Stormarner Tageblatt 29.04.2022
Jahreshauptversammlung: „Haus und Grund“ Stormarn rät vom kommunalen Wohnungsbau ab
Finn Fischer
Hohe Baupreise, steigende Sanierungskosten, Grundsteuerreform: Bei seiner Jahreshauptversammlung hat sich der Stormarner Eigentümerverein „Haus & Grund“ in der Oldesloer Festhalle über aktuelle Probleme in der Immobilienwirtschaft ausgetauscht. Auf der Rednerliste stand auch Bürgermeister Jörg Lembke, der über die Entwicklung im Wohnungsbau in der Kreisstadt berichtete. Für Kritik sorgte dabei die Überlegung, dass die Stadt selbst in den Bau und die Vermietung einsteigt.
Trotz steigender Zinsen bei der Finanzierung von Wohneigentum und teurer Baupreise kann sich Haus & Grund in Stormarn über steigende Mitgliederzahlen freuen. 2021 zählte der Verein insgesamt 3268 organisierte Eigentümer in Stormarn. Bei der Hauptversammlung wurden sowohl Dieter Tabbert als zweiter Vorsitzender als auch Mathias Schmidt als Vorsitzender einstimmig wiedergewählt. „Ich bin mir sicher, dass die Probleme der Immobilienbesitzer nicht kleiner werden“, sagte Mathias Schmidt. Der Vorsitzende sorgt sich vor allem um die Situation in der Bauwirtschaft. „Wer in letzter Zeit versucht hat, einen Termin bei einem Handwerker zu bekommen, weiß wovon ich spreche“, so Schmidt. Aufträge werden kaum noch geschrieben, weil eine Kalkulation durch unvorhersehbare Preissteigerungen und Engpässe kaum noch möglich sei. „Es fehlt an Materialien und ganze Baustellen stehen still. Für Bauwillige kommt noch hinzu, dass die Zinsen bei der Finanzierung steigen“, sagte Mathias Schmidt. Das wirkt sich auf die Verfügbarkeit von Wohnraum aus. Und auch auf die Mietpreise, wie der Haus & Grund-Chef sagte: „Eigentümer werden die Kosten an die Mieter weitergeben müssen, weil das sonst nicht bezahlbar ist.“
Derzeit wird in Bad Oldesloe noch gebaut. Wenn auch nicht in dem nötigen Maße. Auf Einladung des Vereins hielt Bürgermeister Jörg Lembke einen Vortrag über die Entwicklung in der Kreisstadt. Bis 2030 rechnet der Verwaltungschef mit rund 3000 Neubürgern, die irgendwo untergebracht werden müssen. „Einen großen Teil der wohnbaulichen Entwicklung der nächsten 20 Jahre sehe ich in Rethwischfeld“, so Lembke. Dort habe die Stadt knapp 60 Hektar Land angekauft, auf der neue Häuser entstehen sollen. Damit in Bad Oldesloe mehr günstiger Wohnraum entsteht, will die Stadtverwaltung im Mai eine Vorlage „Eigenbetrieb Wohnungswirtschaft“ einbringen. Dabei geht es um die Frage, ob sich die Stadt finanziell an Wohnungsunternehmen beteiligt oder sogar eigene Projekte realisiert und Wohnungen vermietet. Alexander Blažek, Vorsitzender von Haus & Grund Schleswig-Holstein, ist skeptisch, dass dieser Plan aufgeht.
Seiner Erfahrung nach tun sich Kommunen schwer damit, Immobilien zu verwalten und in Schuss zu halten. „Kiel hat damit so seine Probleme. Aber vielleicht gibt es in der Oldesloer Verwaltung ja Experten, die Dass durch eine Rückkehr zum kommunalen Wohnungsbau die Mietpreise merklich sinken werden, glaubt Blažek nicht. „Die Preise für Materialien steigen und die Auftragsbücher der Baufirmen sind voll. So eine Gesellschaft kann auch nicht günstiger bauen“, so Blažek. Dass durch kommunalen Wohnungsbau Mieten unter 14 Euro pro Quadratmeter möglich sind, glaube er daher nicht. Bad Oldesloe solle sich daher gut überlegen, ob das der richtige Weg sei.