500 Wohneinheiten und eine Festhalle

Patrick Niemeier

Am 8. Mai kommt es zum Showdown an den Wahlurnen in Bad Oldesloe. Wird Jörg Lembke sechs weitere Jahre Bürgermeister in der Kreisstadt bleiben dürfen oder wird Herausforderer Tom Winter ihn nach einer Amtszeit auf dem Chefsessel in der Stadtverwaltung ablösen? Lembke hofft natürlich zu gewinnen. Mit Tageblatt-Redakteur Patrick Niemeier sprach er über seine Ziele und seine Motivation.

Die ersten sechs Jahre als Bürgermeister sind geschafft. Wann haben Sie die Entscheidung getroffen, erneut zur Wahl anzutreten?
Die Entscheidung fiel im Laufe des vergangenen Jahres. Die Aufgabe macht mir sehr viel Freude und ich bin noch nicht fertig mit den Dingen, die ich mir vorgenommen habe.

Ihre Wahlplakate fallen durch ihren Regenbogen-Schriftzug auf. Wie kam es zu der Idee und wofür steht der Regenbogen bei Ihnen ?
Zunächst wollte ich mich mit dem Bild in schwarz-weiß von den Wahlplakaten für die Landtagswahl optisch absetzen. Die bunte Schrift drückt für mich das aus, wofür unsere Stadt steht: bunt, tolerant und weltoffen. Wir schauen nicht auf Ethnien, kulturellen oder religiösen Hintergrund, sondern nehmen jeden Menschen so wie er ist.

Was motiviert Sie, weiterhin Bürgermeister dieser Stadt sein zu wollen?
Bad Oldesloe ist die Stadt, in der ich geboren wurde, aufgewachsen bin und in der ich lebe. Insofern ist das Bürgermeisteramt eine Herzensangelegenheit für mich. In den ersten sechs Jahren meiner Tätigkeit konnte ich mit der Verwaltung viele Projekte anstoßen, die es nun fortzuführen gilt.

Welche drei Dinge müssen sich in Bad Oldesloe dringend ändern ?
Die Innenstadt benötigt unbedingt eine Auffrischung, ganz besonders der Marktplatz und die Hagenstraße. Mit Bad Oldesloe 2.0 haben wir den Grundstein für ein Städtebauförderungsprojekt gelegt. Wenn wir aufgenommen werden, gibt uns das die Möglichkeit zur Erneuerung der Altstadtinsel. Ich bin auch sehr froh darüber, den Abriss des ehemaligen Nickel-Gebäudes erreicht zu haben und so den Weg für die Überplanung dieser wertvollen Gesamtfläche zu bereiten. Der Wohnungsbau muss forciert werden. Hier bin ich sehr froh, dass es mir gelungen ist, für die Stadt große Flächen zu erwerben, die uns in in die Lage versetzen werden, Wohnungsbau zu planen, ohne auf private Investoren angewiesen zu sein.

Welche Bereiche laufen in Bad Oldesloe gut ?
Ich bin sehr stolz auf die Mitarbeiter der Verwaltung. Wir werden seit einigen Jahren immer besser, schlagkräftiger und schneller. Die Finanzen der Stadt haben sich ebenfalls deutlich verbessert. Die Schuldenlast wurde halbiert und die Investitionsquote deutlich erhöht. Die Gewerbesteuer ist deutlich gestiegen, was zu mehr finanziellem Spielraum führt.

Haben Sie sich Ihre erste Amtszeit leichter oder schwieriger vorgestellt?
Im Grunde wusste ich ja, was mich erwartet. Etwas einfacher hatte ich mir aber den Umgang mit der Politik vorgestellt. Hier bin ich anfangs sicher etwas zu blauäugig herangegangen und mit meiner direkten Art bei dem Einen oder Anderen angeeckt. Mittlerweile habe ich aber das Gefühl, dass wir uns besser aufeinander eingestellt haben, auch wenn ich nie „Everybody´s Darling“ sein kann und will.

Was würde Ihr 18-jähriges Ich zu Ihrer Entscheidung sagen, den Job weitermachen zu wollen?
Mit 18 hätte ich niemals daran gedacht, Bürgermeister meiner Heimatstadt zu werden. Damals wie heute war es mir wichtig, mich ehrenamtlich zu engagieren.

Warum sollte sich ein Unternehmen in Bad Oldesloe ansiedeln?
Neben den vorhandenen Gewerbeflächen in fast jeder Größe, bietet Bad Oldesloe moderate Gewerbesteuern, Wohnraum für jeden Geldbeutel, Freizeitmöglichkeiten jeder Art und Naherholungsräume in unmittelbarer Nähe. Dazu kommen gute Verkehrsanbindungen auf der Straße und Schiene.

Warum sollte ein Geschäftsmann ein Geschäft in der Innenstadt betreiben?
Ich stelle in Gesprächen immer wieder fest, dass trotz des Internethandels eine Versorgung vor Ort für alle Menschen wichtig ist. Gute Fachgeschäfte werden immer benötigt und werden auch immer gut von ihrer Arbeit leben können. In den vergangenen Jahren waren es aus meiner Sicht vielmehr die Immobilieneigentümer, die mit teilweise unrealistischen Mietforderungen oder seltsamen Entscheidungen bei der Auswahl der Händler für eine ungünstige Mischung in der Innenstadt gesorgt haben.

Es heißt oft, es fehle Bad Oldesloe an touristischen Attraktionen? Wie stehen Sie der Idee eines kleinen Tier- oder Freizeitparks gegenüber?
Nichts gegen einen Streichelzoo, aber die echte Natur ist doch viel schöner und ein Spaziergang durchs Brenner Moor oder an der Trave ist aus meiner Sicht besser als jeder Zoobesuch, zumal man ja sogar bei uns Wasserbüffel, Damwild, Schwarzwild oder Kraniche beobachten kann. Dennoch werden wir uns um die Attraktivierung Bad Oldesloes für Touristen kümmern. Hierbei geht es aber mehr um Wohnmobilstellplätze, Hotels, Gastronomie und kulturelle Highlights.

Es heißt häufig, Bad Oldesloe mache nicht genug aus seiner bewegten Geschichte? Kann ein größeres Museum eine Idee sein?
Es ist kein Geheimnis, dass sowohl unser Heimatmuseum als auch das Archiv mehr Platz gebrauchen könnten. Ein „Haus der Geschichte“ wäre sicher wünschenswert. Wie so oft stellt sich aber die Frage: Wo? Und vor allem: Wovon? Ich finde dennoch, dass diese Thematik auf die Agenda gehört.

Wie kann Bad Oldesloe kulturell noch mehr zum Leuchtturm werden?
Die Kultur in der Stadt ist von beeindruckender Vielfalt geprägt und zeigt im Zusammenspiel von Ehrenamt und Profis eine hervorragende Qualität, um die uns die Städte vergleichbarer Größe in ganz Schleswig Holstein beneiden. Eine technische Sanierung der Festhalle würde aber dafür sorgen, auch wieder größere Fremdproduktionen nach Bad Oldesloe zu holen und so die Lücke zwischen KuB-Saal und Stormarnhalle zu schließen.

Wie kann Bad Oldesloe als Sportstadt gestärkt werden?
Die letzte große Halle wurde in den achtziger Jahren gebaut. Seitdem ist Bad Oldesloe gewachsen und kann den Ansprüchen der Sportvereine und Schulen nur noch bedingt gerecht werden. Ich wünsche mir politische Beschlüsse zum Bau einer Dreifeldhalle, einer Tennishalle und zweier Sportplätze.

Warum sollten Familien nach Bad Oldesloe ziehen?
Bad Oldesloe bietet für Familien optimale Voraussetzungen: Arbeitsplätze, Kindergartenplätze, alle Schularten. Wir verfügen über ein Schwimm- und ein Freibad, eine Bibliothek, eine Volkshochschule sowie ein umfangreiches Kultur- und Sportangebot. Ebenfalls vorhanden ist ein Naherholungsraum. Einzig das Wohnraumangebot muss verbessert werden. Etwa 500 Wohneinheiten befinden sich bereits in der Planung.

Was sollte Bad Oldesloe Senioren bieten?
Wir haben auf Initiative des Seniorenbeirats gerade alle Bürger ab 65 mit einem Fragebogen angeschrieben, um insbesondere ihre künftigen Wohnraumbedarfe abzufragen. Darüber hinaus werden die Barrierefreiheit beim Innenstadtumbau, eine weitere Verbesserung des ÖPNV und kulturelle und sportliche Angebote für Senioren eine Rolle spielen.

Was sind Ihre drei Lieblingsorte in Bad Oldesloe ?
1. Zuhause 2. Seefelder See 3. Marktplatz.

Welche drei Ecken der Stadt müssen dringend saniert werden ?
Der Marktplatz, die Hagenstraße und die Stadtschule.

Wo sollen mehr Einnahmen für die Stadtkasse herkommen ?
Eine der wichtigsten Einnahmequellen für die Stadt ist die Gewerbesteuer. Ich freue mich deshalb darüber, dass es mir nicht nur gelungen ist, ein neues Gewerbegebiet an der A1 zu etablieren, sondern auch in absehbarer Zeit ein weiteres Gewerbegebiet an der A 21 planen zu können. Die Nachfrage nach Gewerbeflächen ist ungebrochen. Unternehmen, die sich in Bad Oldesloe ansiedeln, werden Arbeits- und Ausbildungsplätze und Gewerbesteuer in die Stadt bringen. Außerdem hoffe ich natürlich auf den Erfolg des Windparks, der gerade von unserem Eigenbetrieb Stadtwerke Bad Oldesloe errichtet wird. Darüber hinaus produzieren wir sauberen Strom und werden als Stadt bei der Stromproduktion rechnerisch nahezu autark.

Wie soll der Bildungsstandort Bad Oldesloe gestärkt werden ?
Wir müssen weiter daran arbeiten, die gute Ausstattung unserer Schulen kontinuierlich zu verbessern, obwohl wir jedes Jahr enorme Summen in die Gebäude und deren Ausstattung stecken. In der Planung sind 1.200 zusätzliche Quadratmeter für die IES. Abgesehen von einer reinen Hochschulausbildung hat Bad Oldesloe alles, was ein Schulstandort bieten muss. In Verbindung mit dem Angebot an Ausbildungsplätzen bis hin zum dualen Studium, können junge Leute hier praktisch jeden Beruf erlernen.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Ihrem Gegenkandidaten?
Herr Winter ist als Stadtverordneter ein sehr engagierter Streiter für die Belange von Kindern und Familien und ich freue mich, wenn er dies auch über die Kommunalwahl 2023 hinaus bleibt.

Wie lautet die Schlagzeile im Stormarner Tageblatt am Tag nach der Bürgermeisterwahl?
Bad Oldesloe hat gewählt – Lembke bleibt im Amt!