Immer mehr Notrufe in Stormarn

Stormarner Tageblatt  05.12.2022

Rund 1600 Anrufe täglich – Tendenz steigend: Neue Leitstelle könnte vor Fertigstellung zu klein werden

Finn Fischer

Im Schnitt 1600 Notrufe pro Tag. Das bedeutet, dass mehr als einmal pro Minute ein Anruf eingeht und jemand Hilfe benötigt. Wer in Stormarn, Ostholstein oder Lauenburg die 112 wählt, landet in der Integrierten Regionalleitstelle Süd (IRLS) der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe. Dort sitzen dutzende Disponenten und koordinieren Tag für Tag die Rettungseinsätze.
Doch nicht jeder angebliche Notfall ist auch einer, wie Andreas Rehberg berichtet. Der Fachdienstleiter Öffentliche Sicherheit ist bei der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe auch für die Integrierte Rettungsleitstelle zuständig. Im Gespräch mit dem Stormarner Tageblatt erzählt er, wie es zu den seit Jahren steigenden Einsatzzahlen kommt.
Es habe laut Rehberg mehrere Gründe. Zum einen habe das mit der demografischen Entwicklung zu tun: „Der Rettungsdienst kommt ja nicht nur bei Verkehrsunfällen, sondern auch bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall.“ Und je älter eine Bevölkerung, desto häufiger muss der Notarzt ausrücken. Rehberg: „Ein alter Mensch wählt häufiger den Notruf als ein 30-Jähriger.“
Doch es liege nicht nur daran, dass die Bevölkerung im Schnitt immer älter wird. Auch die Gründe für einen Anruf bei der 112 scheinen sich mit der Zeit gewandelt zu haben. Das zumindest beobachtet Andreas Rehberg in den vergangenen Jahren: „Manchmal rufen Bürger an, es kommt zu einem Einsatz und im Nachhinein stellt sich heraus, dass es sich dabei nicht um einen Notfall gehandelt hat.“
Gemeinsam mit dem Land wolle der Kreis Stormarn deswegen die Bevölkerung sensibilisieren. „Im Zweifel sollte man immer den 112 wählen“, stellt Rehberg klar. Aber wenn es sich offensichtlich nicht um einen Notfall handele, wäre der Weg zum Arzt angebrachter. Manche, so sein Eindruck, würden sich aber vor Wartezeiten scheuen. „Das führt dann dazu, dass die Notaufnahmen zu bestimmten Zeiten überlastet sind“, so der Fachdienstleiter. Nicht nur das. Auch die Leitstelle kommt dann ans Limit.
Derzeit laufen die Notrufe noch in der alten Leitstelle in den Räumlichkeiten der Kreisverwaltung auf. Doch der Platz ist schon lange zu knapp. Vor allem bei Großeinsätzen. Etwa, wenn das Einsatzgebiet von einem Sturm heimgesucht wird, Keller volllaufen, Bäume umkippen und es vermehrt zu Verkehrsunfällen kommt. Durch den Klimawandel kommt es immer häufiger zu derartigen Ereignissen.
Diese Entwicklung finde sich auch in den jährlichen Stellenplänen wieder. Tendenziell braucht die Leitstelle in den nächsten Jahren mehr Disponenten. Und damit auch mehr Platz. Nach derzeitigen Verhandlungen übernehmen die Krankenkassen 65 Prozent der Kosten für 2300 Quadratmeter Fläche in der neuen Leitstelle, die derzeit an der Teichkoppel in Bad Oldesloe gebaut wird. „Da werden wir noch nachverhandeln müssen, ob wir auf 2500 Quadratmeter gehen können“, sagt Rehberg. So oder so – der Fachbereichsleiter kann den Umzug kaum erwarten. Denn fest steht: Der neue Arbeitsplatz wird wesentlich komfortabler sein. Großer Wert sei dort auf das Raumklima gelegt worden.
Die Bauarbeiten bislang gehen gut voran. Andreas Rehberg rechnet zum aktuellen Zeitpunkt damit, dass – wenn alles weiterhin gut läuft – im Januar oder Februar bereits Richtfest gefeiert werden kann. Sollte der Bau wie geplant Ende 2023 fertig sein, könnte bereits Anfang 2024 der Probebetrieb starten.

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