Stormarner Wochenschau: Hauskäufer und Energiesparer

Stormarner Tageblatt  03.09.2022

Hauskäufer und Energiesparer

Karikatur: Megi Balzer
Karikatur: Megi Balzer

Finn Fischer, Patrick Niemeier

Schon wieder wird der Hölk verkauft
Wie es aussieht, wechseln die Hölk-Hochhäuser in den nächsten Monaten den Eigentümer. Schon wieder. Erst Anfang des Jahres gingen die maroden Wohntürme ins Portfolio der LEG über. Die will die schrottige Immobilie wohl nicht sanieren. Auch wenn – so betonte es der Konzern auf Nachfrage – noch kein Vertrag unterzeichnet oder eine endgültige Entscheidung gefallen ist. Für die Mieter beginnt damit dennoch eine Zitterpartie. Ist es doch völlig unklar, wer den Zuschlag bekommt und was dann mit den Häusern passiert, die dringend kernsaniert werden müssen. Ob sich durch den Eigentümerwechsel kurz- oder wenigstens mittelfristig merkliche Verbesserungen einstellen, bleibt abzuwarten. Die LEG musste in den letzten Monaten einiges an Kritik einstecken. Aber wofür? Ja, Eigentum verpflichtet. Ja, die „Twin Towers“ sind in einem teils erbärmlichen Zustand. Aber das waren sie auch schon vor der Übernahme. Und die Erwartung, dass innerhalb weniger Wochen Horden von Handwerkern anrücken und aus einer Ruine einen Neubau zaubern, ist unrealistisch. Das wird auch unter dem nächsten Eigentümer nicht passieren. Und eines kann man LEG und Vorstand nicht vorwerfen: Sich nicht gekümmert zu haben. Die Wut der Öffentlichkeit über den jahrelangen Stillstand ist verständlich. Politik und Stadtverwaltung müssen deutlich machen, was sie vom (neuen) Eigentümer erwarten. Das ist richtig und wichtig. Aber diesem sollte zumindest die nötige Zeit eingeräumt werden, zu handeln.

Raus aus den Komfortzonen
Energie muss gespart werden – weil uns der Krieg Russlands gegen die Ukraine in die nächste Krise nach der Corona-Pandemie gestürzt hat, aber auch, weil wir seit vielen Jahrzehnten in Sachen Ressourcenverbrauch über unsere Verhältnisse leben. Dass es so nicht weitergehen kann, ist langfristig klar. Dass es so zu Problemen kommen kann kurzfristig, ist auch klar.
Und oft hört man dann: „Wir rufen dazu auf, Energie zu sparen“ – aus den Mündern von Menschen in gehobenen Entscheider-Positionen. Aber was ist, wenn es dann soweit ist? Auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichten? Na ja, das würde ja schon die Stimmung und die Atmosphäre verderben. Auf beheizte Saunen und Spa-Bereiche verzichten? „So schlimm wird es schon nicht werden.“
Schon bei der Klimakrise zeigt sich, dass viele Mitmenschen in der Theorie gut und logisch denken und die Probleme erkennen, wenn es aber an die eigenen Komfortzonen geht oder einfach auch ein wenig schmerzt, dann sind die Widerstände größer. Wenn Gemeinden, die die Bürger dazu aufrufen, Energie zu sparen, Weihnachten die Beleuchtungen in den Straßen einschalten werden, verlieren sie an Glaubwürdigkeit und sie verpassen die Chance, mit gutem Vorbild voranzugehen. Und wenn weihnachtliche Atmosphäre wirklich von Glitter und Tand in den Einkaufsstraßen abhängt, dann ist das Fest sowieso verloren. Ganz abgesehen vom Krieg in der Ukraine.
Die nächsten Jahre werden bittere Einschnitte benötigen, wenn wir es wirklich ernst meinen mit Klimaschutz und Energiewende. Wir sollten uns an den Gedanken gewöhnen.

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