Entwarnung: Keine gefährliche Raupenplage

Stormarner Tageblatt  28.06.2022

Eichen-Prozessionsspinner und Gespinstmotte leicht zu verwechseln

Bei den Gespinsten am Radwanderweg zwischen Bad Oldesloe und Rümpel handelt es sich um Gespinstmotten.  Finn Fischer
Bei den Gespinsten am Radwanderweg zwischen Bad Oldesloe und Rümpel handelt es sich um Gespinstmotten. Finn Fischer

Finn Fischer

Ein besorgter Passant hatte das Stormarner Tageblatt über die gespenstischen Gebilde informiert. Einer ersten Einschätzung des Kreises Stormarn nach, handelt es sich dabei um eine große Population einer anderen Raupe.
„Hier herrscht der Eindruck vor, dass es sich eher um die Gespinstmotte handelt. Die ist für den Menschen völlig harmlos und frisst das grüne Laub weg, wandert gegebenenfalls weiter oder verpuppt sich dort“, sagt Michael Drenckhahn, Sprecher der Kreisverwaltung. Die Einschätzung des Kreises teilt auch die Bad Oldesloer Stadtverwaltung. Ein Mitarbeiter war vor Ort und hat die Gespinste begutachtet. Demnach handelt es sich eindeutig um die Gespinstmotte.

Die Gespinstmotte bildet keine Haare aus
„Hinweise aus der Bevölkerung sind trotz allem wichtig, da sich der Eichen-Prozessionsspinner immer weiter ausbreitet und starke allergische Reaktionen verursachen kann“, sagt Agnes Heesch, Sprecherin der Stadtverwaltung. Denn auf den ersten Blick sind die Nester der harmlosen Raupen leicht mit denen des Eichen-Prozessionsspinners zu verwechseln. Bei beiden handelt es sich um schleierartige Gespinste, die großen Spinnennetzen ähneln und in denen sich die Insekten im Larvenstadium entwickeln. Während die Gespinstmotte bei der Wahl ihres Wohnortes nicht sonderlich wählerisch ist, sind Eichen-Prozessionsspinner fast ausschließlich – wie der Name schon sagt – an Eichen anzutreffen.
Der auffälligste Unterschied ist aber, dass die Gespinstmotte keine Haare ausbildet, wie der Eichen-Prozessionsspinner. Diese feinen Brennhärchen machen das Tier so gefährlich. Kommen Menschen damit in Kontakt, treten Juckreiz, Quaddeln oder Hautausschläge auf.
Werden die Härchen eingeatmet, kann es zu Atembeschwerden kommen. Gelangen sie ins Auge, ist oft eine Bindehautentzündung die Folge. Auch generalisierte Beschwerden – etwa Schwindel, Übelkeit, Fieber oder Schüttelfrost – wurden beschrieben. Die Symptome treten oft erst über Nacht auf. Als erste Hilfe empfiehlt Dr. Hannes Müller, Vorstandsmitglied der Bundesapothekerkammer, kühle Umschläge oder rezeptfreie Medikamente.
Spaziergänger sollten Nester von Eichen-Prozessionsspinner meiden und nach einem möglichen Kontakt umgehend duschen. Auch die Kleidung sollte bei 60 Grad gewaschen werden.
Im Oldesloer Fall geben Stadt und Kreis Entwarnung. Allerdings können Vorkommen des Eichen-Prozessionsspinner in Stormarn nicht ausgeschlossen werden. Er tritt in warm-trockenen Regionen auf und bevorzugt lichte Eichenwälder, Bestandesränder und Einzelbäume.

Ausbreitung seit Mitte der 1990er Jahre
Seit Mitte der 90er Jahre ist nicht nur eine starke Zunahme dieser Schmetterlingsart zu verzeichnen, sondern auch ein weiteres Ausbreiten nach Norden. In Schleswig-Holstein ist der Eichen-Prozessionsspinner erstmals 2011 registriert worden.
Weil von Eichen-Prozessionsspinnern die beschriebenen Gesundheitsgefahren ausgehen, bitten örtliche Behörden um die Meldung von Verdachtsfällen. Bad Oldesloe nimmt entsprechende Hinweise über das Formular www.badoldesloe.de/Service-Stadtsauberkeit auf.

Dieser Beitrag wurde unter Presseartikel veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.