Leserbrief: Was ist das für ein Demokratieverständnis?

Stormarner Tageblatt  10.12.2022

Zu: Vergabeverfahren der städtischen Sportstätten (Ausgabe vom 15. und 20. September).

Schon mehrfach wurde über das Vergabeverfahren der Oldesloer Sportstätten berichtet. Als Nutzerin des Kurparkstadions bei Yogaangeboten im Sommer möchte ich dazu meine Meinung äußern:
Was ist das für ein Demokratieverständnis und Fairnessgefühl von Sportlern und Lokalpolitikern, wenn sie nachträglich versuchen, ein Wettbewerbsergebnis zu verändern, weil ihnen das Resultat nicht passt? Zuerst wurde die Ausschreibung mitsamt der Kriterien von den Vereinen akzeptiert und erst im Nachhinein versuchte der Verlierer das Ergebnis mit Hilfe eines Rechtsanwalts zu kippen. Bisher war es durch Prokura der Politiker die Aufgabe des Bürgermeisters/der Verwaltung Verträge mit den Vereinen über Vermietung und Verpachtung von Sportstätten abzuschließen. Die örtlichen Politiker haben dagegen bei der Bezuschussung das Sagen.
Ein Wettbewerbsverfahren für die Vergabe der Sportplätze war somit überhaupt nicht erforderlich. Der Wettbewerb war sogar doppelt überflüssig, weil die Weichen bereits vor vielen Jahren gestellt worden waren. Ab 2016 hatten der VfL für das Travestadion und der SVT für das Kurparkstadion
bereits für weitere zehn Jahre die Zusage der Stadt Bad Oldesloe bekommen. Und nur weil eine Umsatzsteuerreform ins Haus stand, wurden die Verträge erst einmal auf nur vier Jahre besiegelt
und sollten dann in der bereits zugesagten Verlängerung angepasst werden. Dazwischen grätschte das derzeitige Dilemma.
Da wird im Ausschuss öffentlich von PolitikerInnen behauptet, der SVT habe kein einziges weibliches Mitglied. Eine Nachfrage beim Verein hätte gezeigt, dass ein Viertel der Mitglieder Frauen sind. Die Volleyballerinnen des SVT spielen eher aus Spaß, beim Sommeryogaprogramm im Kurparkstadion nehmen fast nur Frauen teil und die SVT-Ligamannschaft hatte lange Zeit eine Frau als Trainerin. Auch die jahrelang erfolgte Integration, die Inklusionsmannschaft mit dem Kreisfußballverband über fünf Jahre und andere soziale Verdienste zählten plötzlich nicht mehr. Und wenn man es nicht besser wüsste, könnte man an Alltagsrassismus denken. Über das Ehrenamt wurde im letzten BSK-Ausschuss so negativ geredet, dass der größte Oldesloer Verein schon überlegte, diesen mangels Wertschätzung abzumelden. Ausgetragen wird dies alles auf dem Rücken der Sportler. Denn ohne finanzielle Unterstützung können die Angebote in der jetzigen Form nicht aufrecht erhalten werden. Ohne einen vernünftigen Zeitrahmen können keine beispielsweise vom LSV geförderten Projekte angeschoben werden. Und das Vereins- Hopping einer Sparte, die guckt, wo mehr Geld winkt, kann die Mitgliedergrößen der Vereine immer wieder schnell verändern.
Die Politiker, denen gefällt, wenn ein Verein mit hohen Eigenmitteln wirbt, sollten sich überlegen, wie realistisch dies überhaupt ist. Wollen deren Mitglieder wirklich monatlich ein mehrfaches an Beiträgen aufbringen, als die Mitglieder anderer Vereine? Oder zusehen, wie es die frisch gewonnenen Mitglieder dahin zieht, wo es dann vielleicht bessere finanzielle Konditionen gibt? Statt zu versuchen, Ergebnisse im Nachhinein zu kippen und die Arbeit von Ehrenämtlern
herabzuwürdigen, sollten die Politiker in die Zukunft schauen und ihrerseits Kriterien und Richtlinien ausarbeiten, die sie sich künftig bei ähnlichen Prozessen für Bad Oldesloe umgesetzt wünschen.
Susanna Fofana, Bad Oldesloe

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