Zu viele Verstöße gegen die Hygieneauflagen sorgen für eine Sperrung der Freizeitsportflächen am Bad Oldesloer Exer
Patrick Niemeier Bad Oldesloe Wochenende in der Kreisstadt. Drei Kinder drehen ihre Runden auf dem Skateland. Eine Mutter filmt sie dabei mit dem Handy. Niemand trägt Mundschutz. Doch das eigentliche Problem sind eigentlich das rote Flatterband und die Hinweisschilder, die darauf hinweisen, dass der Platz gesperrt ist. Ein Mann kommt vorbei, weist die Mutter auf die nicht zu übersehende Sperrung hin. „Wir sind ja nur zu viert“, antwortet die Frau. „Außerdem sehe ich die Sperrung nicht ein — sie ist unfair“, ruft sie dem Mann hinterher, der ankündigt, die Polizei verständigen zu wollen.
Diese Form der akuten Ignoranz ist kein Einzelfall, wie die Behörden bestätigen. Der Egoismus zu vieler Oldesloer hat dazu geführt, dass der Kunstrasenplatz, der Dirt-Park, das Street-Workout und das Skateland in Bad Oldesloe für die Allgemeinheit bis Ende November gesperrt sind. Die konsequente Sperrung durch die Stadtverwaltung kommt nicht überraschend — höchstens überraschend spät, wenn man bedenkt, wie lange und häufig es schon Beschwerden über die Verhältnisse dort gab. Lange zeigte sich die Stadtverwaltung geduldig.
An die Lockdown-Regeln hielten sich auf den Plätzen vor allem am Nachmittag laut Augenzeugen zu oft nur die Wenigsten. Kontrolliert worden sei eher spärlich. Das Ordnungsamt hat laut eigener Aussage dafür auch keine Mitarbeiter und die Polizei kann dort natürlich ebenfalls nicht ein Zelt aufschlagen. Es entwickelte sich laut Augenzeugen ein Katz- und Maus-Spiel. Wenn eine Streife vorbeifuhr, wurden schnell Masken aufgesetzt, verschwand sie wieder, wurden sie halt abgenommen. Die Selbstkontrolle funktionierte offenbar überhaupt nicht. Es wurde also zu oft weggeschaut, offenbar aus der Angst heraus, wie ein Denunziant oder Spießer zu wirken, wie Jugendliche berichten.
Bestraft werden nun aber auch all die, die sich an die Regeln gehalten haben. Das trifft nach eigener Aussage vor allem die Schulen hart, die jetzt auf dem Kunstrasenplatz keinen Sportunterricht mehr durchführen können. Martin Nirsberger, Sportlehrer und Schulleiter der Theodor-Storm-Schule, hat dafür wenig Verständnis. „Wir als Schulen haben uns an alles gehalten. Wir haben genau wie die IES und TMS Hygienekonzepte. Es ist immer ein Lehrer dabei. Warum müssen wir Schulen jetzt unter dem Fehlverhalten am Nachmittag leiden?“, fragt er. Es sei in der Corona-Situation sowieso schwierig Sportunterricht durchzuführen, jetzt werde das zusätzlich erschwert.
„Das Problem am Exer war bekannt. Es war kein Geheimnis, dass dort die Regeln nicht eingehalten werden. Das hat doch jeder gesehen, der mit dem Auto dort vorbeigefahren ist. Warum wurde nicht frühzeitig besser kontrolliert?“, führt Nirsberger weiter aus. Parkscheine würden doch auch kontrolliert, warum denn nicht die Einhaltung der Corona-Maßnahmen? Wäre mehr kontrolliert worden, wäre die Situation nicht so drastisch geworden.
Schon im April hatte die Stadt Ideen abgelehnt — mit Verweis auf die dünne Personaldecke — dass zum Beispiel Außendienstmitarbeiter der Bußgeldstelle oder Jugendarbeiter den Tag über fest auf dem Exer stationiert werden, um die Regeln zu kontrollieren. Auch jetzt hätten sich Vereine andere Lösungen gewünscht, als eine Sperrung für alle. „Es ist ungerecht, dass wir jetzt den Platz nicht mehr nutzen können, weil andere gegen Regeln verstoßen, die aber offenbar auch gar nicht richtig kontrolliert wurden“, sagt Nirsberger.
Eine generelle Fehleinschätzung zeigt sich in diese Situation. Denn nicht nur in Corona-Zeiten bekommt die Stadt das Problem mit Jugendlichen und Kindern, die für Ärger und Vandalismus sorgen, nicht in den Griff. Die Notwendigkeit einer aufsuchenden Jugendarbeit wurde allerdings von der Verwaltung bisher immer abgestritten. Genau solche Personen, oder Schulsozialarbeiter hätten frühzeitig eingesetzt werden können, um einer solchen Situation rechtzeitig entgegenzuwirken, bevor eine Sperrung notwendig wurde, sagen die Sperrungskritiker.
Die Verwaltung weist darauf hin, dass das Betreten jetzt strafbar ist und bittet Bürger, die sehen, dass die Sperrung missachtet wird, das Ordnungsamt oder die Polizei zu benachrichtigen. Das ist natürlich deutlich günstiger als der präventive Einsatz eines Mitarbeiters der Jugendarbeit.