Stormarner Tageblatt 22.11.2022
Wirtschaftsvereinigung über Probleme und Chancen in Bad Oldesloe
Patrick Niemeier
Mit dem verkaufsoffenen Sonntag in Bad Oldesloe ist es seit einigen Jahren ein wenig wie mit „Wetten, dass..?“. Sie haben eine erfolgreiche Vergangenheit, aber wirken etwas aus der Zeit gefallen, während die Welt sich weiterentwickelt hat. Schon vor der Corona-Pandemie und der Energie-Krise steckte dieses Event in der Kreisstadt in der Krise. Jetzt gibt es keinen Koordinator mehr. Sollte also die Wirtschaftsvereinigung 2023 einspringen?
„Wir haben versucht, ein Meinungsbild bei den innerstädtischen Unternehmern zu dem Thema abzufragen. Leider erreichten uns zu wenige Rückmeldungen, als dass wir uns ein fundiertes Bild über die Erwartungen der Händler an einen verkaufsoffenen Sonntag in Bad Oldesloe machen konnten“, sagt Nicole Brandstetter, Vorsitzende der Vereinigung.
Kein deutliches Votum für verkaufsoffene Sonntage
Solange kein deutliches Votum für die verkaufsoffenen Sonntage derjenigen Unternehmen vorliege, die primär von diesem Sonntag betroffen seien oder davon profitieren, sehe die Wirtschaftsvereinigung keinen Auftrag, das Event zu organisieren oder durchzuführen. „Das Problem der vergangenen Jahre ist unter anderem, dass nicht geklärt ist, wofür die verkaufsoffenen Sonntage stehen. Sollen sie als verkaufsfördernde Maßnahme für den Einzelhandel dienen oder sind sie eher als Imagewerbung zu verstehen, bei der sich die Unternehmen präsentieren?“, fragt Brandstetter.
In der Vergangenheit habe die öffentliche Diskussion um die Verkaufsoffenen Sonntage in Bad Oldesloe eher geschadet, als dass sie ein positives Bild von Bad Oldesloe gezeichnet habe. „Insofern ist es aus unserer Sicht im Moment an der Zeit, dieses Event ruhen zu lassen und sich Alternativen zu widmen“, glaubt Brandstetter. Doch wie könnten Alternativen aussehen? „Wir sind überzeugt, dass ein positives Stadtimage ein Standortfaktor mit hoher Wirkung ist. Deshalb legen wir unter anderem Wert auf Veranstaltungen mit positiver Signalwirkung“, erklärt Brandstetter. Die jährlich stattfindende Aktion „Bad Oldesloe blüht auf“ sei zum Beispiel eine solche Aktion. „Wir haben kürzlich auch einen Laternenumzug mit beleuchteten Straßenkünstlern mit rund 500 Besuchern durchgeführt. In den sozialen Medien waren farbenprächtige Bilder des Laternenumzugs zu sehen. Fröhliche Menschen und positive Kommentare“, nennt die Vorsitzende ein weiteres Beispiel.
Brandstetter sieht tiefere und grundsätzlichere Probleme, die dafür sorgen, dass es die Bad Oldesloer Innenstadt oft schwerer hat. „Bad Segeberg zum Beispiel hat mit Möbel Kraft einen Einkaufsmagneten, der für sich alleine schon eine große Kundenfrequenz nach Bad Segeberg zieht. Außerdem engagiert sich das Unternehmen bei Aktionen in der Innenstadt“, erklärt Brandstetter. Hinzu komme, dass die baulichen Gegebenheiten der Segeberger Fußgängerzone aufgrund ihrer Breite nicht mit Bad Oldesloe zu vergleichen sind. Segeberg profitiere außerdem auch von seinem Alleinstellungsmerkmal der Karl-May-Spiele.
Bad Oldesloe fehlt die Identität
„In Bad Oldesloe fehlt es uns an Identität. Früher war Oldesloe ein Kurort mit Casino und Pferderennbahn, in dem sich Adlige tummelten“, sagt Brandstetter. Aber wofür stehe die Stormarner Kreisstadt heute? „Die Unternehmer, aber auch die Bürger von Bad Oldesloe brauchen eine gemeinschaftliche Identität. Wir haben ein Imageproblem und müssen uns im Wettbewerb der Städte zeitgemäß positionieren“, sagt die Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung. Bad Oldesloe habe aus Sicht der Vereinigung viele Stärken: zum Beispiel im Hinblick auf Geschichte, Naherholung, zentrale medizinische Einrichtungen, das Kulturangebot oder Firmen, die weltweit erfolgreich seien. Doch wird das genug in den Mittelpunkt gestellt?
„Der Stolz auf die Stadt fehlt. Die Stärken unserer Stadt werden zu wenig erkannt oder aber erscheinen nicht wichtig genug. Aus Umfragen wissen wir, dass Umlandbewohner und Besucher mehr Substanz in Bad Oldesloe sehen als diejenigen, die hier leben und arbeiten“, sagt Brandstetter.
Für gelungene Innenstadtevents in Bad Oldesloe brauche es eine leidenschaftliche Organisation und Unternehmen, die sich für diese auch ernsthaft einbringen würden, betont Brandstetter. „Dabei darf es nicht nur um den persönlichen Nutzen gehen, sondern es muss auch immer um den Nutzen der Gemeinschaft, um den Nutzen für Bad Oldesloe gehen“, führt sie aus und steckt dann den Finger in eine der offenen Wunden: „Wir haben zu wenige Unternehmen in der Innenstadt, die sich regelmäßig an Aktionen oder Veranstaltungen beteiligen.“ Das liege auch daran, dass Filialisten sich zumeist nicht aktiv einbringen.