Susanne Link, Patrick Niemeier, Volker Stolten
In der Meinung getrennt, in der Sache vereint.
Das Lokalpolitiker verschiedenster Parteien und Fraktionen oder Politiker und Verwaltungsmitarbeiter nach anstrengenden Sitzungen ein Bier trinken, ist für manchen Bürger oder Kleinstadt-Blogger schnell ein Skandal. Gemauschelt werde da sicherlich und überhaupt zeige das die Verkommenheit von „denen da oben“. Doch warum sollte das eigentlich so sein? Nur weil man inhaltlich nicht einer Meinung ist, sollte man keinen Respekt füreinander haben können? Nur weil sich politisch gestritten wird, sollte man nicht befreundet sein können? Es ist komplett illusorisch zu glauben, dass sich die engagierten Menschen in Kleinstädten nicht untereinander – zum Teil seit vielen Jahrzehten – kennen. Natürlich gibt es Fälle, in denen ein Zusammenkommen inhaltlich und menschlich unmöglich ist, zum Beispiel wenn Menschen unter der Gürtellinien angreifen, diskriminieren oder „alternative Fakten“ verbreiten, aber im Allgemeinen ist es doch eher wünschenswert. Und so war das Ende der Bürgermeisterwahlen in Bad Oldesloe ein gutes Zeichen. Fast schon famililär wirkte es, als sich die beiden Kontrahenten im historischen Rathaus trafen, Tom Winter dem wiedergewählten Jörg Lembke gratulierte und sie mit einem Bier anstießen. Auch Politiker der verschiedensten Parteien waren vor Ort. Es wurde nicht geschimpft oder gewütet, es wurde gelacht. Und wenn man bedenkt, dass sich in Kleinstädten am Ende zumeist nur ein paar handvoll Menschen einbringen, ist es gut, so etwas zu sehen. Streit in der Sache ja, aber eigentlich wollen doch alle das – aus ihrer Sicht – Beste für die Stadt. Wer das komisch findet, wer sich daran stößt, wer von „die da oben“ spricht und Verschwörung witter, der kann sich doch einfach selbst einbringen.