Ein ganz besonderer Moment

Stormarner Tageblatt  24.12.2022

Warum der Weihnachtsmann für Flüchtlingskinder so wichtig ist

Die Organisatoren (v.li.) Elham Shojaei, Hans-Ulrich Raab, Einrichtungsleiterin Ilka Lambke, Peter Rüggen und Ibrahim El Nabulsi.  Susanne Rohde-Posern
Die Organisatoren (v.li.) Elham Shojaei, Hans-Ulrich Raab, Einrichtungsleiterin Ilka Lambke, Peter Rüggen und Ibrahim El Nabulsi. Susanne Rohde-Posern

Susanne Rohde-Posern

Aufgeregt flitzen Scharen von Kindern durch den langen Flur der Gemeinschaftsunterkunft an der Kastanienallee. Diente das Gebäude früher als Schwesternwohnheim für die nahe Asklepios-Klinik, so leben hier heute Familien aus verschiedenen Ländern, die aus unterschiedlichen Gründen aus ihrer Heimat geflohen und in Bad Oldesloe gelandet sind.
Die Zimmer und Wohnungen in der Unterkunft sind klein und trist, aber die rund 30 Kinder, die hier mit ihren Eltern oder alleinerziehenden Müttern wohnen, bringen Leben und Fröhlichkeit in das ansonsten graue Gebäude. Sakina Haidary, Mutter von vier Söhnen, verteilt selbst gebackene Kekse an ihre Mitbewohner und die Gäste. Seit zwei Jahren wohnt die Familie aus Afghanistan hier in einer Wohnung der Unterkunft. Die Kinder sind heute besonders aufgeregt, denn gleich wird der Weihnachtsmann mit Geschenken vorbeikommen.

Highlight im Alltag
Die Weihnachtsfeier im Gemeinschaftsraum der Unterkunft, die unter der Trägerschaft der Johanniter steht, ist ein Highlight im oft eintönigen Alltag der Bewohner, die aus Afghanistan, Syrien, der Ukraine und aus afrikanischen Ländern kommen. Ihre Geschenkwünsche durften die Kinder vorab auf Wunschzettel schreiben, die dann an den Deutschen Kinderschutzbund weitergeleitet wurden.
„Das ist eine schöne und unkomplizierte Aktion für unsere Kinder, sie sind schon ganz aufgeregt. Für Geschenke haben wir sonst keinerlei Mittel zur Verfügung“, sagt Einrichtungsleiterin Ilka Lambke. Die Kinderwünsche sind eher bescheiden und reichen von Spielzeugautos und Puppen bei den Kleinen bis zu Computertastaturen und Gamingzubehör bei den Älteren. Ob aber in den Geschenkpäckchen auch wirklich steckt, was sich die Kinder gewünscht haben, ist noch nicht ganz sicher.
„Wir haben die Wunschzettel gesammelt und sie dann für die so genannte Wunschstern-Aktion an unsere Paten, Sponsoren und Unterstützer weitergeleitet“, sagt Stephanie Wohlers, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Kreisverband Stormarn. Die 40 Wunschsterne der Kinder aus der Gemeinschaftsunterkunft landeten bei der Firma Schmelzer Hörsysteme, wo sie an die Tannenbäume in den Filialen gehängt wurden. Alle Kunden konnten dann einen Stern mitnehmen und auf diese Weise einen Weihnachtswunsch der Kinder erfüllen.
„Dieses Weihnachten dürfen wir mal größer denken, denn die Resonanz war riesig. Insgesamt können jetzt kreisweit fast 300 Kinder beschenkt werden“, freut sich Stephanie Wohlers.

Zwei Weihnachtsmänner
Die Bescherung übernehmen in der Kastanienallee gleich zwei Weihnachtsmänner. Hans-Ulrich Raab und Peter Rüggen von den Oldesloer Senior-Trainern haben bei der Verteilung der liebevoll verpackten Geschenke an die Kinder zwischen 0 und 16 Jahren fast genauso viel Spaß, wie die Beschenkten.
„In erster Linie geht es uns darum, den Kindern eine Freude zu machen, aber auch darum, dass die Familien unsere Traditionen kennenlernen. Wir haben auch schon gemeinsam Sterne gebastelt“, erzählt Ilka Lambke, die bei ihrer Arbeit in der Unterkunft von den beiden Sprach- und Kulturvermittlern Ibrahim El Nabulsi und Elham Shojaei unterstützt wird. Denn die meisten Bewohner sind muslimischen Glaubens, aber Geschenke nimmt jedes Kind gerne.

Dieser Beitrag wurde unter Presseartikel veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.