Wie viele Gewerbeflächen benötigt Bad Oldesloe? – Fronten sind verhärtet
Patrick Niemeier Wie viel Wachstum ist in Bad Oldesloe noch möglich? Wie naiv ist ein Verzicht auf weitere Einnahmemöglichkeiten? Wer denkt pragmatisch und wer hängt an Ideologien fest? Die Diskussionen über neue Gewerbeflächen in der Stormarner Kreisstadt ist in den vergangenen Wochen voll entbrannt.
Fakt sei, das stellte Detlev Hinselmann von der Wirtschafts-Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) noch einmal klar, dass entgegen manch anderer Behauptungen die Nachfrage und der Bedarf vorhanden sei. „Es geht hier darum, für Bad Oldesloe neues Gewerbe anzusiedeln. Und um nichts anderes“, sagte er zu Plänen eines neuen Gewerbegebiets im Westen der Kreisstadt.
Anwohner fürchten um ihr Naherholungsgebiet
Anwohner aus dem benachbarten Wohngebiet sehen das anders. Sie seien hier vor 20 Jahren hergezogen, weil es ein Wohnen in der Natur sei. Gerade jetzt in der Corona-Pandemie habe sich die nahe Natur als Ort für Spaziergänge bewährt.
Städte haben nur begrenzte Möglichkeiten, um Einnahmen zu erzielen. Eine wichtige ist dabei die Gewerbesteuer. Und genau in diesem Bereich würde eben neues Gewerbe für bessere Zahlen sorgen, erklärte Hinselmann. Geplant ist es, dass die WAS für die Stadt das Gewerbegebiet erschließt.
„Wir haben ein Travebad, eine Bibliothek und ein tolles Kultur- und Bildungszentrum – wie großartig ist das eigentlich?“, fragte Frederik Gronwald aus dem Wirtschaftsbeirat, die Lokalpolitiker. Doch diese wichtigen Einrichtungen kosten die Stadt Geld und um sie zu erhalten, müssten mit Blick auf das strukturelle Defizit der Stadt neue Einnahmen generiert werden.
„Es ist unglaublich, dass von einigen Seiten die Diskussion über ein Gewerbegebiet so geführt wird, als würden wir hier über ein Atommülllager sprechen“, sagte er. Wer der Zukunft der Stadt nicht im Wege stehen wolle, wer diese sicher und mitgestalten wolle, der könne nicht gegen die Ansiedlung neues Gewerbes sein.
Nicht gut kam es beim Wirtschaftsbeirat und Teilen der Politik an, dass Gronwald auf eine kurze Redezeit hingewiesen wurde, nachdem zuvor lange über Wohnbebauung an anderer Stelle gesprochen worden war.
Annika Dietel von der SPD sah es aber auch nach Hinselmanns und Gronwalds Aussagen nicht so, dass mehr Gewerbe die einzige Lösung für die Stadt sein könne. „Vielleicht muss man irgendwann sagen, dass das mit dem Wachstum endlich ist. Wir können nicht hier und da einfach immer neue Gewerbegebiete entstehen lassen. Wenn dieses kommt, wird das nächste schon in der Planung sein“, sagte die Sozialdemokratin.
Die Oldesloer Grünen verlangten, dass mindestens klare, harte Regeln für Investoren und Bauherren aufgestellt werden und erhielten dabei Unterstützung von Dietel sowie von FDP, Die Linke und Stadtfraktion.
Zu den aufgestellten Regeln gehört unter anderem, dass Solaranlagen auf neuen Gewerbebauten eingerichtet werden, Schotterflächen untersagt sind, nicht bebaute Flächen begrünt werden müssen und die Versiegelung des Bodens minimiert wird. Die Wärmeversorgung müsse über klimaneutrale Fernwärme sichergestellt werden.