So verändert sich Stormarns Klima

Stormarner Tageblatt  03.06.2022

Hitze, Regen, Frost: Hamburger Experten entwickeln Modelle zu Wetter-Extremen und Klimawandel

Unwetter und Starkregenereignisse sorgten im Frühjahr in Stormarn für Hochwasser.  Patrick Niemeier
Unwetter und Starkregenereignisse sorgten im Frühjahr in Stormarn für Hochwasser. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Nicht erst seit die Demonstrationen von „Fridays for Future“ auf den Straßen unterwegs sind, wird verstärkt über den Klimawandel und seine Auswirkungen gesprochen. Eine der ersten und lautesten Forderungen sind dabei Investitionen in den Klimaschutz. Doch Fakt ist auch, dass damit die Veränderungen nicht mehr komplett aufgehalten werden können, wie Klimaexperten berichten.
Genau daher beschäftigt sich der Kreis Stormarn mit dem Klimaanpassungsmanagement. Dieses kümmert sich darum, dass auf die bereits eingetretenen oder berechneten Klimaveränderungen möglichst rechtzeitig reagiert wird. Dazu gehört es, sich auf mehr Hitzetage, Tropennächte, weniger Regen- und Frosttage, zugleich aber auf mehr Unwetter und Starkregen einzustellen.

Temperaturanstieg und mehr heiße Tage
Bei den Prognosen, wie das Klima und damit einhergehende Wetterereignisse sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entwickeln werden, nutzt die Kreisverwaltung die Daten das Climate Service Centers – kurz „Gerics“ – in Hamburg, wie Anne Munzel (Foto), eine der Klimaschutzmanagerinnen des Kreises, erklärt.
„Die Analysen des Gerics ergeben unter anderem einen Anstieg der bodennahen Lufttemperatur um 0,2 °C bis 4,9 °C bis zum Ende des 21. Jahrhunderts“, sagt Munzel. Die Abweichung in den Prognosen liegt daran, dass jeweils verschiedene Szenarien berechnet werden. Eine mit weiterhin hohen Emissionen (also klimaschädlichem Ausstoß), eine mit mittleren Emissionen und einen mit niedrigen Emissionen. Kurzum: Es wird berechnet, wie sehr die Auswirkungen durch Schutzmaßnahmen abgefedert werden. Bei einem Szenario mit hohen Treibhausgasemissionen steigt die Zahl an heißen Tagen mit Tagesmaximumtemperaturen von mehr als 30 Grad Celsius bereits in den nächsten 20 Jahren deutlich. Gerics geht in seinen Analysen davon aus, dass selbst intensiver Klimaschutz es nicht mehr verhindern wird, dass die Temperaturen in Stormarn sich von 2036 bis 2065 um bis zu 2,4 Grad erhöhen könnten. Die minimalste zu erwartende Erhöhung der Durchschnittstemperatur liege schon jetzt bei 0,4 Grad. Diese Veränderung sei selbst bei großen Anstrengungen im Klimaschutz zu erwarten. Der schlimmstmögliche Fall wäre tatsächlich eine Erhöhung um 4,9 Grad in Stormarn bis 2098.
Aktuell liegt die Durchschnittstemperatur ( Datenerhebung 1971 – 2000 ) in Stormarn bei 8,7 Grad im Jahr. Tropische Nächte gab es laut der Daten des untersuchten Vergleichszeitraums keine im Kreis. Bis 2065 könnte ihre Zahl laut der Berechnungen auf bis zu 11 im Jahr ansteigen. 21,5 Sommertagen mit hohen Temperaturen standen 72,1 Frosttage sowie 18 Eistage gegenüber.
Selbst bei niedrigen Emissionen berechnet Gerics, dass die Zahl der Sommertage und die Temperatur zunehmen. Auch die Zahl „schwüler Tage“ werde in allen berechneten Modellen zunehmen. Diese liegen aktuell bei drei Tagen im Jahr. Ebenso werden die Frost- und Eistage gleichzeitig abnehmen, während in der Konsequenz zugleich die Anzahl der Tage mit über 5 Grad ansteigt.
Verhindert werden könnte laut der Berechnungen mit starken Klimaschutzmaßnahmen derweil die Zunahme von Starkregenereignissen mit mehr als 20 Millimeter Regen pro Tag. Diese kommen aktuell in Stormarn an 2,9 Tagen im Jahr vor. Generell ist aber bei der Gesamtmenge des Niederschlags – im Vergleichszeitraum für Stormarn 770,9 Millimeter im Jahr – mit einer Zunahme zu rechnen.
„Die Folgen des Klimawandels werden auch in Stormarn einen beträchtlichen Einfluss auf die entsprechenden Handlungsfelder Landwirtschaft und Infrastruktur haben, sofern nicht proaktiv gehandelt wird“, sagt Munzel.
So müsse sich auch das Gesundheitssystem auf die Veränderungen einstellen, da sich der Wandel auch auf die Gesundheit der Bürger auswirken werde. Welche Handlungsfelder sich allgemein daraus ergeben, soll im geplanten Klimaanpassungskonzept herausgearbeitet werden. Die Arbeiten daran sollen ab 1. Oktober starten.

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