Von alten Hüten und neuer Kultur
Patrick Niemeier und Stephan Poost
Hüte Weitergeben Es ist so eine Sache mit den vielen Annehmlichkeiten, die eine kleine Stadt wie Bad Oldesloe bietet. Vieles entsteht durch private Initiative und wird von Menschen am Leben gehalten, die ehrenamtlich – also unentgeltlich – ihre Zeit opfern. Wenn es dann um die Nachfolge der rührigen Ehrenamtler geht, wie jetzt im Falle von Karin Hoffmann, die Bücherzelle und Tauschhaus initiierte, wird es schnell sehr still. Lauter wird es erst wieder, wenn dann Tauschhaus und Bücherzelle abgebaut werden sollten, weil sich eben niemand findet, der die beiden Einrichtungen pflegt. Dann sind es insbesondere jene, die erst den Hut, den Karin Hoffmann symbolisch weitergeben wollte, mit Füßen getreten haben, die sich dann an Bücherzelle und Tauschhaus klammern und den Erhalt fordern. Unser Gemeinwesen wird zu einem großen Teil durch das Ehrenamt am Leben gehalten. Das müssen nicht immer viele tausend Stunden sein, die der jüngst verstorbene Walter Busch erübrigte. Manchmal reichen auch ein oder zwei Stunden pro Woche.
Reaktion Nicht immer sind wir bei der Zeitung nett und freundlich, manchmal kritisieren wir auch. So wie jüngst, als das Parkdeck an der Königstraße in der Kreisstadt voll Wasser lief und 16 Parkplätze nicht zu benutzen waren. Umso schöner, wenn dann die Stadt aktiv wird und den Missstand schnell behebt. Auch das sollte erwähnt werden.
Kulturbetrieb „Stillstand ist der Tod, geh voran, bleibt alles anders“ , nuschelte Herbert Grönemeyer einst kryptisch ins Mikrofon. Doch irgendwie könnte es sich auf die Corona-Krise in der Kultur beziehen. Denn einig ist man sich in der ja eigentlich sehr umtriebigen Kulturszene, die von stetem Wandel, von ständiger Bewegung lebt, dass es keinen langen Stillstand geben darf und geben kann. Und so scharren Musiker, Schauspieler und Künstler mit ihren Füßen und wollen zurück auf die Bühnen. Das liegt daran – so orakeln manche – dass sehr viele Bühnenmenschen ihre Bühne auch einfach brauchen. Denn schließlich geht ja niemand auf die Bretter, die die Welt bedeuten, ohne den Drang zur Darstellung zu haben. Und weil die Protagonisten gerne wieder vor den Vorhang wollen, entstehen Kompromisse, Notlösungen und Konzepte, die Kultur wieder möglich machen, aber manchen sie sie auch erlebbar? Was machen die Abstände mit der Atmosphäre? Hat es nicht immer einen Anklang von Verzweiflung, was teilweise passiert ? Was macht es mit dem Kulturerlebnis, wenn eine Familie mit diversen Mitgliedern gemeinsam in ein Kulturzentrum oder Theater geht, dort aber nur vier oder fünf Gäste gemeinsam nebeneinander sitzen können? Wie verändern die Hygieneraumkonzepte die Räumlichkeiten an sich? Was macht es mit dem Erlebnis, wenn Plexiglas-Segel zwischen den Zuschauern hängen?