„Umweltschweine“ kosten Geld

Stormarner Tageblatt  28.12.2022

Illegale Abfallentsorgung: Chef der Abfallwirtschaft Südholstein will mehr Video-Überwachung

Was nicht mehr in den Container passt, landet – wie hier in Grande – leider viel zu oft daneben.
Was nicht mehr in den Container passt, landet – wie hier in Grande – leider viel zu oft daneben.
AWSH-Geschäftsführer Dennis Kissel.  Guido Behsen

Guido Behsen

Was von Weihnachten übrig bleibt, ist auch im Kreis Stormarn alle Jahre wieder jede Menge Verpackungsmüll. Der landet dann in der blauen Papiertonne, in einem der Papiercontainer auf den öffentlichen Plätzen in den Gemeinden – aber auch viel zu oft daneben. „Vermüllte Depotplätze sind leider weiterhin ein Dauerthema“, sagt Dennis Kissel, Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH). Deren Reinigung kostet die AWSH jedes Jahr hunderttausende Euro. Kissels Meinung nach sollte darum die Videoüberwachung von Containerstandorten, wie sie es in Stormarn derzeit nur in Großhansdorf gibt, ausgeweitet werden.

565 Standorte der AWSH gibt es
Insgesamt sei die Menge an Papiermüll gar nicht so signifikant gestiegen, wie man den Eindruck haben könnte. „Zwar fallen mehr Verpackungen an, dafür ist die Menge an Printprodukten rückläufig“, erklärt Dennis Kissel.

Bürger oft zu bequem zum Ordnung halten
Das Problem sei die Bequemlichkeit der Verbraucher bei der Entsorgung von Kartons und Päckchen: „Es kann doch wirklich nicht so schwer sein, ein Cuttermesser zu benutzen oder den Klebestreifen vom Karton abzutrennen“, stellt der AWSH-Chef fest. „Der Mensch ist eben ein Riese bei der Ankündigung, aber ein Zwerg bei der Umsetzung.“
Folge: Die Depotcontainer an den 565 Standorten in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg werden mit nur halbherzig oder gar nicht zerkleinerten Pappkartons buchstäblich vollgemüllt. „Dabei würde bei vernünftiger Handhabung viel mehr hineinpassen.“ Für die Faulen, die ihre Kartonage im Fall voller Papiercontainer einfach daneben abstellen, bringt Kissel sogar noch einen Rest Verständnis auf („Wir sind doch alle im Grunde bequem.“). Für Leute, die verschiedensten Müll einfach an einem Containerstandort abladen und verschwinden, hat der AWSH-Chef dagegen nur ein Urteil übrig: „Das sind Umweltschweine.“ Zum Glück seien Fälle wie der einer kompletten Gartenlaube, die in Mölln neben einem Depotcontainer entsorgt wurde, die Ausnahme.

Datenschutz macht Überwachung schwierig
Trotzdem plädiert Dennis Kissel dafür, die Videoüberwachung von Containerstandorten auszuweiten. „Leider ist das aus Gründen des Datenschutzes immer noch schwer umsetzbar“, bedauert er die Situation. Dabei habe das Großhansdorfer Beispiel gezeigt, dass die Maßnahme funktioniert und von der Bevölkerung mitgetragen wird.

Mit Überwachung weniger Probleme
„Die Bürger sind von der Gemeinde sowie durch uns und die Medien vorher informiert worden. Seit einem halben Jahr klappt dort jetzt alles prima“, so Kissel. „Das würde ich mir auch woanders wünschen.“ Von der Einführung einer blauen „Zwangstonne“ hält der AWSH-Geschäftsführer dagegen nichts: „Wir setzen lieber weiterhin auf Aufklärung, zumal rund 90 Prozent der Haushalte in Stormarn und dem Kreis Herzogtum Lauenburg bereits eine Papiertonne haben.“

Dieser Beitrag wurde unter Presseartikel veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.