Gut gemeinte Zufütterung von Wasservögeln führt zu Problemen in Bad Oldesloer Gewässern
Patrick Niemeier Bad Oldesloe Erwartungs- und hoffnungsvoll quakend kommen die Enten im Bad Oldesloer Bürgerpark auf den Fotografen zu.
Der Mittagsschlaf am auffällig stark riechenden Gewässer wird durch die Hoffnung auf Nahrung unterbrochen. Kein Wunder. Wochenlang sind die gefiederten Bürgermeisterinselbewohner durch Passanten entsprechend konditioniert worden.
Im Corona-Shutdown machte das falsche Gerücht die Runde, dass Wasservögel ohne ein paar Brotkrumen der ausbleibenden Spaziergänger verhungern würden. Und so kam die Tradition wieder auf, die von Großeltern und Enkeln gleichauf geliebt wird: das Entenfüttern. Erneut zeigte sich dabei, dass das Gegenteil von „gut“ halt immer wieder „gut gemeint“ ist. Tütenweise kippten wohlmeinende, vermeintliche Tierfreunde ihre Brot- und Brötchenreste an und in die Trave. Und das nur wenige Meter neben einem Schild, das darum bittet, dieses eben nicht zu tun.
Denn niemand muss sich um die Wasservögel sorgen. Weder in „normalen“ Zeiten noch im Corona-Shutdown. Die Wasserfreunde im Federkleid können sich entgegen anderer Gerüchte ziemlich gut selbst ernähren.
Wenn zugefüttert wird, kommen zu viele Vögel an einem Ort zusammen. Und dort wo zu viele dieser Tiere zusammenkommen – zum Beispiel weil sie von Sonntagsspaziergängern mit Backerzeugnissen verwöhnt und unbewusst geködert werden – gibt es auch eine ansteigende Menge an entsprechenden Ausscheidungen. Diese führen im Wasser dazu dass sich ein Nährstoffreichtum bildet, der zu Sauerstoffarmut führt und im Endeffekt zur Bildung von Faulschlamm und Schwefelwasserstoff, der dann für den Geruch verfaulter Eier sorgt und in der letzten Instanz zum Absterben der Lebewesen im Wasser und zum Umkippen des Gewässers.
Außerdem kann es zu einer hohen Bakterienkonzentration im Wasser und zu Vogelkrankheiten kommen. Daher gilt auch in Corona-Zeiten die von der Stadt ausgerufene Regel „Bitte nicht die Wasservögel füttern!“ Zum aktuellen Zustand der Wasserqualität in der Trave und an der Bürgermeisterinsel konnte oder wollte die Stadtverwaltung trotz mehrfacher Nachfrage keine Stellungnahme abgeben.