Was die Wirtschaft vom nächsten Oldesloer Bürgermeister erwartet

Stormarner Tageblatt  19.04.2022

Wirtschaftsvereinigung sieht großen Handlungsbedarf und hat auch konkrete Handlungsempfehlungen

Wer gewinnt am 8. Mai das Duell an den Wahlurnen rund um das Bürgermeisteramt in der Kreisstadt?
Die Wirtschaftsvereinigung Bad Oldesloe will die Attraktivität der Innenstadt weiter steigern. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Wohin geht der Weg in Bad Oldesloe? Am 8. Mai wird der nächste Bürgermeister gewählt. Wird Amtsinhaber Jörg Lembke sechs weitere Jahre das Schicksal der Kreisstadt als Verwaltungschef mitgestalten können oder wird Herausforderer Tom Winter im Oktober in das Bürgermeisterbüro am Marktplatz einziehen?
„Wer es wird, ist uns erstmal egal. Entscheidend ist für uns, dass er die entscheidenden Themen angeht“, sagt Nicole Brandstetter, Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung Bad Oldesloe: Gerade in dieser Zeit sei es wichtig, dass Innovationen gefördert und der Standort für die Zukunft fit gemacht werde.

Funktionierende Verwaltung bietet Bürgermeister Freiräume
„Wir wünschen uns, dass der Modernisierungsprozess der Verwaltung vorangetrieben wird, mit dem Ziel, eine effiziente, pragmatische und am Interesse der Bürger und Unternehmen handelnde Verwaltung zu erleben“, stellt die Wirtschaftsvereinigung in einem Statement klar. „Versäumnisse in der Stadtentwicklung, ein strukturelles Defizit in der Haushaltskasse und nicht zuletzt die Corona-Pandemie haben Spuren in Gesellschaft und Wirtschaft hinterlassen. Bei vielen Unternehmen brachen Umsätze ein oder gar vollständig weg. Einzelhandelsmagnete der Bad Oldesloer Innenstadt haben bereits ihren Wegzug signalisiert“, sagt Brandstetter.
Wenn die Verwaltung mit engagierten Mitarbeitern gut funktioniere, habe der Bürgermeister allerdings Freiräume, um gemeinsam mit der Lokalpolitik wichtige Impulse zu setzen und die richtigen Reaktionen auf Herausforderungen zu zeigen. Das Zukunftsmanagement müsse dabei auf effiziente und dauerhafte Lösungen ausgerichtet sein. Damit Bad Oldesloe sich gegen die Konkurrenz aus Nachbarkommunen durchsetzen könne, sei es wichtig, dass es als Standort wieder attraktiver werde. Dazu gehöre es die Gewerbe- und Grundsteuersätze stabil zu halten und – wenn möglich – sogar zu senken. Eine unternehmensfreundliche Verwaltung solle Genehmigungs- und Antragsverfahren beschleunigen und dabei die digitalen Dienstleistungen der Verwaltung ausbauen, merkt die Chefin der Wirtschaftsvereinigung weiter an.
Auch für die Innenstadt hat die Wirtschaftsvereinigung klare Vorstellungen. Generell müsse die Attraktivität und die Aufenthaltsqualität erhöht werden. Die Erstellung von Konzepten sei ein erster Schritt in die richtige Richtung. Nun müssten diese Konzepte aber auch schnell und professionell umgesetzt und ein interessanter Branchenmix gefördert werden. Außerdem sollte die Innenstadt durch die Stärkung der Außengastronomie, Begrünungen sowie Park- und Fußgängerleitsysteme aufgewertet werden.
Die Trave-Arkaden und das neu zu bebauende Grundstück in der Lübecker Straße am Ort des ehemaligen Nickel-Kaufhauses sollten an die Fußgängerzone angeschlossen werden. Wichtig sei auch, dass die Stadt mit verschiedensten Verkehrsmitteln erreichbar sei und es für keine Fahrzeuge generelle Einfahrverbote gebe. Ein neuer Ladenflächenmanager müsse außerdem schnell in seine Aufgabe eingearbeitet werden. Neue Gewerbeflächen müssten erschlossen und angeboten werden. Das strukturelle, finanzielle Defizit der Stadt ließe sich durch Einnahmen aus der Gewerbesteuer verringern. Es müsse gleichzeitig eine klar erkennbare Ansiedlungs-Strategie geben, so Brandstetter.
Die Wirtschaftsvereinigung blickt in Sachen Standortfaktoren auch in Richtung Wohnraum. Gerade wenn es darum geht, Fachkräfte für Firmen in der Kreisstadt zu gewinnen oder zu halten, sei attraktiver Wohnraum sehr wichtig.

Stadt sollte Vorkaufsrechte für Grundstücke nutzen
Daher rege man an, dass die Stadt Vorkaufsrechte für Grundstücke und Immobilien nutze, um so Wohnraum entstehen zu lassen. Die Gesundheitsversorgung müsse zugleich weiter ausgebaut werden. Und nicht zuletzt solle das existierende Freizeitangebot nicht nur aufrechterhalten, sondern erweitert werden.
Zu all dem gehöre, laut Brandstetter, dass das Stadtmarketing professionell aufgestellt sei. „Vor dem Hintergrund des zunehmenden Wettbewerbs der Städte untereinander braucht Bad Oldesloe ein Stadtmarketing, das die Qualitäten der Stadt nach außen sichtbar macht und die Bindung von Bürger und Unternehmer an ihre Stadt stärkt“, sagt Nicole Brandstetter.
Die gesammelten Kernpunkte werde die Wirtschaftsvereinigung dem zukünftigen Bürgermeister in einem Gespräch mit auf den Weg geben. Gerne sei man bereit mit der Verwaltung, dem Wirtschaftsbeirat und der Lokalpolitik zu kooperieren. Das Ziel müsse sein, dass man gemeinsam Bad Oldesloe auch künftig als attraktiven Unternehmensstandort präsentiere.

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