E-Busse lassen noch auf sich warten

Stormarner Tageblatt  12.02.2022

ÖPNV-Vertrag der Autokraft mit dem Kreis Stormarn reicht bis 2029 / Wird Busflotte bis dahin umgestellt?

Patrick Niemeier

Der öffentliche Personennahverkehr muss klimafreundlicher werden. Diese Forderung ist immer häufiger und deutlicher zu hören. Denn der Umstieg von Individualverkehr auf einen gestärkten ÖPNV im Rahmen der Mobilitätswende ist nur dann richtig sinnvoll, wenn auch dieser so klimaschonend wie möglich betrieben wird. Das sagen nicht nur Klimaschützer sondern auch immer häufiger Lokalpolitiker und Bürger in Stormarn.
Trotzdem sind Busse mit E-Antrieb oder anderen alternativen Antriebsarten in Stormarn noch die absolute Ausnahme und bisher nur im Testbetrieb unterwegs. Warum eigentlich? In Bad Oldesloe wurde bis Ende 2021 ein großer E-Bus getestet. Doch dieser verschwand anschließend auch wieder aus dem Stadtbild. „Der Test des E-Busses ist Ende letzten Jahres erfolgreich abgeschlossen worden. Eine offiziellen Bericht der Autokraft dazu liegt mir noch nicht vor“, sagt Björn Schönefeld, beim Kreis Stormarn für den ÖPNV zuständig.
Er habe allerdings durchaus vernommen, dass, wenn E-Busse durch die Autokraft eingesetzt würden, dieses getestete Fahrzeug wohl sehr gute Chancen hätte, ausgewählt zu werden. Von Seiten der Oldesloer Stadtverwaltung heißt es, dass der E-Bus gut angekommen sei und es auch Lob dafür gab, dass ein Fahrzeug ohne Diesel eingesetzt wurde. Generell sei es so, dass man bis 2035 in Stormarn eine weitergehende Umstellung auf umweltfreundliche Antriebe – und dabei vor allem E-Busse – vorsehe, so Schönefeld. Hierzu laufen aber die Gespräche für den neuen regionalen Nahverkehrsplan noch.
Die Autokraft, die das Busnetz im Norden Stormarns betreibt, ist eine Tochterfirma der Deutschen Bahn. Diese hat es sich laut einer Sprecherin zum Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu fahren. „Auch unsere umweltfreundliche Busflotte wächst weiter. An immer mehr Standorten in Deutschland setzen wir Busse mit alternativen Antrieben und Kraftstoffen ein“, sagt sie. Doch wie sieht die Umrüstung auf alternative Antriebsarten bei der Autokraft in Stormarn denn eigentlich tatsächlich in der Realität aus? „Die Niederlassung der Autokraft in Bad Oldesloe hat 180 Busse im Einsatz und beschäftigt 300 Mitarbeiter. Im Regionalverkehr ist der Einsatz von Öko-Diesel geplant, dem bis zu 33 Prozent Öko-Kraftstoffe beigemischt sind. Durch die Telematik-Technologie und Schulungen für nachhaltige Fahrweise spart Autokraft auch bei Dieselbussen noch zusätzlich Kohlendioxid ein“, laut die Antwort der Deutschen Bahn.
Für den Kreis Segeberg könne man zusagen, dass kurzfristig Elektrobusse in Betrieb genommen werden sollen. In Flensburg seien bereits unter anderem zwei Wasserstoffbusse im Einsatz. In Stormarn ist derweil für 2023 lediglich die Einführung von vier E-Midi-Bussen im Stadtverkehr Bargteheide geplant.
Mit Bezug auf den E-Testbus in Bad Oldesloe könne die Deutsche Bahn ebenfalls bestätigen, dass sich der Bus beim Praxis-Einsatz in der Kreisstadt bewährt habe. Das sei ein wichtiger erster Schritt im Sinne der Umrüstung des Oldesloer Stadtverkehrs auf E-Busse. Doch einen genauen Zeitplan gebe es noch nicht. Erste Gespräche mit dem Kreis würden aber geführt. Dass es nicht schneller geht mit der Umstellung hänge vor allem mit der fehlenden Infrastruktur für Busse mit E-Antrieb zusammen. So benötige man ein entsprechendes Lademanagement für die Antriebe. Der aktuelle Vertragszeitraum der Autokraft mit dem Kreis reicht bis 2029. In diesem Zeitraum solle es einzelne Umstellungen auf alternative Antriebe geben. Allerdings sei in der Ausschreibung des Kreises, die die Autokraft gewonnen hat, keine Umstellung E-Mobilität bis 2029 gefordert worden.
Schönefeld erklärt noch ein weiteres Problem. Während nämlich Fahrzeuge über zehn Jahre abgeschrieben werden können und somit in einem Vertragszeitraum, sei das bei der Infrastruktur, wie zum Beispiel Ladevorrichtungen und Stromversorgungen, in der Regel ein Zeitraum von 30 Jahren Abschreibung. Hier stelle sich die Frage, wie es vertraglich und bei Ausschreibungen geregelt werde, wenn es innerhalb dieser 30 Jahre zum Ende des Vertragsverhältnisses mit dem jeweiligen ÖPNV-Dienstleister oder einem Betreiberwechsel komme.

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