Stormarner Tageblatt 02.12.2022
114 Taten bis Ende November / Regelmäßig Polizeistreifen in der Nähe des Geländes
Finn Fischer
Rückblick: Es ist 2018. Regelmäßig gibt es am Schulzentrum in Bargteheide Zwischenfälle. Streitigkeiten unter alkoholisierten Jugendlichen. Wände werden beschmiert, es kommt zu Sachbeschädigungen, Ruhestörungen und Gewalt. Immer wieder muss die Polizei ausrücken.
Anfang Juli wird der Bereich um die weiterführenden Schulen in der Stadtmitte dann zum „gefährlichen Ort“ erklärt. Das soll die Arbeit der Beamten erleichtern. Es folgen Razzien auf dem Gelände.
Drei Jahre trug das Schulzentrum den unrühmlichen Titel. Am 1. Juni 2021 wurde die Deklarierung zurückgenommen, weil die Einstufung aufgrund eines merklichen Rückgangs der Straftaten nicht mehr zu rechtfertigen gewesen wäre.
Ob das rigorose Vorgehen der Polizei oder letztendlich die Coronapandemie und die damit verbundenen teils strikten Ausgangsbeschränkungen für einen Rückgang der Fallzahlen sorgten, ist unklar. Vielleicht war es beides. Polizeisprecherin Sandra Kilian hält letzteres durchaus für möglich: „Die Zahlen der Straftaten in dem Bereich waren rückläufig, was zum Teil aber auch den Corona-Beschränkungen geschuldet war.“
Im laufenden Jahr kehrten die Schulen zum regulären Betrieb zurück. Der Sommer war weitestgehend frei von Corona-Beschränkungen – und es kam wieder zu Straftaten. „Die Fallzahlen steigen wieder, sodass wir derzeit etwas über den Zahlen von 2020 liegen und eine erneute Prüfung ansteht, ob wieder eine Deklaration als gefährlicher Ort zu begründen ist“, erklärtKilian. Dass es dazu kommt, ist nicht unwahrscheinlich.
Im Bereich des Schulzentrums ereigneten sich zwischen dem 1. Januar und dem 28. November 2022 laut polizeilichen Vorgangssystem bislang 114 Taten. Zum Vergleich: 2021 waren es im selben Zeitraum 62 Taten und im Jahr 2020 konnten in dem Bereich des Schulzentrums 107 Taten verzeichnet werden.
„In diesem Jahr sind die Kollegen aufgrund von Anrufen 16 Mal zum Schulzentrum gefahren“, so Sandra Kilian. Bei den festgestellten Taten handelte es sich zumeist um Sachbeschädigungen, die einen Großteil der Fallzahlen einnehmen, worunter auch Graffiti fällt. Kriminalität im Zusammenhang mit Betäubungsmitteln ist rückläufig. „Weitere Deliktfelder sind Körperverletzungen, Fahrraddiebstähle, Beleidigungen und Bedrohungen“, so Kilian.
Bargteheide ist damit nicht allein. Auch in Bad Oldesloe kam es am dortigen Schulzentrum in diesem Jahr vertärkt zu Gewalt, Diebstählen und Polizeieinsätzen.
Während die Polizei in Bad Oldesloe in diesem Jahr auch während der Schulzeit zum dortigen Schulzentrum gerufen wurden, beschränkten sich die Einsätze in Bargteheide bislang ausschließlich auf die Zeit nach Unterrichtsschluss.
„Da es trotzdem ein Ort ist, an dem viele Personen, meist Kinder und Jugendliche, aufeinandertreffen, kann schon gesagt werden, dass es sich um einen Hotspot handelt, den wir im Auge haben“, sagt Sandra Kilian. Das Schulzentrum gehöre daher zum ständigen Streifenkonzept der Polizeistation Bargteheide und werde regelmäßig zu Schulzeiten und außerhalb der Unterrichtszeiten bestreift. Weiter stehe die Polizei in ständigem Austausch mit den Schulen. Ob eine Deklaration als „gefährlicher Ort“ vorgenommen werden kann, werde regelmäßig geprüft.