Warum kaum Elektrobusse fahren

Stormarner Tageblatt  28.01.2023

Die Verkehrswende hakt im Kreis Stormarn

Ein Elektrobus der Autokraft, der 2021 in der Testphase in Bad Oldesloe unterwegs war Patrick Niemeier
Ein Elektrobus der Autokraft, der 2021 in der Testphase in Bad Oldesloe unterwegs war Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Die Verkehrswende ist in Sachen Klimaschutz ein wichtiger Faktor – das gilt auch für den Kreis Stormarn. Der Umstieg auf mehr Busse ist ein Aspekt, gleichzeitig sollen aber auch die Emissionen der Busse selbst verringert werden. Doch die Umstellung von Diesel- auf Elektrobusse verläuft schleppend und nicht so schnell, wie manche Stormarner hofften.
Es ist gar nicht lange her, dass ein Elektrobus regelmäßig durch Bad Oldesloe rollte und bei Klimaschützern die Hoffnung weckte, dass die Umstellung auf E-Antriebe beim Dienstleister Autokraft nun recht schnell starten würde. Doch nach der Testphase im Jahr 2021 hörte man erstmal wieder relativ wenig von E-Bussen in Stormarn.
Dabei ist – neben einem Ausbau des Busnetzes generell – die Umstellung auf E-Antriebe ein wesentlicher Punkt in Sachen Verkehrswende und Klimaschutz. Es wurde daher auch schon viel darüber in politischen Ausschüssen gesprochen – doch wirklich passiert ist wenig.

22 Elektro-Busse bei der Autokraft unterwegs
Die Enttäuschung war bei Verfechtern einer schnellen Umstellung auf E-Busse im Regelbetrieb daher auch kürzlich groß, als man erfuhr, dass die Deutsche Bahn – deren Tochterunternehmen die Autokraft ist – 2023 in Schleswig-Holstein plant, 22 Elektrobusse am Februar nach und nach ins Alltags-Geschäft zu integrieren. Das gilt aber nur an den Standorten Bad Segeberg, Eutin, Heide/Meldorf und St. Peter Ording. Stormarn blieb außen vor.
Das bestätigt die Deutsche Bahn auch auf Nachfrage. „Im Kreis Stormarn sind seitens Autokraft derzeit noch keine E-Busse im Einsatz. Wir sind jedoch in Gesprächen mit den Aufgabenträgern zu einem möglichen Einsatz. Einen Zeitrahmen können wir jedoch noch nicht benennen“, heißt es von Seiten der Deutschen Bahn.
Eine Sprecherin der DB betont auch, dass der Test in Bad Oldesloe vor zwei Jahren sehr erfolgreich verlaufen sei. „Die sechsmonatige Praxiserprobung eines Elektrobusses, verdeutlichte dem Aufgabenträger die Leistungsfähigkeit“, sagt sie. Langfristig sei es das Ziel, den Stadtverkehr Bad Oldesloe vollelektrisch zu fahren.
Wozu genau diente der Test, hätte nicht in der Folge wenigstens dieser eine E-Bus weiter seine Runden im Oldesloer Stadtverkehr drehen können? „Mit den Tests wurden Erkenntnisse gewonnen, die für einen dauerhaften Einsatz dieser Technologie wichtig sind“, erklärt die Bahnsprecherin.
Die 22 erwähnten E-Busse seien die ersten der Autokraft in ganz Schleswig-Holstein. Bis spätestens 2040 sollen die Dieselantriebe bei der Autokraft komplett der Vergangenheit angehören. „Wir wollen bis 2040 ein klimaneutrales Unternehmen werden und auf dem Weg dorthin auf herkömmlichen Diesel zu verzichten“, antworte die Deutschne Bahn auf Rückfrage.

Elektro-Busse deutlich teurer als Diesel-Busse
„Dazu prüfen wir verschiedene Möglichkeiten für alternative Antriebe und Kraftstoffe. Voraussetzung für den Einsatz von E-Bussen ist allerdings die Bewilligung von Fördermitteln durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr sowie eine Mitfinanzierung beziehungsweise Bestellung von E-Bussen durch den Aufgabenträger“, erklärt die Sprecherin der DB.
Dazu muss man wissen, dass aktuell laut dem Regionalen Nahverkehrsplan für Stormarn ein E-Bus noch das 2,5-fache im Vergleich zu einem Dieselbus in der Anschaffung kostet. Mit Wasserstoff betriebene Busse seien zwar auch eine Alternative – allerdings kosten diese sogar das 3,5-fache eines Diesel-Busses.
„Wenn alle Voraussetzungen erfüllt und E-Busse bestellt sind, starten die Vorbereitungen für eine infrastrukturelle Anpassung an den jeweiligen Standorten“, heißt es. Doch wann wird das in Stormarn überhaupt so weit sein? „Es gibt dazu noch keinen konkreten Beschluss“, sagt Björn Schönefeld, beim Kreis Stormarn für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zuständig.
Gespräche mit der Autokraft laufen. Diese müsse aufgrund von Förderzusagen wissen, wie die Pläne in Stormarn aussehen und ob es noch geplant sei, im aktuell laufenden Vertrag noch E-Busse einzusetzen. Vertraglich gibt es dafür nämlich keine Verpflichtung. „Generell haben wir im Regionalen Nahverkehrsplan einen Vorschlag zu einer sukzessiven Umstellung aller Dieselbusse auf E-Busse bis 2032 dargestellt“, erklärt Schönefeld.
„Dem Regionalen Nahverkehrsplan wurde zugestimmt – was allerdings kein General-Beschluss für eine Umstellung ist. Diese müssen wir uns im Einzelne durch konkrete Beschlüsse genehmigen lassen. Diese sukzessive Umstellung zielt maßgeblich auf Neuvergaben im genannten Zeitraum, aber auch auf Teilumstellungen in laufenden Verträgen – soweit es denn vertraglich möglich ist“, erläutert Schönefeld die Situation.
Rollen in Stormarn also erst Anfang der 2030er-Jahre Elektrobusse? Nein. Denn im Stadtverkehr Bargteheide seien bereits vier E-Busse unterwegs, erklärt Schönefeld. Damit sei im Dezember 2022 der Startschuss für E-Mobilität im Stormarner ÖPNV erfolgt. Durch Ahrensburg sollen derweil dann ab Dezember 2024 E-Busse rollen. 20 E-Busse sollen dabei eingesetzt werden.
Bei der Autokraft sei es geplant, ab Dezember 2023 oder 2024 bei der Umstellung des Fahrplans fünf E-Busse im nördlichen Kreisgebiet einzusetzen.

Forderung nach Landesförderung
Bei der gesamten Umstellung sei die Infrastrukturfrage essenziell. Sie sei auch bei der Vergabe des Netzes in Ahrensburg daher im Fokus. Dort gebe man diesen Bereich – aufgrund des Wissens und der Zeitfrage der Umrüstung – komplett an das Verkehrsunternehmen ab, dass sich dann auch um Fördergelder für die Infrastruktur kümmere.
Denn eines sei unvermeidbar, stellt Schönefeld klar, ohne eine weitere Landesförderung in Sachen Fahrzeuge und Betriebsinfrastruktur werde eine Wende vom Diesel zu alternativen Antriebsarten im ÖPNV nicht gelingen können.

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