Bad Oldesloe als Vorreiter

Stormarner Tageblatt  09.09.2022

Seit 35 Jahren hat die Stadt eine Gleichstellungsbeauftragte

Seit 28 Jahren ist Marion Gurlit die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bad Oldesloe.  Susanne Rohde-Posern
Seit 28 Jahren ist Marion Gurlit die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bad Oldesloe. Susanne Rohde-Posern

Susanne Rohde-Posern

Als Monika Fibiger am 1. Oktober 1987 ihre Stelle als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bad Oldesloe antrat, war sie die erste im Kreis Stormarn und eine von sieben im Land. Mittlerweile gibt es 84 hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte in Schleswig-Holstein.
Die Gleichstellung von Frauen und Männern steckte in den 1980er Jahren noch in den Kinderschuhen. Selbst verheiratete junge Frauen wurden zu der Zeit noch „Fräulein“ genannt, und in den Kommunalverwaltungen gab es so gut wie keine Fachbereichsleiterinnen. Daran erinnert sich auch Marion Gurlit, die den Posten vor 28 Jahren übernahm. „Seit 1990 schreibt die Gemeindeordnung zwar die Bestellung von Gleichstellungsbeauftragten vor, doch diese wurden anfangs sehr misstrauisch beäugt“, berichtet Marion Gurlit.
Erste Straßen wurden damals nach Frauen benannt und der erste Frauenförderplan wurde erstellt. Auch die Gründung des Vereins „Frauen helfen Frauen Stormarn e.V.“, der anfangs auf ehrenamtlicher Basis einen Notruf für vergewaltigte Frauen und Mädchen organisierte und inzwischen eine äußerst wichtige Beratungsstelle für Frauen ist, fällt in die Anfangszeit der Gleichstellungsbeauftragten.
„Die Themen Kinderbetreuung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf ziehen sich wie ein roter Faden durch meine Arbeit. Von 1994 bis 1997 war ich für die festen Grundschulzeiten in der Stadt zuständig“, erzählt Marion Gurlit, die 1998 selbst Mutter einer Tochter wurde. In diesem Jahr richtete sie zusammen mit der damaligen Gleichstellungsbeauftragten des Kreises auch die Beratungsstelle „Frau & Beruf Stormarn“ ein, die inzwischen seit fast einem Vierteljahrhundert sehr erfolgreich Frauen berät, die in den Beruf zurückkehren, sich eine Existenz aufbauen oder beruflich verändern wollen.
Ein weiteres wichtiges Thema der Gleichstellungsbeauftragten ist häusliche Gewalt. 1994 wurde erstmals eine Frauennotwohnung in der Kreisstadt eingerichtet. Zwei Jahre später eröffnete dann das Frauenhaus in Ahrensburg. 2005 wurde dann die bekannte Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“, eine gemeinsame Aktion der Bäckerinnung und der Gleichstellungsbeauftragten zur häuslichen Gewalt, ins Leben gerufen.
Besonders am Herzen liegt Marion Gurlit das Thema Frauen und Politik, denn nur rund 30 Prozent aller Kommunalpolitiker sind Frauen. Deshalb entstand die Idee, ein Buch über starke und in der Politik engagierte Stormarnerinnen zu schreiben. Vor zwei Jahren wurde von Marion Gurlit das Buch „Die Gestalterinnen: stark ideenreich kompetent – Stormarns Politikerinnen“, ein Buch über Frauen in der Kommunalpolitik, als gemeinsames Werk mit drei weiteren Gleichstellungsbeauftragten herausgegeben.
Das jüngste Projekt der Gleichstellungsbeauftragten ist der Podcast „Frauen gleichberechtigt“. Alle 14 Tage geht Marion Gurlit mit einer neuen Folge und einem neuen Thema auf Sendung. „Bei meinen Infoveranstaltungen war früher die Hütte voll. Inzwischen kommt da kaum noch jemand, denn die Frauen informieren sich übers Internet. Deshalb entstand die Idee eines Podcasts, der auch gerne von Jüngeren angeklickt wird“, so Marion Gurlit.
Das Jubiläum des Gleichstellungsbüros soll am Freitag, 23. September, mit einem Empfang für geladene Gästen im Kub gefeiert werden. Anschließend tritt dann um 20 Uhr das Improvisationstheater „Steife Brise“ im Rahmen der Frauenkulturtage um 20 Uhr im Kub auf. Karten gibt es im Vorverkauf im Bürgerbüro oder an der Abendkasse.

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