Stormarner Tageblatt 10.03.2022
Stormarner Berufsschüler sammeln Sach- und Geldspenden / Lehrerin nimmt Flüchtlingsfamilie auf
Susanne Rohde
Der Wunsch vieler Menschen, den vom Krieg bedrohten Flüchtlingen aus der Ukraine zu helfen, ist auch in Stormarn enorm groß. Auch die Beruflichen Schulen des Kreises in Ahrensburg und Bad Oldesloe haben große Spendenaktionen gestartet. Bereits in der vergangenen Woche gab es einen Spendenaufruf von Rainer Nürnberg – Torwart der Eltern-Hockeymannschaft der Beruflichen Schule in Ahrensburg – und des THC Ahrensburg. Daran beteiligten sich zahlreiche Schüler. Die Resonanz war entsprechend riesig, sodass bereits am Wochenende ein privater Konvoi aus insgesamt vier Transportern und einem Sprinter mit den gespendeten Hilfsgütern, wie Babynahrung, Windeln, Bekleidung und Decken, Medikamenten und Lebensmitteln auf den Weg nach Polen und von dort an die ukrainische Grenze geschickt werden konnte.
Auf Rückweg Geflüchtete nach Stormarn gebracht
Auf dem Rückweg wurden geflüchtete Familien in Sicherheit nach Stormarn gebracht. Sie sollen in der Schlossstadt private Unterkünfte finden. Nach direkten Gesprächen mit den Helfern vor Ort in Korczowa werden ausschließlich Medikamente, Erste-Hilfe-Ausrüstung, Desinfektionsmittel und Babynahrung dringend gebraucht. Altkleiderspenden und Spielzeug werden erst für die Versorgung der Flüchtlinge in Deutschland gebraucht.
An der Beruflichen Schule in Bad Oldesloe wurde ein Klassenraum kurzerhand in ein Depot für die Hilfsmittel und Spenden der Schüler- und Lehrerschaft verwandelt. Auch viele Eltern beteiligen sich an der Sachspendenaktion. Hier stapeln sich Säcke und Kartons mit Lebensmitteln, Bekleidung, Medikamenten und Spielzeug. Die Güter sollen jetzt auf verschiedene private Hilfstransporte verteilt werden. Die Kisten müssen für den Transport zunächst gepackt, beschriftet und gestapelt werden.
An der Wand des Klassenraums hängt eine große „To-Do-Liste“. 40 Kartons und 15 Säcke mit Decken, Babywindeln und -nahrung, Medikamenten und Verbandsmaterial seien schon auf dem Weg, sagt Claudia Schecker. Viele der rund 2000 Schülerinnen und Schüler des Berufsschule hätten schon alle möglichen Dinge gespendet, auch 2000 Euro Geldspenden kamen zusammen. Neben dieser Sammelaktion plant das Präventionsteam der Schule um Lehrerin Susanne Schmidt als Teil der Aktionsgruppe „Ukraine-Hilfe“ weitere Aktionen wie einen Spendenlauf und einen Ostermarkt.
„Die Bilanz des Engagements unserer Schule ist überwältigend“, freut sich Schulleiter Kai Aagardt. Die Solidarität sei riesengroß, sagt Claudia Schecker, die eine Freundin in Odessa hat, die auch Lehrerin ist, aber dort bleiben wolle.
Inzwischen hat Schecker selbst bereits eine ukrainische Familie mit Kindern bei sich zu Hause aufgenommen. Auch ihr Kollege Andreas Clasen versucht Unterkünfte für die Flüchtlinge zu organisieren. „Da sind Familien mit bis zu sechs Kindern dabei, darunter auch viele Babys“, so der Berufsschullehrer, der schon neun Familien vermitteln konnte. „Wenn man ein kleines Baby mit Schnittwunden im Gesicht im Arm hält, dann verändert das alles“, betont Andreas Clasen.