Stormarner Tageblatt 22.06.2022
Berufsschüler in Bad Oldesloe verbarrikadierten sich / Viele bewaffnete Kräfte vor Ort
Patrick Niemeier, Peter Wüst, Susanne Rohde
Schock in der Kreisstadt: An den Beruflichen Schulen in Bad Oldesloe wurde gestern Amok-Alarm ausgelöst. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. Ein tatverdächtiger Schüler wurde am Bahnhof von der Polizei angetroffen.
Es waren bange Stunden an den Beruflichen Schulen in Bad Oldesloe. Dort wurde am Vormittag kurz nach 10.30 Uhr Amok-Alarm ausgelöst. Die Polizei rückte mit einem Großaufgebot an. Die Polizei, das SEK und die Feuerwehr waren vor Ort mit zahlreichen Kräften im Einsatz. Schüler verbarrikadierten sich nach der Auslösung des Alarm-Systems in ihren Klassenzimmern. Die Situation war zunächst unübersichtlich. Schwer bewaffnete Polizisten sicherten das Gelände ab. Die Gebäude wurden gezielt und koordiniert durchsucht.
Warnung vor einem Brandanschlag
Schülern zufolge hatte es eine Drohung gegeben, woraufhin der Amok-Alarm ausgelöst wurde. „Irgendwann kurz vor 11 Uhr kam eine Durchsage, dass eine Notfallsituation eingetreten ist“, erzählt eine Schülerin. „Wir sollten uns verbarrikadieren.“ Laut ihrer Aussagen habe es in der Schule geheißen, dass die akute Drohung eines Brandanschlages bestehe. Das habe ein Polizist auf dem Gelände bestätigt: „Wir rauchten gerade vor der Turnhalle, als ein Polizist kam und sagte, wir sollen sofort das Gelände verlassen, weil jemand gesucht werde, der das angedroht habe.“
Mehrere junge Menschen, die sich auf dem Parkplatz zusammenfanden, standen mit ihren Mitschülern im Gebäude im Kontakt über Social-Media-Messenger. „Meine Freundin hat sich unter einem Tisch versteckt“, sagte zum Beispiel Sarah. Sie warte auf ihre jüngere Schwester: „Vorher gehe ich hier nicht weg.“
Am Mittag sagte ein Beamter vor Ort, es sei ein „Verdächtiger gestellt“ worden. Polizeisprecherin Sandra Kilian bestätigte, dass der Schüler von Beamten am Oldesloer Bahnhof angetroffen und vorläufig festgenommen wurde. „Die genauen Hintergründe über Art und Motivation der Androhung sind derzeit unklar und Gegenstand der laufenden Ermittlungen“, sagt Kilian. Gerüchte über einen zweiten Tatverdächtigen bestätigten sich vor Ort nicht.
Besorgte Eltern und Freunde an der SchuleInzwischen waren auch besorgte Eltern und Freunde von Schülern vor Ort eingetroffen, die von der Situation gehört hatten. Der 20-Jährige Sean aus Sandesneben war mit seiner Mutter zur Schule gefahren, um seine Freundin abzuholen. „Es gibt immer mehr komische Menschen. So etwas hört man doch sonst nur aus Amerika“, so der 20-Jährige. Auch seine Mutter zeigte sich geschockt: „Nichts ist schlimmer als die Angst, die sich im Kopf festsetzt.“
Ab 12.30 Uhr war zu beobachten, wie Schüler die Bildungseinrichtung in der Kreisstadt verließen. Viele zeigten sich erschöpft, verängstigt, angespannt. Schülerinnen klagten nach dem kontrollierten und durch die Polizei begleiteten Verlassen des Gebäudes über Kreislaufbeschwerden. Kilian: In einem Fall habe es sich um eine Panikattacke gehandelt.
Nachdem die Bedrohungslage geklärt war, wurde der Parkplatz durch die Polizei geräumt. „Durch die Festnahme bestand keine aktuelle Gefährdungslage mehr, so dass der Einsatz gegen Mittag beendet werden konnte“, sagt Kilian. „Wir waren bis dahin im Keller, wo wir Unterricht hatten und haben gemacht, was uns gesagt wurde“, berichten Josh, Paul, Niklas und Engjull, nachdem sie das Gebäude verlassen haben. „Schon eine Minute nach dem Alarm war ein Polizist bei uns und hat uns beruhigt. Das ist sehr professionell abgelaufen, wir hatten keine Angst.“ Anders erging es Schülern im Neubau, der durch viel Glas geprägt ist. „Sich dort zu verstecken, ist an manchen Stellen unmöglich. Wir hatten große Angst“, sagte eine Schülerin, bevor sie weinend eine Mitschülerin umarmte.