Einsatz für ein Sterben in Würde

Stormarner Tageblatt  25.01.2023

Was die Oldesloer Hospiz-Gründerin Sabine Tiedtke antreibt

Zum Hospiz gehören auch Alpakas.  Susanne Rohde-Posern
Zum Hospiz gehören auch Alpakas. Susanne Rohde-Posern

Susanne Rohde-Posern

Sabine Tiedtke strahlt, denn das neue Jahr fängt wirklich gut für die Oldesloerin an. Anfang Januar feierte sie zunächst ihren 60. Geburtstag und drei Tage später bekam die Gründerin des stationären Hospizes Lebensweg den silbernen Schlüssel der Stadt als Auszeichnung für ihr besonderes ehrenamtliches Engagement.
„Diese Auszeichnung ist eine tolle Anerkennung dafür, dass wir gemeinsam etwas Großes geschaffen haben. Ich bin wirklich stolz darauf, Oldesloerin zu sein“, sagt Tiedtke noch ganz gerührt. Dabei hatte sie nach eigener Aussage wirklich keine Ahnung, was sie erwartete, als ihr Mann sie überredete, zum Neujahrsempfang der Stadt zu gehen.
„Ich wunderte mich etwas, ging dann aber mit. Es war sehr voll, aber der Empfang war richtig schön. Erst als Frau Pontow ihre Rede hielt und zur Schlüsselvergabe kam, merkte ich: Oh, die meint ja mich“, erzählt Tiedtke. „Ich war sehr gerührt und die Tränen liefen.“
Als sie vor zehn Jahren ihre Idee und Vision für ein stationäres Hospiz in der Kreisstadt bekannt machte, kamen auch Stimmen wie „So etwas kannst du aber nicht in Bad Oldesloe machen.“ Doch Tiedtke war von Anfang an überzeugt von ihrer Idee und sicher, dass sie das Hospiz irgendwann realisieren würde. „Es war aber von Beginn an ein Gemeinschaftsprojekt mit mir als Mittler. Es sind so viele auf den Zug aufgesprungen, um zu helfen und mitzumachen“, sagt Tiedtke.
„Ich hatte immer das Gefühl, dass diese Menschen das Projekt mit mir zusammen realisieren wollen. Sie waren ebenso begeistert wie ich, wollten es aber nicht ohne mich machen. Also war ich die Lokomotive und brachte alles voran“, sagt die Mutter zweier erwachsener Kinder. Es habe unglaublich viele Dinge gegeben, die entschieden werden mussten, und dafür brauchte sie die ihr eigene Klarheit, Entschlossenheit und Hartnäckigkeit – und die Gabe, andere Menschen für ihre Sache zu begeistern.
Natürlich gab es auf dem langen Weg bis zum Bau und der Eröffnung des Hospizes auch viele Durststrecken, Hindernisse und Rückschläge. „Ich bin in den zehn Jahren gewachsen und habe mich verändert. Und zwischendrin ging es mir auch mal richtig schlecht“, gesteht sie rückblickend. Doch das unheimlich große öffentliche Interesse und der Wunsch vieler Menschen, ein Teil dieses Projektes zu sein, haben ihr immer wieder den Mut und die Kraft gegeben, weiterzumachen.
Inzwischen wurden im Hospiz rund 280 Menschen auf ihrem letzten Lebensweg begleitet. „Es ist so schön zu wissen, dass wir Dinge bewegen können und in der Welt auch wirklich etwas zum Guten verändern können. Dafür müssen wir aber bei uns selbst anfangen“, betont die Oldesloerin. Nach der Eröffnung des Hospizes im Mai 2020 zog sie sich schrittweise wieder zurück und gab ein Jahr später die Geschäftsführung ab.
Sie ist aber noch Vorsitzende des Fördervereins, der jetzt sein zehnjähriges Bestehen feiert, und kümmert sich regelmäßig um die drei Alpakas, die zum Hospiz gehören, sowie um die Öffentlichkeitsarbeit. Sie sei noch lange nicht am Ende mit ihren Ideen und wolle das Thema Tod und Sterben noch mehr in die Gesellschaft tragen. Denn würdevolles Sterben sollte irgendwann überall möglich sein.
Außerdem überlegt sie, ein Buch über das Hospiz Lebensweg zu schreiben. „Ich habe nie daran gezweifelt, dass ich das Richtige tue. Ich habe diese Aufgabe bekommen, und das war auch für mich ein sehr heilsamer Weg. Es kommt direkt aus dem Herzen, was ich mache.“

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