Stormarner Tageblatt 14.05.2022
Friedensbier und Lunten am Pulverfass
Susanne Link, Patrick Niemeier, Volker Stolten
In der Meinung getrennt, in der Sache vereint.
Das Lokalpolitiker verschiedenster Parteien und Fraktionen oder Politiker und Verwaltungsmitarbeiter nach anstrengenden Sitzungen ein Bier trinken, ist für manchen Bürger oder Kleinstadt-Blogger schnell ein Skandal. Gemauschelt werde da sicherlich und überhaupt zeige das die Verkommenheit von „denen da oben“. Doch warum sollte das eigentlich so sein? Nur weil man inhaltlich nicht einer Meinung ist, sollte man keinen Respekt füreinander haben können? Nur weil sich politisch gestritten wird, sollte man nicht befreundet sein können? Es ist komplett illusorisch zu glauben, dass sich die engagierten Menschen in Kleinstädten nicht untereinander – zum Teil seit vielen Jahrzehten – kennen. Natürlich gibt es Fälle, in denen ein Zusammenkommen inhaltlich und menschlich unmöglich ist, zum Beispiel wenn Menschen unter der Gürtellinien angreifen, diskriminieren oder „alternative Fakten“ verbreiten, aber im Allgemeinen ist es doch eher wünschenswert. Und so war das Ende der Bürgermeisterwahlen in Bad Oldesloe ein gutes Zeichen. Fast schon famililär wirkte es, als sich die beiden Kontrahenten im historischen Rathaus trafen, Tom Winter dem wiedergewählten Jörg Lembke gratulierte und sie mit einem Bier anstießen. Auch Politiker der verschiedensten Parteien waren vor Ort. Es wurde nicht geschimpft oder gewütet, es wurde gelacht. Und wenn man bedenkt, dass sich in Kleinstädten am Ende zumeist nur ein paar handvoll Menschen einbringen, ist es gut, so etwas zu sehen. Streit in der Sache ja, aber eigentlich wollen doch alle das – aus ihrer Sicht – Beste für die Stadt. Wer das komisch findet, wer sich daran stößt, wer von „die da oben“ spricht und Verschwörung witter, der kann sich doch einfach selbst einbringen.
Das geht doch auch anders
Wie sich die Zeiten ändern: Ist noch gar nicht so lange her, da herrschten in Bargteheide zwar nicht Friede, Freude, Eierkuchen, aber doch eine gute Stimmung. Man stritt um die Sache und diskutierte auch lebhaft. Doch am Ende trank man auch – wie jetzt in Bad Oldesloe – ein Bier zusammen, war alles wieder gut. Doch diese Zeiten sind vorbei.Heute sitzt die Stadt, überspitzt dargestellt, auf einem Pulverfass, an dem gleich mehrere Lunten brennen. Egal ob Kahlschlag, Bürgermeisterwahl oder Europaverein. Man bekriegt sich regelrecht. Die Verwaltung wettert gegen die Politik, die wiederum gegen die Verwaltung und Stadtvertreter wettern gegeneinander. Es ist harter Tobak, der, auch in schriftlicher Form, an die Oberfläche kommt und öffentlich zugänglich wird. Die Sache gerät ins Hintertreffen, persönliche Befindlichkeiten rücken in den Vordergrund. Es mag im ersten Moment für den einen oder anderen befriedigend sein, dem Kontrahenten eins auszuwischen. Und es mag an dem einen oder anderen auch was dran sein, doch der Stadt tut man mit dem Gezänk keinen Gefallen. Im Gegenteil.Es sorgt nur dafür, dass sich die Gräben vertiefen, sodass man aus denen irgendwann nicht mehr rauskommt. Dabei sollte das Gemeinwohl an vorderster Stelle stehen. Da kann man nur hoffen, dass die neue Bürgermeisterin Gabriele Hettwer, die im September die Amtsgeschäfte von Birte Kruse-Gobrecht übernimmt, Druck aus dem Kessel nehmen und Ruhe ins städtische Gefüge bringen kann – mit „Herz und Verstand“, wie auf ihren Wahlplakaten zu lesen war. Es wäre doch fatal, wenn aus „Stormarns lebendiger Stadt“ in naher Zukunft „Stormarns verfeindete Stadt“ werden würde. Das kann niemand wollen.
Auch wild abgelagerter Sperrmüll kostet
Zigarettenkippen und Schnaps-Fläschchen direkt neben einer Mülltonne, eine verdreckte Matratze in einer belebten Straße in der Innenstadt. Ahrensburg ist zwar im Vergleich zu anderen Städten keine Müll-Oase, beheimatet aber so manchen Schmutzfink. Doch gerade die Rechnung jener, die achtlos ihre Sachen durch die Gegend schmeißen, also ihren Sperrmüll irgendwo abstellen, geht nicht auf. Sie sparen scheinbar Geld und Mühe. Vermeintlich. Denn diejenigen, die den Müll von der Straße räumen, machen das nicht umsonst. Das kostet die Stadt zusätzliches Geld. Geld von Steuerzahlern. Unschön also, in zweierlei Hinsicht. Apropos: Blumen und Pflanzen aus städtischen Grünflächen zu klauen oder sie einfach abzuschneiden, ist ebenfalls nicht sonderlich klug. Sie können sich denken wieso.