Stormarner Tageblatt 05.11.2020
Wirtschafts- und Planungsausschuss möchte nur die notwendigsten Maßnahmen an der Mehrzweckhalle durchführen lassen
Finn Fischer STORMARN Nur das Nötigste soll die Stadtverwaltung in den Erhalt seiner einzigen Mehrzweckhalle investieren. Für diesen Vorschlag hat der Wirtschafts- und Planungsausschuss der Kreisstadt jetzt mehrheitlich auf Antrag von CDU, SPD und FDP gestimmt. Zuvor hatten die Liberalen aus Sorge vor einem weiteren „Travebad-Desaster“ auch einen Komplettabriss und Neubau zur Diskussion gestellt. Denn bei der Bestandssanierung des Oldesloer Hallenbades waren während und nach der Instandsetzung immer neue Mängel aufgetaucht, was die Kosten in die Höhe getrieben hatte. „Ehrlicherweise wissen wir, dass die Halle sehr alt ist und nicht einer modernen Bauweise entspricht“, sagte die Liberale Anita Klahn. Sie erinnerte an das Travebad: „Da hat sich auch auf dem Papier alles sehr gut angehört und heute sehen wir das Desaster.“ Sie könne verstehen, dass die Verwaltung jetzt den Fördertopf anzapfen wolle. Aber die Stormarnhalle zu sanieren, sei aus ihrer Sicht ein Geldgrab.
Wenn die Stormarnhalle weiterhin für Vereins- und Schulsport genutzt werden soll, sind allerdings dringende Investitionen notwendig. Von punktuellen Instandsetzungen wie einer Asbestsanierung und einer Erneuerung von Hallenboden und Inneneinrichtung abgesehen, hat die Stadt viele Jahre lang nicht wirklich in die Halle investiert.
An der Substanz des Gebäudes ist seit dem Bau im Jahr 1968 so gut wie nichts gemacht worden. Deswegen stellte die Bauaufsicht vor drei Jahren gravierende Brandschutzmängel fest. Als Folge dieser Bewertung ist die Stormarnhalle aktuell nur noch eingeschränkt nutzbar. Veranstaltungen bedürfen im Einzelfall der expliziten Prüfung und Genehmigung durch das Ordnungsamt und der Unteren Bauaufsichtsbehörde. Ein Brandschutzkonzept für eine Nutzung durch maximal 2000 Personen muss laut Verwaltung erstellt werden, außerdem ein neuer Hallenboden mit Fußbodenheizung eingebaut werden, sowie ein neues Dach errichtet. Abgängige Gebäudeteile sollen abgerissen werden.
Die Elektrik muss ausgetauscht, die Heizung erneuert und eine Brandmeldeanlage eingebaut werden. Hinzu kommen dann noch neue Fluchtwege und eine Umgestaltung der Außenanlage, um eine bessere Anfahrt von Einsatzfahrzeugen zu gewährleisten. Die Kosten für die Sanierung werden auf 6,5 Millionen Euro geschätzt.
Bürgermeister Jörg Lembke erklärte im Ausschuss die Sicht der Verwaltung Finn Fischer Mit Kosten-Schätzungen ist nicht nur die FDP vorsichtig. Auch die SPD will nicht wirklich daran glauben, dass es bei dieser Summe bleiben würde. „Auch wir haben uns in der Vorbesprechung gefragt, ob es Sinn macht, noch so viel Geld in die Halle zu stecken“, sagte Sozialdemokratin Annika-Katharina Dietel. „Mit Bauen im Bestand haben wir bislang keine guten Erfahrungen gemacht.“ Aber es bestehe jetzt halt auch ein gewisser Zeitdruck. Dieser bestehe nicht nur, weil bereits durch die Sanierung und den damit verbundenen Wegfall der Halle für den Schul- und Vereinssport eine große Lücke entstehe, sondern auch, weil sonst Fördergelder wegfallen könnten, sollte die Lokalpolitik nicht zeitnah entscheiden.
Nach derzeitigem Kenntnisstand müsste Bad Oldesloe für die Sanierung nur zehn Prozent der Kosten aufbringen. Der Rest wird vom Land (75 Prozent) und vom Bund (15 Prozent) getragen. Ein Abriss und Neubau in jedem Falle teurer werden, erklärt die Verwaltung. Allein schon, weil es dafür keine Förderung gäbe. Laut Verwaltungschef würde der FDP-Vorschlag die Stadt rund zwölf Millionen Euro kosten. Allein für den Neubau. Lembke: „Hinzu kommt dann noch der Abriss der bestehenden Halle.“ Angesichts der derzeitigen Haushaltslage und der Ungewissheit, was die Corona-Pandemie noch an finanziellen Auswirkungen mit sich bringen kann, zu viel – auch für die FDP.
Nach einer kurzen Sitzungsunterbrechung einigten sich die Liberalen mit der SPD und der CDU-Fraktion auf einen gemeinsamen Antrag. Demnach soll die Stadtverwaltung zunächst alle Punkte aus der Sanierungsliste nehmen, die nicht unbedingt notwendig sind.Was die Stadt durch diesen Vorschlag spart, ist noch unklar. Allerdings könnte die Entscheidung laut Bürgermeister Lembke langfristig teurer werden, wenn jetzt nicht alles auf einmal gemacht wird: „Es kann sein, dass dann in ein paar Jahren wieder Instandsetzungen anfallen und wir dann keine Förderung mehr bekommen“