Stormarner Tageblatt 18.01.2023
Tüv Bad Oldesloe erklärt, worauf im Winter zu achten ist – und was nicht hilft
Finn Fischer
Die Straßen sind glatt, Verkehrsschilder verschneit, die Scheiben vereist. Autofahren im Winter kostet Nerven und birgt immer auch ein Risiko. Nachdem der Winter fast vorbei schien, müssen Verkehrsteilnehmer nun wieder mit kälteren Temperaturen zurechtkommen. Um die Unfall-Gefahr zu minimieren, sollte vor und während der Fahrt einiges beachtet werden. Das wichtigste: freie Sicht.
Winter-Mythos I: Mit warmem Motor schnell zu freier Sicht
Die Autoscheibe ist von außen vereist und von innen beschlagen. Eine beliebte Methode, um möglichst schnell für eine eisfreie Scheibe zu sorgen: den Motor im Stand laufen lassen. Ob das sinnvoll ist? Die Einschätzung von Tüv-Chef Lutz Möller aus Bad Oldesloe ist klar: „Da der Motor im Stand viel Zeit braucht, um warmzulaufen, erreicht man damit abgesehen von unnötigem Lärm und Abgasen und Schäden am Motor nicht viel.“
Wird man dabei erwischt, folgt zudem ein Bußgeld von 80 Euro. Erstes Mittel der Wahl ist und bleibt also der klassische Eiskratzer. Wenn es doch etwas schneller gehen soll, bietet sich ein Eisspray an. Bei beschlagenen Scheiben helfen das Gebläse und die Heizung auf höchster Stufe. Zusätzlich entzieht die Klimaanlage der Luft die Feuchtigkeit.
Winter-Mythos II: Eisfreie Scheiben reichen aus
Eigentlich ist es selbstverständlich. Und trotzdem fahren im Winter immer wieder Autos mit einem freigekratzten „Guckloch“ in der Frontscheibe umher. Das ist natürlich nicht ausreichend, um sicher auf winterlichen Straßen unterwegs zu sein. Neben (vollständig enteisten) Scheiben müssen auch andere Teile des Fahrzeuges von Schnee befreit sein. Dazu zählen unter anderem die Lichtanlagen und das Kennzeichen. Auch auf dem Dach haben Schneehaufen während der Fahrt nichts zu suchen.
Winter-Mythos III: Allwetterreifen gehen immer
Seit 2010 gilt auf den deutschen Straßen eine Winterreifenpflicht. Sie greift situativ, also witterungsabhängig. „Bei Glatteis, Schneematsch, Reif, Eis- oder Schneeglätte müssen Winterreifen mit dem dreigezackten Bergpiktogramm mit der Schneeflocke in der Mitte gekennzeichnet sein. Das M+S-Zeichen allein reicht für neue Reifen nicht mehr aus“, erklärt Möller.
Wer bei diesen Bedingungen noch mit Sommerbereifung unterwegs ist, muss mit einem Bußgeld von bis zu 120 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen. Um dem vorzubeugen, dient die O-bis-O-Faustregel. Sie besagt, dass Winterreifen von Oktober bis Ostern genutzt werden sollten.
Winter-Mythos IV: Runter mit dem Reifendruck für mehr Antrieb auf Schnee
Der Gedanke an sich ist nicht falsch. Durch den verringerten Reifendruck vergrößert sich die Fläche des Rades. Das verhindert unter anderem, dass der Reifen durchdreht. Aber: Ist man mit dem Fahrzeug wieder auf normalem Asphalt unterwegs, wird ein zu niedriger Reifendruck schnell gefährlich.
Winter-Mythos V: Zugeschneite Verkehrsschilder müssen nicht beachtet werden
Wichtige Verkehrsschilder wie das Stoppschild sind auch bei dicker Schneedecke durch ihre spezielle Form gut zu erkennen und gelten uneingeschränkt. Eine bedingte Lesbarkeit schützt hier nicht vor einem Bußgeld. Sind Verkehrsschilder eingeschneit, die aufgrund ihres Umrisses nicht hervorstechen, spielt in vielen Fällen die Ortskunde der Fahrenden eine Rolle. Ist diese nicht gegeben und das Schild nachweislich nicht lesbar, kann es seine Gültigkeit kurzzeitig verlieren.
Winter-Mythos VI: ABS hält das Auto in der Spur
Das Antiblockiersystem (ABS) unterstützt den Bremsvorgang in vielen Situationen, aber Schnee und Eis stellen auch dieses vor Herausforderungen. Hier hilft es, die Geschwindigkeit zu reduzieren und vorausschauend zu fahren. Besonders bei der Kurvenfahrt ist dies zu beachten. „Am besten vermeidet man starke Bremsmanöver und schnelle Lenkbewegungen gänzlich, um in der Spur zu bleiben. Bricht das Fahrzeug dennoch aus, die Kupplung treten und vorsichtig gegenlenken“, rät Möller.
Winter-Mythos VII: Autowäsche im Winter ist zwecklos
Streusalz, matschige Straßen und Schmutz gehören in den dunklen Monaten oft zum Alltag. Viele Autofahrer verzichten daher lieber auf die Kosten der Waschanlage. Besonders in den Wintermonaten ist eine regelmäßige Wäsche wichtig, um all den Schmutz zu beseitigen. Denn Streusalz tut dem Unterboden und dem Lack nicht gut.