Archiv der Kategorie: Presseartikel

Betrachtungen zum Wochenausklang: Von alten Hüten und neuer Kultur

Stormarner Tageblatt  05.09.2020

Stormarner Wochenschau

Von alten Hüten und neuer Kultur

Die Bücherzelle hängt hier schon am Haken...Megi Balzer
Die Bücherzelle hängt hier schon am Haken…Megi Balzer

Patrick Niemeier und Stephan Poost

Hüte Weitergeben Es ist so eine Sache mit den vielen Annehmlichkeiten, die eine kleine Stadt wie Bad Oldesloe bietet. Vieles entsteht durch private Initiative und wird von Menschen am Leben gehalten, die ehrenamtlich – also unentgeltlich – ihre Zeit opfern. Wenn es dann um die Nachfolge der rührigen Ehrenamtler geht, wie jetzt im Falle von Karin Hoffmann, die Bücherzelle und Tauschhaus initiierte, wird es schnell sehr still. Lauter wird es erst wieder, wenn dann Tauschhaus und Bücherzelle abgebaut werden sollten, weil sich eben niemand findet, der die beiden Einrichtungen pflegt. Dann sind es insbesondere jene, die erst den Hut, den Karin Hoffmann symbolisch weitergeben wollte, mit Füßen getreten haben, die sich dann an Bücherzelle und Tauschhaus klammern und den Erhalt fordern. Unser Gemeinwesen wird zu einem großen Teil durch das Ehrenamt am Leben gehalten. Das müssen nicht immer viele tausend Stunden sein, die der jüngst verstorbene Walter Busch erübrigte. Manchmal reichen auch ein oder zwei Stunden pro Woche.

Reaktion Nicht immer sind wir bei der Zeitung nett und freundlich, manchmal kritisieren wir auch. So wie jüngst, als das Parkdeck an der Königstraße in der Kreisstadt voll Wasser lief und 16 Parkplätze nicht zu benutzen waren. Umso schöner, wenn dann die Stadt aktiv wird und den Missstand schnell behebt. Auch das sollte erwähnt werden.

Kulturbetrieb „Stillstand ist der Tod, geh voran, bleibt alles anders“ , nuschelte Herbert Grönemeyer einst kryptisch ins Mikrofon. Doch irgendwie könnte es sich auf die Corona-Krise in der Kultur beziehen. Denn einig ist man sich in der ja eigentlich sehr umtriebigen Kulturszene, die von stetem Wandel, von ständiger Bewegung lebt, dass es keinen langen Stillstand geben darf und geben kann. Und so scharren Musiker, Schauspieler und Künstler mit ihren Füßen und wollen zurück auf die Bühnen. Das liegt daran – so orakeln manche – dass sehr viele Bühnenmenschen ihre Bühne auch einfach brauchen. Denn schließlich geht ja niemand auf die Bretter, die die Welt bedeuten, ohne den Drang zur Darstellung zu haben. Und weil die Protagonisten gerne wieder vor den Vorhang wollen, entstehen Kompromisse, Notlösungen und Konzepte, die Kultur wieder möglich machen, aber manchen sie sie auch erlebbar? Was machen die Abstände mit der Atmosphäre? Hat es nicht immer einen Anklang von Verzweiflung, was teilweise passiert ? Was macht es mit dem Kulturerlebnis, wenn eine Familie mit diversen Mitgliedern gemeinsam in ein Kulturzentrum oder Theater geht, dort aber nur vier oder fünf Gäste gemeinsam nebeneinander sitzen können? Wie verändern die Hygieneraumkonzepte die Räumlichkeiten an sich? Was macht es mit dem Erlebnis, wenn Plexiglas-Segel zwischen den Zuschauern hängen?

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Freibad-Zukunft ungewiss

Stormarner Tageblatt  04.09.2020

Stadtwerke Wahlstedt wollen das Freibad Poggensee nicht mehr betreiben, Stadtwerke suchen Lösung

Wer übernimmt hier im nächsten Jahr die Verantwortung und Leitung: Der Strand des Natur-Freibads Poggensee.  Nie
Wer übernimmt hier im nächsten Jahr die Verantwortung und Leitung: Der Strand des Natur-Freibads Poggensee. Nie

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Wer betreibt im nächsten Jahr das Naturfreibad Poggensee. Diese – etwas überraschende Frage – stellt sich aktuell in der Kreisstadt. Denn die jahrelang erfolgreiche Kooperation zwischen dem Besitzer – den Stadtwerken Bad Oldesloe als Vertreter der Kreisstadt – und dem aktuellen Betreiber – der Stadtwerke Wahlstedt GmbH Co. KG. – wird 2021 nicht fortgesetzt.

„Der Geschäftsbesorgungsvertrag wird gemäß Beschluss des zuständigen Aufsichtsgremiums der Stadtwerke Wahlstedt GmbH nicht mehr fortgesetzt“, bestätigte Jürgen Fahl, Leiter der Stadtwerke Bad Oldesloe. Die Gründe blieben unklar. „Unser bisheriger Dienstleister steht nicht mehr zur Verfügung und der Betrieb des Freibades ist seitens der Stadtwerke Bad Oldesloe ab dem Jahr 2021 vollständig neu zu organisieren“, betonte er gegenüber dem Hauptausschuss.

Lajoscha Rausch (CDU) wollte entsprechend wissen, welche Pläne es denn gebe und welche Optionen eventuell bestünden. Konkret wollte sich Fahl hierzu noch nicht äußern. Natürlich habe man sich aber mit der Zukunft des Bades auseinandergesetzt. „Wir wollen das Thema auf die Tagesordnung des nächsten Hauptausschuss setzen lassen“, versprach Fahl. Allerdings wäre es den Stadtwerken lieb, wenn mögliche Lösungen nicht öffentlich diskutiert werden, bevor etwas spruchreif ist. „Da gibt es ja auch wirtschaftliche Rahmenbedingungen der möglichen Betreiber, die nicht in die Öffentlichkeit gehören“, sagt Fahl. Die Ausschussmitglieder sahen das ähnlich, so dass das Thema im Oktober nichtöffentlich fortgesetzt werden soll.

Fahl brachte außerdem aktualisierte Zahlen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Besucherzahlen des Freibads mit. Demnach ist die Besucherzahl zum Saisonstart um 86 Prozent eingebrochen. Allerdings konnte das Bad auch erst am 29. Juni geöffnet werden. Auch im Juli blieb man mit insgesamt nur 1544 Badegästen deutlich hinter der 2019er Zahl von 4048. Eine eigentlich angedachte Drainage von Teilen der Liegewiese konnte außerdem nicht durchgeführt werden. Das lag aber nicht an der Corona-Situation sondern den großen Regenmengen des Winters, der den Boden zu stark vernässt hatte. Diese Maßnahme wurde entsprechend verschoben und soll möglichst im Frühjahr 2021 umgesetzt werden.

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Politiker ergreifen Partei für Vereine

Stormarner Tageblatt  03.09.2020

Oldesloer Lokalpolitiker fordern zeitnahe Wiedereröffnung von Stormarnhalle und Bürgerhaus

CDU-Sitzung mit  Abstand  in der Oldesloer Stormarnhalle. Kleine Fotos von links: Carsten Stock (SPD), Jörn Lucas (CDU), Dagmar Danke-Bayer (Grüne) und Tom Winter (Stadtfraktion).Niemeier (2), St, CDU, Privat
CDU-Sitzung mit Abstand in der Oldesloer Stormarnhalle. Foto: CDU

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Geht der Bad Oldesloer Bürgermeister bei der corona-bedingten Schließung von Stormarnhalle und Bürgerhaus zu weit? Verwaltungschef Jörg Lembke hält bisher daran fest, dass die einzige Mehrzweckhalle der Kreisstadt und das Bürgerhaus nicht wie gewohnt Vereinen oder Privatleuten zur Verfügung stehen können.

Sensibler Sportboden Der Grund dafür: Sie werden als Räume für Sitzungen mit Corona-Abstand benötigt (wir berichteten). So fand in der Stormarnhalle zum Beispiel bereits die Wahlkreismitgliederversammlung der CDU statt. Für diese und ähnliche Veranstaltungen ist ein besonderer Boden eingezogen worden, der den sensiblen Sportboden schützen soll. Diesen Schutz immer wieder ein- und auszubauen, sei zu viel Aufwand, daher sei die Nutzung als Sporthalle aktuell nicht möglich, lautet die Erklärung der Verwaltung. Für den Bürgerhaussaal sei nur ein Hygienekonzept mit einer festen Bestuhlung möglich, die dann immer eingehalten werden müsse, hieß es vor Wochen. Daher könnte die gewohnte, freie, flexible, zum Teil private Nutzung für Feiern, Seniorencafé, Tanztee und Treffen aktuell nicht gewährleistet werden.

Doch nachdem sich zahlreiche Vereine beschwerten und der Bürgermeister davon sprach, dass die Schließungen für den öffentlichen Betrieb jeweils „alternativlos“ seien, regt sich in der Politik immer mehr deutliche Kritik am Verwaltungsvorgehen.

Überzieher tragbar? Im aktuellen Bildungs-, Sozial- und Kulturausschuss forderten Lokalpolitiker daher Lembke und sein Team auf, das Thema der Schließung dieser beiden aus ihrer Sicht wichtigen Orte für die Bürger der Kreisstadt für den nächsten BSK-Ausschuss aufzubereiten und zur Diskussion zu stellen. Denn sie sehen die Sach- und Notlage doch etwas anders.

So ist Carsten Stock (SPD) zum Beispiel der Meinung, dass ein besonderer Bodenschutz in der Stormarnhalle nicht angemessen sei, wenn er Sport verhindere. Teilnehmer von Sitzungen könnten vielmehr zum Beispiel Schuhüberzieher tragen. Das würde die notwendigen Umbauten, die die zuständigen Hausmeister überlasten würden, vermeiden, so sein Vorschlag. Auch Tom Winter von der Stadtfraktion und Jörn Lucas von der CDU forderten, dass die Nutzung der Stormarnhalle durch Sportvereine wieder zugelassen werden soll. Dagmar Danke-Bayer (Die Grünen) forderte entsprechend, dass die Nutzung des Bürgerhaussaals ausschließlich für Sitzungen beendet werden müsse. Es könne nicht sein, dass der für das Vereins- und Sozialleben wichtige Raum seit fast einem halben Jahr nicht zur Verfügung stehe.

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Überschwemmtes Parkhaus wird zum Ärgernis

Stormarner Tageblatt  01.09.2020

Überschwemmtes Parkhaus wird zum Ärgernis

Geflutetes oberstes Parkdeck am Parkhaus Königstraße in Bad Oldesloe.Poost
Geflutetes oberstes Parkdeck am Parkhaus Königstraße in Bad Oldesloe.Poost

Bad Oldesloe Über kaum ein Thema wird in Bad Oldesloe so ausgiebig diskutiert wie über die Parkplatzsituation. Immer wenn Kritik an Parkmöglichkeiten in der Kreisstadt aufkommt, weist die Verwaltung auf die Parkhäuser hin, die neben dem kostenfreien Exer und den übrigen städtischen Parkräumen zur Verfügung stehen. Doch die Parkhäuser sind in keinem vorzeigbaren oder uneingeschränkt nutzbaren Zustand. So sind die Abstände der Parklücken teilweise so knapp gemessen, dass moderne, oftmals größere Fahrzeuge ein Problem bekommen, wenn sie in einer Reihe stehen. Immer wieder gibt es außerdem Beschwerden über Jugendliche, die sich sowohl die Treppenhäuser des Parkhaus in der Königstraße als auch in der Lübecker Straße als Treffpunkt für Trinkgelage auserkoren haben. (wir berichteten).

Vor allem ältere Mitbürger fühlen sich daher beim Gang zum Fahrzeug unwohl. Ein besonderes Problem zeigt sich zusätzlich im Parkhaus Königstraße. Denn sobald eine größere Menge Regen fällt, steht das oberste Deck teilweise unter Wasser. Das Problem ist der Verwaltung seit Monaten bekannt, Abhilfe wurde noch nicht geschaffen, Infos gibt es nicht. „Die entsprechende Abteilung ist informiert, mehr kann ich dazu nicht sagen“, sagt Verwaltungssprecherin Agnes Heesch. nie

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Kein Tauschhaus ohne Ehrenamtler

Stormarner Tageblatt  01.09.2020

Karin Hoffmann, die sich viele Jahre auch um die Bücherzelle kümmerte, gibt ihre Tätigkeit auf

Karin Hoffmann überreicht den Hut für Tauschhaus und Bücherzelle an Bürgermeister Jörg Lembke. Link
Karin Hoffmann überreicht den Hut für Tauschhaus und Bücherzelle an Bürgermeister Jörg Lembke. Link

Susanne Link Bad Oldesloe Blumen werden der Frau im gelben Mantel überreicht, die farblich passend zum Tauschhaus und zur Bücherzelle gekleidet ist. Und auch der Hut, den Karin Hoffmann trägt, hat eine Symbolik: Den möchte sie nämlich abgeben. Seit vielen Jahren kümmert sie sich ehrenamtlich darum, dass hier alles seine Ordnung hat. Damit möchte die 75-Jährige nun aufhören.

„Ich habe ja noch so viele andere Dinge“, sagt Hoffmann, die sowohl im interkulturellen Treffpunkt Kaktus als auch im Weltladen hilft, im Wirtschaftsbeirat sitzt (Grüne) und im Hühnerzuchtverein aktiv ist. Mehr Zeit möchte sie auch für ihren Mann, ihre zwei Töchter und ihre Enkel haben. „Bin ja auch nicht mehr die Jüngste.“

Eines wird sie aber bleiben, auch wenn sie die Verantwortung für die Mühlenstraße abgibt: Die Initiatorin der beiden Einrichtungen. „Das war so öde hier“, sagt Hoffmann. Mit der Wand der Gedichte, der Bücherzelle und dem Tauschhaus wollte sie den Straßenabschnitt attraktiver gestalten. Nebenbei wollte sie auch einen Beitrag für Kommunikation, Ressourcenschonung und Müllvermeidung leisten.

Das Konzept der Einrichtungen: Geben, nehmen, tauschen – seien es Bücher oder kleine Dinge. „Das ist alles schön und gut, aber nur wenn das gepflegt ist und einer den Hut aufhat“, sagt Hoffmann. Der Freundeskreis „Oldesloe liest“, zu dem auch Catharina von Kaufmann gehört, kontrolliere regelmäßig den Inhalt der Bücherzelle und sorge für Ordnung. Seit einer Woche hat von Kaufmann auch einen Schlüssel für die Pforte zum Bürgerhaus. Dadurch muss nicht mehr die eigene Papiertonne für die Entsorgung von abgeranzten Bücher genutzt werden. Auf- und zugeschlossen wird die Zelle morgens um 9 Uhr und abends um 18 Uhr unter anderem von Mitarbeitern umliegender Geschäfte.

„Wir brauchen einen festen Ansprechpartner“, sagt Bürgermeister Jörg Lembke im Hinblick auf den Ehrenamtler-Ruhestand von Hoffmann. Denn eben jenen verliert die Stadt, der die Einrichtungen gehören, nun. Ein Nachfolger, zu dessen Aufgaben unter anderem die tägliche Kontrolle an der Mühlenstraße gehört, wird gesucht. „Sonst müllt das hier voll“, sagt Karin Hoffmann.

Wenn keiner gefunden werde, der sich um die Ecke kümmere, drohe laut Lembke der Abbau von Bücherzelle und Tauschhaus. „Es ist natürlich so, dass wir das seitens der Verwaltung nicht hauptamtlich betreuen können“, sagt Lembke, der sich gestern für das ehrenamtliche Engagement von Hoffmann bedankte.

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