Archiv der Kategorie: Presseartikel

Innenstadt zwischen Leichtsinn und Sorge

Stormarner Tageblatt  24.04.2020

Wirtschaftsvereinigung: Einen zweiten Shutdown vermeiden – Passanten fordern Kontrollen der Stadt

Der Andrang in der Oldesloer Innenstadt wird größer.Nie
Der Andrang in der Oldesloer Innenstadt wird größer.Nie

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Es ist eine trügerische Sicherheit, in der sich viele Passanten in den Innenstädten wiegen. Durch die Wiedereröffnung zahlreicher Geschäfte unter Auflagen ist fast schon „Alltag“ in die Fußgängerzonen und Einkaufsstraßen zurückgekehrt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich über die Entwicklung deutschlandweit bereits besorgt. „Wir bewegen uns auf dünnstem Eis“, sagt sie und appelliert daran, dass sich weiter an die Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen gehalten wird.Ein Appell dem sich auch die Oldesloer Wirtschaftsvereinigung anschließt. Mit Sorge habe man die Entwicklung in den ersten Tagen beobachtet. „Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln sind weiterhin das Gebot der Stunde. Das gilt nicht nur für die Einzelhändler, sondern auch für die Bürger. Wir dürfen nicht aufs Spiel setzen, was wir durch unser gemeinsames verantwortungsvolles Handeln erreicht haben. Um einen zweiten Lockdown zu vermeiden, ist jeder dringend gefragt, alles zu tun, um eine zweite Welle der Infektion, die zu einem nochmaligen vollständigen Runterfahren der Wirtschaft führen könnte, zu vermeiden“, sagt Nicole Brandstetter von der Wirtschaftsvereinigung.

Bei einzelnen Geschäftsleuten kommt aber auch Frust auf. „Bei uns war mehrfach das Ordnungsamt, wir halten uns an alles und draußen sitzen dann sorglose Mitbürger mit fünf Leuten auf einer Bank und essen Eis. Und passiert gar nichts. Keine Kontrollen – gar nichts“, sagt eine Kauffrau aus der Hindenburgstraße. Angela Dittmar vom „Preisparadies“ beobachtet das Verhalten mancher Kunden auch mit Sorge. „Teilweise muss man schon sehr deutlich auf die Regeln hinweisen. Die meisten verstehen das dann aber. Ich möchte hier aber nicht auch noch Polizei spielen“, sagt sie. Eigentlich wollte sie am 15. Mai aus privaten Gründen ihr Geschäft schließen, jetzt hat sie eine Verlängerung geplant. „Fakt ist aber: Kommt ein zweiter Shutdown, mache ich für immer zu“, sagt sie. Das sei wirtschaftlich dann nicht mehr auszuhalten. Das müssten sich Passanten auch mal klar machen. „Wenn die Menschen wollen, dass die Geschäfte offen bleiben, dann müssen sie sich an die Regeln halten. Wenn sie wirklich wollen, dass die Gastronomie irgendwann wieder öffnen kann, müssen sie sich noch besser daran halten“, stellt sie klar. Die Wirtschaftsvereinigung will nun ihre Kampagne „Mit Herz und Abstand“ nochmal verstärken und die Wichtigkeit der Regeleinhaltungen verdeutlichen.

Veröffentlicht unter Presseartikel |

Hier entsteht das Amazon-Verteilzentrum

Stormarner Tageblatt  24.04.2020

Hier entsteht das Amazon-Verteilzentrum

holger Kröger
holger Kröger

Bad Oldesloe Mehr als 12.000 Quadratmeter groß wird das Verteilzentrum, das der Internetversendhandel Amazon auf rund acht Hektar im Gewerbegebiet Süd-Ost an der A 1 in Bad Oldesloe baut. Schon im September soll das Gebäude fertig sein und seine Arbeit aufnehmen. In Spitzenzeiten werden dort rund 50 Lastwagen pro Nacht und täglich mehr als 300 Lieferwagen abgefertigt. ps

Veröffentlicht unter Presseartikel |

Sie hat hier Geschichte geschrieben

Stormarner Tageblatt  23.04.2020

Bad Oldesloes Stadtarchivarin Sylvina Zander sagt „tschüs“

Freut sich auf Ihren Ruhestand nach 23 Jahren als Stadtarchivarin:  Dr. Sylvina Zander. privat
Freut sich auf Ihren Ruhestand nach 23 Jahren als Stadtarchivarin: Dr. Sylvina Zander. privat

Susanne Rohde Bad Oldesloe Eigentlich war zum Abschied eine Feier mit Kollegen und Weggefährten im Rathaussaal geplant, aber die muss jetzt ausfallen, wie so vieles in Zeiten von Corona. „Die Abschiedsfeier wird aber später noch nachgeholt“, verspricht Dr. Sylvina Zander. Die Stadtarchivarin geht jetzt nach 23 Jahren und unter vier Bürgermeistern im Dienste der Stadt Bad Oldesloe in den verdienten Ruhestand.

„Die Arbeit hat mit immer sehr viel Spaß gemacht. Die Oldesloer Geschichte ist spannend und die Stadt hat so viele Schichten und Facetten. Da ist das Stadtarchiv eine tolle Fundgrube“, erzählt die Stadtarchivarin der Kreisstadt: „Und ich hatte nie Probleme, die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung war immer gut.“

D er Einstieg in die Rente war schon im vergangenen Jahr vorgesehen, doch weil sich kein Nachfolger fand, blieb die 67-Jährige noch ein Jahr länger in Amt und Würden. Was allerdings nicht so schlimm war, denn so konnte Sylvina Zander noch besser an ihrem neuesten Buchprojekt arbeiten und recherchieren. Aber vor vier Wochen musste auch die Stadtarchivarin ins Dauer-Home-Office, zuhause in ihrer Wohnung in Lübeck. Die gebürtige Mecklenburgerin wuchs in Lübeck auf, wo sie bis heute lebt. Täglich fuhr sie mit dem Zug zur Arbeit nach Bad Oldesloe, das wird ihr jetzt doch ein bisschen fehlen.

„In Lübeck bin ich verwurzelt, aber Oldesloe bleibe ich verbunden“

„Es ist ein komisches Gefühl, aber ich werde weiterhin ab und zu zwecks Recherche für mein Buch nach Oldesloe fahren“, sagt Sylvina Zander, die in Hamburg Kunstgeschichte studierte und in Wirtschafts- und Sozialgeschichte promovierte. Noch während des Studiums heiratete sie und bekam zwei Kinder. Geschichtsthemen haben es ihr schon immer angetan, und so war ihre erste Arbeitsstelle im Lübecker St.-Annen-Museum, wo sie eine Ausstellung und einen Katalog über Carl Julius Milde erarbeitete. In Lübeck entstand auch ihre Promotionsarbeit über die Geschichte der Lübecker Mädchenbildung.

Veröffentlicht unter Presseartikel |

Recyclinghöfe: Öffnungszeiten ausgeweitet

Stormarner Tageblatt  23.04.2020

Recyclinghöfe: Öffnungszeiten ausgeweitet

Bad Oldesloe Neun AWSH-Recyclinghöfe öffnen auch wieder am Samstag. Ab Montag sind zusätzlich die Recyclinghöfe in Reinfeld und Lauenburg offen. Alle der aktuell neun geöffneten Recyclinghöfe stehen Kundinnen und Kunden ab sofort auch wieder samstags zur Verfügung – also auch schon am 25. April. Die Höfe in Ahrensburg, Bad Oldesloe, Bargteheide, Grambek, Lanken, Ratzeburg, Reinbek, Wentorf und Wiershop sind dann wie üblich an Samstagen von 9 bis 14 Uhr geöffnet.

Weiterhin gilt die Bitte der AWSH, nur in unausweichlichen Fällen die Recyclinghöfe aufzusuchen. Es gelten die Hygiene- und Abstandsregeln. Durch den begrenzten Einlass auf die Höfe kann es zu längeren Wartezeiten kommen. Das gilt ab Montag, 27. April, auch wieder für die Recyclinghöfe in Reinfeld und Lauenburg. Die beiden Höfe öffnen dann zu den üblichen Öffnungszeiten. Geschlossen bleiben damit lediglich die Recyclinghöfe in Trittau und in Stapelfeld. Eine Öffnung ist hier für Anfang Mai vorgesehen. st

Eine Übersicht der Recyclinghöfe, Öffnungszeiten und Hinweise finden Sie auch unter www.awsh.de/recyclinghoefe/uebersicht/ oder in der kostenlosen AWSH-App „AWSH – Wertvolle Termine“, die Sie hier finden https://www.awsh.de/privat-kunden/app-portal-newsletter/

Veröffentlicht unter Presseartikel |

Halb Oldesloe war ein Trümmerfeld

Stormarner Tageblatt  23.04.2020

Bomben-Inferno jährt sich am 24. April zum 75. Mal

An der Gedenkstätte auf dem Oldesloer Friedhof werden auch in diesem Jahr am 24. April wieder Kränze niedergelegt. Rohde
An der Gedenkstätte auf dem Oldesloer Friedhof werden auch in diesem Jahr am 24. April wieder Kränze niedergelegt. Rohde

Susanne Rohde Bad Oldesloe Es war der schlimmste und schwärzeste Tag in der Geschichte von Bad Oldesloe – ein Inferno, das sich bis heute in das kollektive Gedächtnis der Stadt eingebrannt hat. Am Vormittag des 24. April 1945 – ein paar Tage vor dem Ende des 2. Weltkriegs – bombardierte ein Geschwader von 110 englischen Lancaster-Flugzeugen in drei Wellen die damals rund 9000 Einwohner zählende Stadt.

G enau 18 Minuten lang dauerte der verheerende Angriff, 1262 Bomben legten einen Teil der Stadt rund um den Bahnhof in Schutt und Asche. Mehr als 500 Häuser waren zerstört worden, mehr als 100 beschädigt. Insgesamt 706 Menschen kamen ums Leben.

30 Tote im Präparandeum

Denn zu diesem Zeitpunkt hielten sich jede Menge Flüchtlinge in der Stadt und am Bahnhof auf, darunter viele ausgebombte Hamburger, die in Oldesloe Unterschlupf gefunden hatten. Gut 300 Menschen wurden verwundet. Am schlimmsten traf es damals die Mewes-, Brunnen- und Bahnhofstraße. Aber auch in der Innenstadt gab es massive Zerstörungen, außerdem in der Ratzeburger Straße und im Pölitzer Weg – halb Oldesloe war ein Trümmerfeld. Auch das voll belegte Präparandeum in der Königstraße wurde zerstört. Hier starben 30 Menschen, unter ihnen der kommissarische Landrat Rolf Carls. Besonders viele Todesopfer gab es auch im Unfallkrankenhaus zu beklagen – in der von den Alto- naern Diakonissen betriebenen ehemaligen Kinderheilanstalt in der Turmstraße. Die Peter-Paul-Kirche wurde kurzerhand zum Notlazarett umfunktioniert.

Viele Menschen wurden verschüttet und mussten aus Kellern und Schutzräumen meist mit bloßen Händen ausgegraben werden. Im Bereich der heutigen Bangert-straße wurden die toten Bombenopfer in vielen langen Reihen niedergelegt, um sie zu identifizieren. Darunter waren sehr viele Soldaten und Krankenschwestern.

S echs Tage nach dem Bombenangriff hatte man erst 300 Tote geborgen. Und ein kleines Mädchen wurde erst zehn Wochen später tot zwischen den Trümmern in den Armen einer ebenfalls ums Leben gekommenen Krankenschwester gefunden. Einige Oldesloer Bombenopfer hat man indes nie gefunden.

Vor fünf Jahren veröffentlichte Stadtarchivarin Dr. Sylvina Zander anlässlich des 70. Jahrestages des Bombenangriffs eine Broschüre mit dem Titel „Mein Herz ist so von Schmerz zerwühlt“, in der die schrecklichen Ereignisse aus der Sicht von Zeitzeugen geschildert werden. Weil das Heftchen relativ schnell vergriffen war, bringt die Stadt jetzt eine zweite, leicht überarbeitete Auflage mit 500 Exemplaren heraus, die demnächst in der Stadtinfo erhältlich sein wird.

Veröffentlicht unter Presseartikel |