Stormarner Tageblatt 08.10.2022
Wählergunst, Neubau und Wissensdurst
Joshua Hirschfeld, Susanne Link und Patrick Niemeier
Das große Wettbieten um die Wählergunst
Verkehr und Parken – das sind Themen, mit denen man in Bad Oldesloe bei den Wählern punkten kann. Das haben sich die Parteien aus dem Kommunalwahlkampf 2018 offenbar gemerkt und sich dick in das Aufgabenheft für die Kommunalwahl 2022 geschrieben. So scheint es. Ein immer wieder gerne genommenes Thema ist der Bereich „Parkgebühren“. Zuerst kam die SPD nun um die Ecke mit der Idee, dass man ja eine Stunde lang kostenloses Parken in der Stadt ermöglichen könne. Die Bürger würden entlastet und außerdem die Innenstadt belebt. Etwas absurd daran erscheint, dass in den Vorjahren das Thema „Belebung der Innenstadt durch kostenloses Parken“ sehr kontrovers diskutiert wurde. Bringt das wirklich was? Dass auf dem Exer sowieso schon sehr viele kostenlose Parkplätze vorhanden sind, fällt gerne unter den Tisch. Gerne hört man dann das Argument, von den Menschen, die aufgrund körperlicher Gebrechen doch möglichst bis in das Geschäft fahren können müssten. Die FBO hat nun bereits – erwartungsgemäß – nachgelegt. Denn schließlich hatten sie das Thema Parkplätze jahrelang recht erfolgreich belegt.
Sie fordern direkt zwei Stunden kostenloses Parken in der Innenstadt. Nun wird es spannend, wie es weitergeht: Kommt die erste Partei mit drei Stunden freiem Parken? Oder vielleicht sogar ganz kostenlos? Werden dann die Außendienstmitarbeiter der Bußgeldstelle arbeitslos? Fragen über Fragen. Die größten Fragen sind aber tatsächlich, warum man nicht lieber deutliche in eine Verbesserung des ÖPNV und das Radwegesystems investiert. Denn es ist in Zeiten der Klimakrise komplett absurd, den Weg in die Stadt mit dem Pkw noch attraktiver zu machen. Das klingt wie Ideen, die zuletzt in den 1980er Jahren innovativ gewesen sein könnten. Populistisch funktionieren könnten sie trotzdem. Mit visionären und irgendwie nachhaltigen. Ideen hat das alles allerdings wenig zu tun.
Mit einem Neubau gegen die Kita-Krise
Reinfeld ist betroffen, Bad Oldesloe ebenfalls, und auch Trittau hat bisher damit gekämpft: Dem Mangel an Kitaplätzen. In Trittau will man sich dem nun mit dem Neubau einer Kita entgegenstemmen.
Am Donnerstag wurde an der Hamburger Straße Richtfest gefeiert. Die Planungen für den Neubau begannen schon 2016. Dass nun erst sieben Jahre später, im August 2023, die Eröffnung stattfinden soll: Ärgerlich. Streitigkeiten um das Baugrundstück hatten das Projekt ausgebremst. Aber besser spät als nie werden sich wohl viele Eltern denken. 40 neue Kitaplätze entstehen mit dem Neubau. Ob die Kita aber voll ausgelastet werden kann, hängt nicht zuletzt daran, dass genug Personal gefunden wird. Kita-Leiterin Hendrikje Haecks zeigt sich optimistisch, hofft bei der Anwerbung auf den „Zauber des Neuanfangs“. Und inmitten dieses Zaubers tritt dann auch in den Hintergrund, dass das Projekt stolze 4,3 Millionen Euro verschlingt. Als die Planungen 2016 begannen, waren noch 2,5 Millionen angepeilt. Den Eltern, die monatelang auf einen Kitaplatz für ihr Kind warten mussten, wird’s egal sein.
Wissenswertes über den Kreis Stormarn
Wussten Sie, dass durch Bad Oldesloe der zweitlängste Fluss Schleswig-Holsteins fließt? Und eine Ahrensburgerin zur ersten Bürgermeisterin in Deutschland gewählt wurde? Chapeau, wenn Sie diese Fragen mit Ja beantworten. Wer das nicht kann: Die Antwort auf die zweite Frage finden Sie in dieser Zeitung, die andere heißt Trave.
Aber davon mal ganz ab: Es gibt erstaunliche Fakten rund um die Region, finden Sie nicht? Manchen begegnen wir durch Zufall, manchen mit einem aufmerksamen Geist und manchen wohl leider nie.
Sie eignen sich hervorragend, um Menschen aus anderen Regionen den Kreis zwischen den Hansestädten Hamburg und Lübeck näher zu bringen. Es sind nämlich nicht nur die großen Städte links und rechts von Stormarn auf der Landkarte interessant, sondern auch die Mitte. Aber das wissen Sie ja.