Das sagt die Bahn zur Service-Wüste

Stormarner Tageblatt  09.01.2023

Unternehmen reagiert auf die Situation am Bad Oldesloer Bahnhof

Auf dem Weg zu den Gleisen: Bahn-Pendler fühlen sich dabei alles andere als sicher.  Patrick Niemeier
Auf dem Weg zu den Gleisen: Bahn-Pendler fühlen sich dabei alles andere als sicher. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Keine Ansprechpartner am Gleis, keine Informationen über Verspätungen, ein abgeschlossenes Wartehäuschen, ausfallender Schienenersatzverkehr und streikende Fahrstühle – die Liste der Dinge, über die sich Pendler und Reisende in den vergangenen Wochen mit Blick auf den Oldesloer Bahnhof beschwerten, ist recht lang.

Hoher Krankenstand trifft auch die Bahn
„Es ist ja alles ganz gut und schön, was auf dem Oldesloer Bahnhof Bad Oldesloe Mustergültiges an Umbaumaßnahmen geschieht“, sagt ein Pendler aus Bad Oldesloe. Allerdings treffe er seit Monaten keine Bahnhofsaufsicht oder einen Schaffner mehr in dem Bahnhof an. In einer anderen Kritik heißt es, dass man „sich, sich selbst überlassen fühle“.
Konfrontiert mit den Kritikpunkten, reagiert die Deutsche Bahn jetzt auf Nachfrage. Grundsätzlich sei auf dem Bahnhof täglich von 7 bis 19 Uhr Servicepersonal im Einsatz. „Wie bei nahezu allen Unternehmen in Deutschland ist aber auch der Krankenstand bei unseren Mitarbeitenden aktuell hoch. Das kann leider zu Serviceeinschränkungen führen“, erklärt eine Bahnsprecherin die Abwesenheit des Service-Personals und den geschlossenen Info-Bereich.
„Wir bedauern die aktuellen Einschränkungen für unsere Fahrgäste sehr. Wir bei der DB tun alles, um die Auswirkungen auf unsere Kunden so gering wie möglich zu halten. Wir versuchen, kurzfristig Ersatz für erkrankte Mitarbeitende zu finden“, führt die Bahnsprecherin weiter aus. Doch trotz aller Bemühungen und einem Einstellungsrekord könne der sehr hohe Krankenstand punktuell zu einer angespannten Personalsituation führen.
Allerdings führen die Personalausfälle auch zu Bahnausfällen, entgegnen die Kritiker der Bahn. Es sei komplett unverständlich, dass der neu eingerichtete Wartebereich verschlossen bleibe. Und das auch bei Minustemperaturen, Regen oder Sturm. „Der Warteraum wird durch unser Servicepersonal in den genannten Zeiten geöffnet und wieder geschlossen. Leider muss dies entfallen, wenn kein Personal vor Ort eingesetzt werden kann“, erklärt eine Sprecherin der Bahn dazu.
Was die Fahrstühle angehe, sei derweil der Aufzug am Bahnsteig 6/7 bereits seit Mitte August wieder im Betrieb. Nicht funktionierende Fahrstühle hatten immer wieder zur Kritik an der Barrierefreiheit gesorgt. Gerade Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen fühlten sich zum Teil von der Möglichkeit der Bahn-Nutzung ausgeschlossen. Allerdings gibt die Bahn zu, dass es in den vergangenen Monaten einige technische Störungen gab. Diese konnten allerdings behoben werden.
Wenn ein Schienenersatzverkehr – wie mehrfach kritisiert wurde – nicht eintreffen oder Informationen dazu fehlten, könnte es vielfältige Gründe haben, wie die Bahnsprecherin erklärt. Probleme in diesem Bereich könnten daher nicht pauschal beantwortet werden, sondern müssten im Einzelfall geprüft werden.

Hinweise auf Bahn-App reichen vielen nicht aus
Vor allem ältere Bahnreisende weisen darauf hin, dass sie Ansprechpartner vor Ort und verlässliche Informationen benötigen. Ihnen helfe der Hinweise auf eine Bahn-App nicht. Denn nicht alle seien mit Smartphones ausgestattet oder könnten die Programme ohne Probleme bedienen. Zu einer echten Barrierefreiheit gehöre daher auch analoge Information und die Möglichkeit von Mensch zu Mensch zu kommunizieren.
Tatsächlich würde die verlässliche Anwesenheit von Servicepersonal auf dem Bahnhof auch der Atmosphäre guttun und das Sicherheitsgefühl erhöhen. Eine Verbesserung der technischen Ausstattung und die Digitalisierung werden Personaleinsatz nicht ersetzen können – weder mittel- noch langfristig.

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