Nachwuchsprobleme ? Von wegen

Stormarner Tageblatt  26.09.2022

Mitgliederzahl bei Jugendfeuerwehren in Stormarn auf Rekordhoch

Pia (16), Tjorben (12) und Piet (18) erzählen, was für sie die Jugendfeuerwehr in Stormarn besonders macht.  Joshua Hirschfeld
Pia (16), Tjorben (12) und Piet (18) erzählen, was für sie die Jugendfeuerwehr in Stormarn besonders macht. Joshua Hirschfeld

Joshua Hirschfeld

Es waren sehr gute Nachrichten, die Kreisjugendfeuerwehrwart Melf Behrens den Delegierten auf der Kreisjugendfeuerwehrversammlung verkünden konnte: Erstmalig in ihrer Geschichte haben die 39 Stormarner Jugendfeuerwehren mehr als 900 Mitglieder. Hatte die Truppe 2020 noch 861 Mitglieder, sind Ende 2021 918 junge Feuerwehrleute in Stormarn im Einsatz.
Warum die Feuerwehr anders als viele andere Institutionen und Vereine trotz Pandemie ein großes Mitgliederplus verzeichnen konnte, erklärt sich der Kreisjugendfeuerwehrwart so: Zum einen hätten die Feuerwehren dadurch an Attraktivität gewonnen, dass durch Pandemie und Extremwettereignisse wie das Ahr-Hochwasser das Sicherheitsbedürfnis bei vielen Menschen gestiegen sei.
Zum anderen sei die Feuerwehr in Stormarn sehr präsent, engagiere sich vor Ort und gewinne damit an Akzeptanz in der Bevölkerung. Und drittens seien durch die Pandemie, in der Jugendangebote wie Sportvereine nicht verfügbar waren, viele junge Menschen empfänglicher für die Angebote der Feuerwehr geworden. Und zwar besonders solche, die durch ihre Festlegung auf eine Mitgliedschaft in einem anderen Verein sonst nicht erreichbar wären.

Tjorben (12): Schon früh fasziniert

Was die Feuerwehr für Kinder und Jugendliche so attraktiv macht, können aber wohl diejenigen am besten beantworten, die selbst Teil der Jugendfeuerwehr sind.
Der zwölfjjährige Tjorben zum Beispiel, der noch recht neu dabei ist. Mit elf Jahren kam er zur Jugendfeuerwehr Hoisbüttel. Die Faszination Feuerwehr begleitete ihn da aber bereits viele Jahre. Als seine Familie nach Ammersbek kam, zog sie direkt neben die Feuerwache. „Gleich am ersten Tag fuhr ein Feuerwehrauto los zum Einsatz“, erinnert sich der 12-Jährige. „Schon da, als ich sieben war, wusste ich, dass ich mal zur Feuerwehr will.“ Und so war für Tjorben auch gleich klar, welches Zimmer er beziehen würde: Das mit Ausblick auf die Feuerwache. „Ich wollte Menschen helfen“, erklärt er seinen Eintritt in die Jugendfeuerwehr. Begeistert erzählt er vom Berufsfeuerwehrtag, bei dem er in der vergangenen Woche mitgemacht hat. In einer 24-Stunden-Schicht erleben junge Feuerwehrleute an diesem Tag durch zahlreiche Übungen, wie ein Tag der „großen“ Feuerwehrleute ablaufen kann. Tjorbens Lieblingsübung dabei: „Das Löschen.“

Pia (16): Als Mädchen in der Feuerwehr?

Schon länger dabei ist Pia (16). 2018 ist sie mit 12 Jahren in die Jugendfeuerwehr eingetreten. Und das eher durch Zufall, wie sie erzählt. Über eine Freundin, die sie einmal mitnahm, kam sie zur Feuerwehr – und blieb. Mittlerweile ist sie zur Jugendgruppenleiterin aufgestiegen und hat kürzlich ihre Leistungsspange, die höchste Auszeichnung der Jugendfeuerwehr, erhalten.
Was für sie das Engagement ausmacht? „Die Gemeinschaft einfach“, sagt sie. Man könne in der Feuerwehr tolle Leute kennenlernen, nicht zuletzt bei den regelmäßig stattfindenden Aktivitäten wie der Fahrt in den Heide Park oder dem jährlichen Zeltlager. Dass Pia als Mädchen in der Feuerwehr noch immer in der Minderheit ist – 2021 waren nur 247 der 918 Stormarner Jugendfeuerwehrleute weiblich – stört sie nicht. „Das ist überhaupt kein Problem, ich komme mit allen gut klar“, sagt sie.
Gut klar kommt sie dabei auch mit Piet (18), der allerdings nicht wie Pia in Grönwohld, sondern in Klein Hansdorf-Timmerhorn Teil der Jugendfeuerwehr ist – und das seit nunmehr acht Jahren.
Piet (18): Übertritt in die aktive Einsatzabteilung Mit 11 Jahren ist er 2014 eingetreten. „Ich bin da relativ erwartungsfrei reingegangen“, sagt er zurückblickend. Auch er kam über einen Freund zur Feuerwehr. Und auch Piet hat mittlerweile die Leistungsspange in der Tasche. Im Oktober wird er von der Jugendfeuerwehr in die aktive Einsatzabteilung übertreten. In 2021 waren 57 junge Feuerwehrleute den gleichen Weg gegangen. Der 18-Jährige glaubt, dass die Feuerwehr letztlich für jeden etwas sei.
„Die Jugendfeuerwehr ist noch viel mehr als nur Theorie und Übungen. Das Gesamterlebnis Feuerwehr, mit dieser besonderen Gemeinschaft, das findet man sonst nirgends“, ist er überzeugt.

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