Stormarner Tageblatt 08.11.2022
Energie-Kosten und Geschäftsschließung treffen Bad Oldesloe
Patrick Niemeier
Fachkräfte-Mangel, Inflation, Online-Handel, Supermärkte auf der grünen Wiese, die Auswirkungen der Pandemie und steigende Kosten durch die Konsequenzen des Ukraine-Krieges – der Einzelhandel hat mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen.
Da macht auch Bad Oldesloe keine Ausnahme. Ein Symptom dieser Entwicklungen zeigt sich an den aktuellen Diskussionen rund um den abgesagten Verkaufsoffenen Sonntag. Denn zum Teil liege das geringe Event-Angebot nicht daran, dass sich Einzelhändler nicht stärker einbringen wollen, sondern dass sie es schlichtweg nicht können, sagt der bisherige Koordinator Hans-Jörg Steglich.
Die Krisen hätten dazu geführt, dass die finanziellen Sorgen größer seien, gleichzeitig fehle häufig zusätzliches Personal – was sich gegenseitig bedinge.
Energiepreise treffen Einzelhändler mehrfach
„Wir haben momentan die Situation, dass der Handel durch die steigenden Energiepreise von drei Seiten angegriffen wird. Zum einen fordern die Lieferanten höhere Preise. Zum anderen steigen die Kosten für die Händler selbst. Und drittens sinkt die Kaufkraft bei den Kunden, die ebenfalls unter der teuren Energie leiden“, sagt Nicole Brandstetter, Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung Bad Oldesloe.
Das führe zu einer verunsicherten Stimmung bei den Händlern. „Für viele Gewerbetreibenden kommt die Preiserhöhung erst noch, denn sie haben Verträge mit ihrem Strom- und Gasanbietern, die bis ins nächste Jahr reichen“, berichtet Brandstetter.
Die Wirtschaftsvereinigung wisse von Oldesloer Unternehmen, die aufgrund der stark steigenden Energiepreise ihre Investitionen in die Zukunft verschieben oder verringern. „Wir haben auch gehört, dass einige Unternehmen von der Stadtverwaltung einen Energiekostenzuschuss fordern“, sagt Brandstetter.
Einheitliche Öffnungszeiten
Nachdem einige Supermärkte wie Famila und Aldi sowie Baumärkte wie OBI und Hagebaumarkt in Bad Oldesloe ankündigten, ihre Öffnungszeiten mit Blick auf Engeriesparen und Personalentlastung zu verringern, sind solche Ideen auch aus der Innenstadt zu hören.
Dabei sei auch bei einigen Geschäften im Gespräch, dass eventuell ein Ruhetag wie in der Gastronomie eingeführt werde oder zum Beispiel am Sonnabend die Türen zu bleiben könnten, wie Brandstetter bestätigt.
Wichtig sei der Wirtschaftsvereinigung, dass es Kernzeiten gebe, in denen die Geschäfte geöffnet haben. Ein Öffnungszeiten-Flickenteppich sei unbedingt zu verhindern, um den Kunden Verlässlichkeit zu bieten. Ansonsten bewege man sich in eine schlechte Spirale, was das Image der Innenstadt angehe.
Als zusätzliche Herausforderung komme es hinzu, dass das Modehaus Rohde angekündigt habe, seine Filiale in Bad Oldesloe nach 10 Jahren zu schließen. „Das ist natürlich bedauerlich. Es braucht einen Frequenzbringer mit entsprechenden Angeboten“, sagt Brandstetter. Stationärer Bekleidungs-Handel sei ein wichtiger Standortfaktor in Bad Oldesloe und werde auch benötigt. Sie hoffe, dass es einen guten Nachfolgemieter an der populären Lage direkt am Marktplatz gebe.
Laut der Stadtverwaltung habe man keine Kenntnis darüber, wie es in der Immobilie in zentraler Lage weitergehe. „Darauf hat die Stadt keinen Einfluss. Das ist eine privatwirtschaftliche Entscheidung. Aber wir hoffen natürlich, dass eine gute Entscheidung für Bad Oldesloe getroffen wird. Wenn wir helfen können, stehen wir bereit“, sagt Agnes Heesch, bei der Stadt Bad Oldesloe auch für Wirtschaftsförderung verantwortlich. Längere Zeit hielten sich Gerüchte, dass „C&A“ von der Mühlenstraße in die Immobilie am Marktplatz umziehen wolle, das dementierte das Unternehmen aber gegenüber unserer Zeitung auf Nachfrage.