Stormarner Tageblatt 29.01.2021
Vom „Rotlichtviertel“ zum Oldesloer „Schmuckstück“
BAD OLDESLOE 221 Straßen hat Bad Oldesloe. Wir werden in loser Folge einige davon vorstellen und erklären, was es damit auf sich hat. Dieses Mal geht es um das Heiligengeistviertel.
Das Quartier am Heiligengeist ist der älteste Teil der so genannten Altstadtinsel in Bad Oldesloe, die von der Beste, der Trave und dem Travestadtarm eingeschlossen wird. Im Mittelalter hatte hier die Heiligen-Geist-Stiftung ihren Sitz. Zum Vorstand der Stiftung gehörten damals wohl auch einige Lübecker Bürger.
Dem Stift, das armen Reisenden als Herberge diente, waren eine Kapelle und ein Hospital angegliedert, die allerdings bereits Mitte des 16. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit abgerissen wurden. Die Herberge und das Gasthaus wurden gerne von durchziehenden Handwerksgesellen genutzt, die keinen Meister hatten, denn hier konnte man günstig speisen und übernachten.
Gebäude wurden Raub der Flammen
Beide Gebäude wurden beim großen Stadtbrand von 1798 zerstört. Ende der 1970er Jahre wurde das Heilig-Geist-Viertel umfangreich saniert und heute ist es das Schmuckstück der Kreisstadt, das ein Stück Mittelalter aufleben lässt. Kaum ein Oldesloer weiß noch, dass die kleine Gasse von der Mühlenstraße zum Heiligengeistquartier, an deren Ecke sich heute eine Eisdiele befindet, früher Stavenstraße (Stave bedeutet Stube) hieß. Sie erhielt ihren Namen von den zur Trave hin gelegenen Badestuben, die im Mittelalter allerdings weniger der Reinigung dienten, sondern mehr dem Vergnügen und der Geselligkeit. Man könnte auch sagen, dass die Stavenstraße früher das „Rotlichtviertel“ Oldesloes war. srp