler Beigeschmack
Ein Extrem trifft aufs andere: Hier reden wir über eine mögliche Impfpflicht, und in skandinavischen Ländern wie Norwegen oder Dänemark werden alle Corona-Schotten geöffnet, fallen die Regeln weg. Keine Maskenpflicht und kein Alkoholverbot nach 23 Uhr mehr, wieder geöffnete Bars und Diskotheken, trotz der hohen Infektionszahlen.
Die gibt es auch bei uns in Schleswig-Holstein und explizit in Stormarn, wo der Inzidenzwert jenseits der 1000er-Marke angesiedelt ist. Hier werden nun nicht alle Corona-Regeln über den Haufen geworfen. Das wäre wohl auch verfrüht. Dennoch löst Ministerpräsident Daniel Günther die Daumenschrauben etwas und verkündet Lockerungen. So fällt für den Einzelhandel die 2G-Regel ab dem 9. Februar komplett weg, was in Stormarn allerorten aufatmen lässt.„Es ist höchste Eisenbahn. Die Situation in den Geschäften ist nicht gut“, sagt beispielsweise Nicole Brandstetter von der Wirtschaftsvereinigung Bad Oldesloe. Recht hat sie. Aber was ist mit der Gastronomie? Zwar wurde die Sperrstunde gekippt. Doch das ist nur ein Tropfen auf den blankpolierten Tischen. Das hilft dem Restaurant-Chef nicht wirklich weiter. Wer geht nach 23 Uhr noch essen? Die 2 Gplus-Regelung bleibt bestehen, das Gäste-Volk wegen der Mühen der Testung zukünftig lieber daheim und für Betroffene bitterer Beigeschmack.
Aber mal ehrlich. Sind Restaurants, in denen man im Kreise seiner Lieben ein leckeres Essen genießt, wirklich die Virus-Schleudern schlechthin? Hier sind nicht Kneipen und Bars gemeint. Eine Erleichterung in Form von 2 G ohne plus wäre doch wenigstens ein Anfang. Aber so hat die Gastro-Branche an der Corona-Pandemie weiterhin kräftig zu schlucken.Unzählige Betriebe haben sich an dem Virus-Brocken schon verschluckt und etlichen ist er im Halse steckengeblieben – bis hin zum Exitus. Reicht es nicht langsam, wie lange denn noch?

Ein klimafreundlicher Gedanke – weiter so!
Großhansdorf hat einen Solarpark, Bad Oldesloe plant einen. Mit Interesse wird letzteres auch in der Schlossstadt Ahrensburg beäugt. Schließlich würde die Kreisstadt mit einer 20-Megawatt-Solaranlage und den anderen grünen Anlagen mehr erneuerbaren Strom produzieren, als sie verbraucht. Bad Oldesloe würde damit also Vorreiter der Energiewende im Kreis werden. Jetzt als Stormarner Kommune untätig in der Ecke zu sitzen, wäre ein fatales Zeichen. Richtig und wichtig also, dass sich Ahrensburger Politiker jetzt auch Gedanken über einen Solarpark machen. Gut, die Idee hätte auch schon früher kommen können, schließlich ist die Nachbargemeinde Großhansdorf bereits 2012 mit gutem Beispiel vorangegangen. Sei es drum. Beim Thema Energiewende ist schließlich nicht nur die Stadt Ahrensburg spät dran – Stichwort Kohleausstieg. Die Frage ist jetzt allerdings: Solaranlagen auf freien Flächen oder Dächern? Flächen, die man auch mit gewinnbringendem Gewerbe oder anderen Dingen besiedeln könnte. Dächer, die nicht der Stadt gehören und teilweise aus statischen Gründen ungeeignet sein könnten. Wie auch immer die Gespräche der Ahrensburger Politiker diesbezüglich weitergehen: Der Vorstoß und die Denkrichtung sind ein wichtiges Zeichen für den Klimaschutz und die Jugend, um deren Zukunft es eben dabei geht.

Wenig überraschende Entwicklung
Eine Kita in Hamberge funkt SOS. Wenig überraschend. Wurde doch schon vor der Kita-Reform gesagt, dass es an Personal mangelt. Der Job der Erzieherinnen oder sozialpädagogischen Assistenten ist nicht attraktiv. Weder die Bezahlung, noch der Weg dahin. Dass man auf den meisten Schulen für die Ausbildung zahlen muss, ist ein Fehler im System. Dass sich nicht um eine überfällige Attraktivierung für den Bereich politisch bemüht wurde, ein elementarer Fehler. Überrascht sein muss jetzt niemand. Man kann sich nur wundern, dass manche Leute sich wundern.

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