Stormarner Tageblatt 03.12.2022
Sirenen im Kreis Stormarn sollen erneuert und erweitert werden
Patrick Niemeier
Stell dir vor, es wird ein Großalarm ausgelöst, aber die Sirene bleibt stumm. Im Kreis Stormarn hatte sich bei früheren Probealarmen und Tests – so zuletzt auch im Sommer 2021 – herausgestellt, dass nicht alles so funktionierte, wie gedacht. In manchen Regionen sind auch schlichtweg einfach gar keine Sirenen mehr vorhanden. Wenn am 8. Dezember am bundesweiten Warntag die Warnsysteme getestet werden, werden nicht alle Bürger in Stormarn eine Sirene hören.
Aktuell sollen es laut Andreas Rehberg, Fachbereichsleiter „Sicherheit und Gefahrenabwehr“ beim Kreis Stormarn, noch 157 sein, die erklingen können. Schätzungsweise reiche das, um die Hälfte des Kreisgebietes aktuell akustisch zu erreichen. Hinzu komme, dass einige alten Sirenen mit moderner Technik schlichtweg nicht kompatibel seien. 100 Bestandssirenen könnten in den nächsten Jahren modernisiert und repariert werden und 100 neue Standorte sollen aufgerüstet werden.
Flächendeckendes Sirenennetz gewünscht
„Das Thema stand übrigens schon vor dem Krieg in der Ukraine und auch vor der Flutkatastrophe im Ahrtal auf dem Plan“, macht Andreas Rehberg deutlich. „Doch solche Ereignisse beschleunigen natürlich, dass man die Notwendigkeit überall erkennt“, fügt Rehberg an. Nach anfänglichem Zögern hätten sich nun alle Vertreter von Städten und Kommunen mit dem Landrat darauf geeinigt, dass das Sirenensystem im Kreis wieder flächendeckend ausgebaut werden soll.
Zahlreiche Sirenen waren nach dem vermeintlichen Ende des Kalten Krieges und der Einführung digitaler Alarmierungen der Feuerwehren abgeschafft oder nicht mehr von den Kommunen gepflegt worden. Jetzt also die Rolle rückwärts, um bei Großschadenslagen die Bürger lautstark alarmieren zu können. Als Kreis stellen wir 1,5 Millionen Euro zur Verfügung“, sagt Rehberg. „Allerdings wollen wir, dass erstmal Bundes- und Landesmittel durch die Kommunen genutzt werden. Dann kommt unsere Finanzierung hinzu“, ergänzt er. Einige Anträge seien seiner Kenntnis nach bereits beim Bund gestellt worden. Der Bund hat 88 Millionen für ein entsprechendes Programm zur Verfügung gestellt, Schleswig-Holstein möchte im kommenden Jahr 23,3 Millionen landesweit investieren. Unklar ist, wie lange es dauert, bis die Wiederaufrüstung im akustischen Bereich abgeschlossen ist. „Es ist ja kein Geheimnis, dass nicht nur wir in Stormarn gerade an diesem Thema dran sind. Man muss schauen, wie es in Sachen Lieferungen und so weiter dann aussieht“, führt Rehberg aus.
Sirenen-Nachrüstung kann Jahre dauern
Man peile aber Sammelbestellungen an, um das Vorgehen und auch die Finanzierung übersichtlicher zu gestalten. „Ich gehe schon davon aus, dass das ein paar Jahre dauern kann“, sagt Rehberg. Ob die neuen und modernisierten Sirenen lokal wieder häufiger erklingen, könne er nicht absehen. „Die Feuerwehren haben ja mittlerweile andere Alarmierungswege. Aber bei größeren Bränden könnten einige Kommunen das schon nutzen, das muss man dann sehen“, sagt er. Hauptsächlich sei die Sirenen-Infrastruktur aber gedacht, um vor tatsächlichen Großschadenslagen und Bedrohungen zu warnen.