Stormarner Wochenschau: Die Folgen der andauernden Pandemie

Stormarner Tageblatt  16.04.2022

Die Folgen der andauernden Pandemie

Karikatur: Megi Balzer
Karikatur: Megi Balzer

Guido Behsen, Patrick Niemeier

S.O.S. im Freibad
Die Frage stellt sich in diesen Tagen öfter und eindringlicher denn je: Worüber jammern wir eigentlich? Angesichts des Schreckens, den Russlands Diktator Wladimir Putin über die Ukraine gebracht hat, erscheinen die meisten unserer Sorgen als Luxusprobleme. Dennoch darf und muss es bedauert werden, dass eine gerade für Kinder besonders unbeschwerte Zeit in diesem Jahr unter schwierigen Vorzeichen steht: Die Freibadsaison wird in Bargteheide deutlich teurer, in Trittau ist sie noch nicht einmal sicher. Da könnte es sogar bei Trockenübungen bleiben, wie es unsere Karikaturistin mit spitzer Feder zu Papier gebracht hat.
Die Gründe sind wiederum bei den alles überschattenden Stichworten zu suchen. Im Zuge der Corona-Pandemie hat sich im Freizeit- und Gastronomiegewerbe viel Personal notgedrungen verabschiedet. Personal, das nun händeringend gesucht wird. Und da steht eine zeitlich befristete Stelle im Schichtdienst und mit Arbeitszeiten an Feiertagen und am Wochenende im Trittauer Schönaubad nicht eben hoch im Kurs.
In Bargteheide wiederum wurde in den vergangenen Jahren viel investiert, jetzt steigen die Energiepreise eklatant. Die Leidtragenden sind vor allem Kinder aus sozial schwächeren Familien, die sich eine Saisonkarte kaum noch leisten können. Der Kinderschutzbund Stormarn ruft nun zu Spenden auf, damit wenigstens der – in den Corona-Jahren ausgefallene – Schwimmunterricht ermöglichtwerden kann, unter anderem für aus der Ukraine geflüchtete Mädchen und Jungen. Ein Jammer.

Vorsicht trifft Ignoranz
Die Maßnahmen-Kritiker jubeln und die Corona-Leugner fühlen sich zum Teil nach zwei Jahren Pandemie bestätigt – da trotz hoher Infektionszahlen – wohlgemerkt mit der Omikron-Mutation – die Lockerungen durchgezogen werden. Das Fazit: Es kann ja alles doch gar nicht so schlimm gewesen sein. Dass es eher an denen liegt, die sich haben impfen lassen, dass die Lockerungen überhaupt möglich sind, kommt natürlich als Fakt nicht gut an bei denen, die seit zwei Jahren glauben, dass ihr Geschwurbel irgendwas erreicht habe. Aber gut, wir haben in zwei Jahren auch gelernt, dass die Intelligenz, die Medienkompetenz einiger Mitmenschen ein klein wenig überund die Wissenschaftsfeindlichkeit und Faktenallergie unterschätzt wurde, bevor uns die Pandemie eines Besseren belehrte.
Nun geht es aber weiter. Denn die Folgen der Pandemie – oder zum Teil der ergriffenen und zum Teil umstrittenen Maßnahmen – sind durchaus tiefgreifend. So kommt es dazu, dass manche Menschen, die in ihrem Umfeld oder am eigenen Leib Erfahrungen mit dem Virus gemacht haben – oder sich einfach ein wenig mit Fakten auseinandergesetzt haben ( da haben wir es wieder ) – noch auf freiwilliges Tragen der Masken setzen und sich dafür in Supermärkten zum Teil krude Diskussionen aufhalsen, wenn sich der Nachbar in der Kassenschlange ironischerweise eher von jemandem mit Mundschutz als umgekehrt „bedroht“ fühlt.
Doch es wird noch kruder. Die Veranstaltungsbranche hat stark gelitten. Manche Events müssen daher aus finanziellen Gründen oder weil die Pandemie eben doch nicht vorbei ist, nochmal verschoben werden. Die Organisatoren, die so handeln aus Rücksicht auf Mitarbeiter, Besucher und Mitwirkende oder es sich einfach nicht leisten können, werden jetzt zum Teil in sozialen Medien als „Feiglinge“ beschimpft.

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