Stormarner Tageblatt 17.09.2022
Keine Lösung für die Kita-Krise in der Kreisstadt in Sicht – das sind die Gründe
Patrick Niemeier und Finn Fischer
Die Situation ist dramatisch. Die Lage in den Kitas ist in Bad Oldesloe schon seit Jahren angespannt. Jüngst machten daher vor allem kleinere Kitas darauf aufmerksam, dass sie mehr Zuschüsse für die Verwaltungskosten benötigen. Dieses Thema wird aus diesem Grund aktuell in den politischen Ausschüssen beraten.
Die Auskömmlichkeit sei bei einigen Kitas langfristig mit der aktuellen Bezuschussung nicht mehr gegeben, heißt es. Und das könnte auf Sicht zur Schließung aus wirtschaftlichen Gründen führen. Doch jetzt kommt es bereits kurzfristig deutlich schlimmer: Es droht der Betreuungskollaps in Bad Oldesloe. Es gibt viel zu wenige Plätze für zu viele Kinder. Der Mangel an Fachpersonal ist dabei ein zentraler Punkt.
Dieser Umstand war beim Kita-Gesetz und den erhöhten Fachkräfte-Personalschlüsseln offenbar nicht hinreichend mitgedacht worden. Die Ausbildung wurde nicht attraktiver gemacht und auch die Verdienstmöglichkeiten sind nicht überdurchschnittlich verlockend.
Der erhöhte Personalschlüssel ist durch den Mangel an Fachkräften vielerorts nicht zu erfüllen. Auch in Reinfeld führt genau das seit einiger Zeit zu einer ausgewachsenen Kita-Krise. Dort wurden Betreuungszeiten gekürzt und eine Waldkindergartengruppe geschlossen. Eltern sehen sich mit großen Herausforderungen konfrontiert, mussten zum Teil sogar ihren Job aufgeben.
Vor Kurzem betonte die Stadtverwaltung in der Kreisstadt derweil noch, dass Bad Oldesloe nicht vor so großen Problemen stehe. Es seien nur wenige Eltern betroffen. „Insgesamt muss die Versorgungslage in Bad Oldesloe als auskömmlich angenommen werden. Wie in jedem Frühjahr musste die Verwaltung in den vergangenen Wochen einige wenige Eltern bei der erfolgreichen Platzsuche gezielt unterstützen“, teilte die Verwaltung im Juni auf Nachfrage der Tageblatt-Redaktion mit.Allerdings hieß es schon damals, dass es Überlegungen in einigen Gruppen gebe, die Gruppengröße von 20 auf nur noch 15 Kinder zu verringern, sodass der Personalschlüssel von zwei auf 1,5 Fachkräfte gesenkt werden könne. Die Reduzierung des Fachkräfteschlüssels – eine befristete Ausnahmegenehmigung im Kita-Gesetz – sei bereits häufiger beantragt worden. Diese führe bei gleichbleibender Betreuungsleistung unweigerlich zu einer Mehrbelastung des verbleibenden pädagogischen Personals, gibt die Verwaltung bei diesem Vorgehen zu bedenken.
Mittlerweile klingt das alles noch dramatischer, wie Thomas Sobczak, Leiter des zuständigen Fachbereichs Bürgerservice in Bad Oldesloe, im Ausschuss mitteilte. Demnach sind in den letzten zwei Jahren in Summe insgesamt 65 Kitaplätze im Elementarbereich weggefallen.
„Das ist ein erheblicher Einschnitt. Wir haben erstmals vermehrt Anfragen von Eltern, denen es nicht gelingt, einen Betreuungsplatz zu finden“, sagt Thomas Sobczak.
Das habe es in der Vergangenheit zwar auch schon gegeben. Doch seien das in der Regel Eltern gewesen, die sich zu spät gekümmert haben. Mittlerweile ist das anders. Auch rechnerisch gibt es zu wenig Plätze.
Laut Stadtverwaltung gibt es derzeit 807 Kinder zwischen drei und sechs Jahren, die Anspruch auf einen Betreuungsplatz haben. Dem gegenüber stehen 795 Plätze – also eine Betreuungsquote von 98,5 Prozent. Doch es kommt ein „Aber“.
„Das klingt erst mal noch nicht dramatisch oder unlösbar“, sagt Sobczak. Doch die bereinigten Zahlen sprechen eine andere Sprache. So gibt es zum einen Kinder, die nicht in Bad Oldesloe wohnen (66), aber hier in eine Kita gehen und umgekehrt auch Kinder, die in einer anderen Stadt betreut werden (22). Hinzu kommt sogenannte „Einzelintegration“. Dabei handelt es sich um Kinder, die eine besondere individuelle Betreuung benötigen und deswegen zwei Plätze beanspruchen.
Wenn das alles berücksichtigt werde, komme die Stadt nur noch auf 698 verfügbare Plätze. „Das hört sich nicht gut an und wir müssen da dringend Lösungen finden“, so der Leiter des Bürgerbüros. Die Situation, so heißt es seitens der Stadtverwaltung, hänge direkt mit dem Fachkräftemangel zusammen.
Bereits zum 1. August 2020 hat die Oldesloer Kirchengemeinde in der Kita Masurenweg eine Elementargruppe geschlossen. Allein dort gingen 20 Plätze verloren. „Die Stadt erhält immer wieder Meldungen über unbesetzte pädagogische Personalstunden“, erklärte die Verwaltung dazu bereits im Sommer. Wie angekündigt wurden zum 1. August 2022 fünf weitere Plätze gestrichen.
„Erzieher sind in den Ruhestand gegangen und der Kirche ist es in diesem Fall nicht gelungen, die betroffenen Stellen nachzubesetzen. Es fehlt an Fachkräften.“ Die Stadt will versuchen, die Gruppe wieder zu reaktivieren. Doch aus bekannten Gründen gestaltet sich das schwierig. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch in anderen Betreuungseinrichtungen, wie etwa in der Kita St. Vicelin in Bad Oldesloe.
Dort gab es vor zwei Jahren eine Neuordnung des Angebots, bei dem ebenfalls 20 Kitaplätze gestrichen wurden. In diesem Jahr wurde außerdem eine Elementar- zu einer Krippengruppe umgewandelt, wodurch 20 weitere Elementarplätze verloren gingen.