Stormarner Wochenschau: Offene Fragen, Hoffnung und Angst

Stormarner Tageblatt  05.03.2022

Offene Fragen, Hoffnung und Angst

Karikatur: Megi Balzer
Karikatur: Megi Balzer

Susanne Link, Patrick Niemeier, Volker Stolten

Keine Zeit, um verwundert zu sein
Besonders verwunderlich erscheint es doch, wie verwundert wir oft sind. Wie überrascht wir scheinen.
Die Zahlen in den Kalendern ändern sich: Jahrtausende, Jahrhunderte, Jahrzehnte. Die Technik, der dünne Anstrich der Zivilisation, die Form von Vernetzung – das hat sich geändert. Es scheint zugleich so zu bleiben, dass Großmachtstreben, Narzissmus einiger „Herrscher“, Nationalismus, übersteigerter Patriotismus, Propaganda, Feindbilder – immer die alten Muster bedienen. Ob Rom gegen Karthago, ob Griechenland gegen Persien, ob Kreuzzüge, Kaiserreiche, Kolonialmachtstreben, ob Großreichträume, Weltmachtstreben und Faschismus durch die Jahrhunderte. Die angeblichen Kriegsgründe und die Strategien bleiben gleich. Wir scheinen als Menschheit nur scheinbar aus der Geschichte lernen zu können oder zu wollen.
Wir haben schlichtweg keine Zeit, verwundert zu sein. Was hat sich verändert seit Cäsar? Was ist anders seit den Kreuzzügen? Was ist anders als in der Kolonialzeit? Haben wir wirklich etwas gelernt? Alles hängt am Ende mit allem zusammen. Die Situation war absehbar. Und so wie Altkanzler Gerhard Schröder an seinen Jobs in Russland hängt, so hing man an der Hoffnung , dass man mit ein wenig Marktwirtschaft und Co. die Überzeugungen eines Wladimir Putin schon ändern werde. Und wenn es um klare Statements nach den Angriffen auf Aleppo, beim Umgang mit Journalisten und Kritiker ging, hieß es immer: Ja, aber das Gas. Ja, aber die wirtschaftlichen Verbindungen? Was sagt es über eine Welt, in der das einkalkulierte Sterben und Ermorden von Menschen damit beantwortet wird, dass man Menschen den Geldhahn zudreht oder ihnen ihre Luxus-Yachten und Appartements wegnimmt? Wir haben keine Zeit für Verwunderung, wir müssen lernen.

Ein mysteriöser und flauschiger Fall
Wie aus dem Nichts tauchen seit Anfang 2022 teure Rassekatzen in und um Reinbek auf. Ein mysteriöser und flauschiger Fall für die Polizei. Wer setzt denn bitte Tiere mit einem Verkaufswert von bis zu 800 Euro aus? Das würden die Beamten gerne wissen. Was aber auch zu hinterfragen ist: Wer schmeißt kleine, putzige Babykatzen samt Mutter bei Eiseskälte in einer Tasche über den Zaun einer Tierherberge? „Das es keine netten Menschen sind, liegt auf der Hand“, sagt Karen Schönbrodt, Leiterin der ehrenamtlichen Einrichtung. Es hätte andere, tierfreundliche und respektvolle Möglichkeiten gegeben, um die Tiere „loszuwerden“. Variante 1: Katzen bei Ebay verkaufen – und dabei noch ordentlich Geld verdienen. Variante 2: Bei der Tierherberge klingeln. Jetzt droht dem oder den Täter/n eine saftige Geldbuße: Das Aussetzen von Tieren wird mit bis zu 25 000 Euro bestraft.

Menschsein in Kriegszeiten
„Momentan ist richtig, momentan ist gut. Nichts ist wirklich wichtig. Nach der Ebbe kommt die Flut“, singt Herbert Grönemeyer in seinem Lied „Mensch“. So ist es. Momentan ist richtig, momentan ist gut und die Hilfsbereitschaft für die Menschen in der Ukraine immens – auch im Kreis Stormarn.
Nichts ist wirklich wichtig, außer zu helfen – denjenigen, die derzeit durch die Hölle gehen und mit dem Nötigsten in Nachbarländer fliehen. Ob Schulen, Kirche, Kommunen, Unternehmen, Institutionen oder Privatleute. Sie alle setzen Zeichen, spenden Geld, Kleidung, Medikamente oder Dinge für den täglichen Gebrauch.
Die solidarische Welle reicht von Reinfeld bis Rausdorf, von Ammersbek bis Zarpen und zeigt eines ganz klar. In der Not stehen die Menschen zusammen, helfen sich und geben, was sie geben können, für andere, die nichts mehr haben. Da ist der Mensch Mensch. Ein starkes Signal. Wie singt Herbert Grönemeyer: „Momentan ist richtig, momentan ist gut…!“

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