Stormarner Tageblatt 06.08.2022
So stellen sich Hühnerhöfe im Kreis Stormarn auf den Ausbruch der Geflügelpest ein
Marcel Nass
Die Sorge vor dem Ausbruch der Geflügelpest ist auf Stormarner Hühnerhöfen allgegenwärtig. Die nächste Welle der inzwischen fast jährlich auftretenden Seuche kündigt sich derweil schon an. In den Kreisen Schleswig-Flensburg und Dithmarschen mussten durch die Krankheit zuletzt tausende Tiere getötet werden, um den weiteren Ausbruch zu verhindern. Ein Szenario, das sich die Betreiber von Geflügelhöfen in Stormarn nicht vorstellen wollen. Zuletzt war die Geflügelpest im Frühjahr 2022 im Kreis ausgebrochen.
Geflügelpest beschäftigt Tierhalter seit Jahren
Für Carsten Möller aus Neritz ist die Hühnerzucht und der damit verbundene Eierverkauf seine einzige Erwerbsquelle. 6000 Hühner hält er in seinem kleinen Betrieb im Ortsteil Floggensee in drei voneinander getrennten Ställen. Die Nachricht, dass zuletzt in Großhansdorf ein infizierter Wildvogel gefunden wurde, hat er noch relativ gelassen hingenommen. Bedrohlich ist die Lage jedoch immer. „Wenn hier die Geflügelpest eingeschleppt wird, habe ich natürlich ein großes Problem. Da ist man immer besorgt, dass die Krankheit näherkommt und nachher sogar den eigenen Betrieb treffen kann“, sagt Möller.
Neben Eiern aus Bodenhaltung bietet er auch Eier von Freilandhühnern an. Darauf legen seine Kunden großen Wert. Sollte sich die Geflügelpest im Kreis ausbreiten, würde dann wohl wieder eine Aufstallungspflicht in Kraft treten. Dann dürften die Freilandhühner nicht mehr nach draußen. „Natürlich will man in solchen Situationen das beste für die Tiere. Ich will aber auch den Verbrauchern gerecht werden. Daher ist das immer eine komplizierte Lage“, erklärt Carsten Möller. Zuletzt musste er seine Tiere Anfang des Jahres für mehrere Monate einsperren. Nach 16 Wochen Stallpflicht durfte er die Eier nach EU-Recht nicht mehr als Freilandeier vermarkten.
Der Kreis Stormarn appellierte nach dem Fund der infizierten Graugans in einem Schreiben bereits an die Betriebe, sich an die Hygienemaßnahmen zu halten. Eine Aufstallungspflicht ist dabei noch nicht geboten. Das kann sich jedoch schnell ändern, wenn sich die Lage im Kreis verschlimmert.
Matthias Ruthke , der in Hammoor einen Bio-Geflügelhof betreibt, sieht einige Regeln, insbesondere die Aufstallungspflicht, dabei als kritisch an. „Manchmal muss man sich schon fragen, ob es so sinnvoll ist, die Tiere monatelang einzusperren. Das bedeutet schließlich auch enormen Stress, wenn die Tiere es eigentlich gewohnt sind, draußen zu sein. Die Lage muss das dann wirklich auch hergeben“, macht Ruthke deutlich.
Sicherlich sei es für ihn auch wichtig, die Tiere vor der Gefahr einer Erkrankung zu schützen. Allerdings müsse das seiner Meinung nach auch mit Augenmaß geschehen. „Einige Schutz- und Hygienemaßnahmen sind ja auch nachvollziehbar. Wir haben zum Beispiel eine Vogelschreckanlage, um Wildvögel von hier fernzuhalten. Daher ist das komplette Aufstallen meiner Tiere manchmal nicht immer sinnvoll“, meint Ruthke.
Für ihn sei es jedes Mal aufs Neue aufwendig, die Richtlinien zu erfüllen. Während er für seine rund 400 Hühner bereits einen großen Stall besitzt, haben die Gänse auf seinem Hof keinen festen Stall. „Für die müssen wir dann Zelte aufstellen, damit wir die Regeln einhalten können. Da braucht man schon einige Tage, um dort alles auf Vordermann zu bringen“, so Ruthke. Noch kann er seine Tiere jedenfalls an der frischen Luft herumlaufen lassen. Die nächste Gefahrenlage mit einem größeren Krankheitsausbruch in Stormarn ist jedoch auch für ihn nur noch eine Frage der Zeit.
2000 Hennen in sechs mobilen Ställen
Beunruhigt ist auch Lars Wichmann vom Travenhof in Reinfeld. Er hält in seinem Betrieb rund 2000 Hennen in sechs mobilen Ställen. Ein Ausbruch der Geflügelpest und eine Aufstallungspflicht im Sommer wären für ihn eine große Herausforderung. „Wir wollen den Tieren ja auch Abwechslung und Freilauf anbieten. Deshalb haben wir uns ja die mobilen Ställe angeschafft. Bei den hohen Temperaturen wäre in einem geschlossenen Stall vermutlich die Hölle los“, sagt Wichmann.
Eine Stallpflicht würde für ihn zudem bedeuten, dass die Tiere mit Maissilagen oder Luzernen (Raufutter) beschäftigt werden müssen. „Das erhöht natürlich den Aufwand und die Kosten. Am Ende ist es uns aber am wichtigsten, dass die Tiere geschützt sind. Deswegen hoffen wir, dass die Krankheit nicht so schnell bei uns auftaucht“, so Wichmann.