Stormarner Tageblatt 16.10.2019
Alpakas, Bienen und ein alter Bahnwaggon
Susanne Rohde Bad Oldesloe Zwölf geräumige Apartments mit eigener Terrasse und Blick ins Grüne, ein Wellnessraum mit Spezialwanne und Massageliege, täglich frisch zubereitete Mahlzeiten aus der hauseigenen Küche und eine großzügige Dachterrasse mit Strand- und Bienenkörben: Was wie ein Urlaub in einem Wellnesshotel klingt, ist gedacht für die letzten Lebenstage todkranker Menschen. Mit dem stationären Hospiz Lebensweg im Sandkamp wird gerade ein Projekt realisiert, das seinesgleichen sucht.
Es ist nicht mehr zu übersehen – der Hospiz-Neubau nimmt immer konkretere Formen an und geht seiner Vollendung entgegen. Die Außenwände des Baus wurden bereits mit hellem Lärchenholz verkleidet, alles wirkt leicht und freundlich. Aus einer Vision, die die Oldesloerin Sabine Tiedtke vor zehn Jahren auf den Weg brachte, ist inzwischen ein realer Ort entstanden: Ein Hospiz, in dem Menschen gemeinsam mit ihren Angehörigen und Freunden auf ihrem letzten Lebensweg liebevoll und in Würde begleitet werden. Trotz aller Trauer und allem Schmerz sollen hier im Haus Momente der Lebensfreude in Gemeinschaft ermöglicht werden. „Gemeinsam werden wir einen Ort schaffen, an dem der Tod, das Sterben, das Leben sowie das Lachen und das Weinen seinen Platz und seine Zeit finden“, sagt Sabine Tiedtke, Geschäftsführerin der Hospiz Lebensweg gGmbH ist. Die Baukosten für das 1260 qm große Haus liegen bei rund 3,5 Millionen Euro. Das „i-Tüpfelchen“ ist eine großzügige Dachterrasse, die die Gäste in die Ferne blicken lässt. Hier sollen später auch Bienenkörbe stehen. „Wir suchen noch Imker, die die Bienen betreuen, so dass wir später eigenen Lebensweg-Honig haben“, so Sabine Tiedtke.
Doch damit nicht genug. Das Hospiz wartet nämlich mit einem weiteren Highlight auf, das vor allem Kindern und Jugendlichen bei ihrer Trauerarbeit helfen soll. Montag wurden von einem Kranwagen zwei Spezial-Drehgestelle angeliefert, die jetzt auf den Industriegleisen neben dem Hospiz stehen. Hier soll in einigen Wochen ein 23 Tonnen schwerer Triebwagen der Baureihe 628 der Norddeutschen Eisenbahngesellschaft Niebüll aufgesetzt werden. Der alte Waggon hat vier kleine Abteile und einen Fahrerstand. Er wurde von Thomas Hemsing aufgetrieben. „Ich habe einfach mal überall angefragt und bin schließlich bei der NEG fündig geworden“, sagt der Ingenieur, der im Förderverein des Hospizes tätig ist. Die Abteile sollen später eingerichtet und unterschiedlich genutzt werden. „Schon der 200 Kilometer lange Transport des Waggons auf einem Schwerlasttransporter von Niebüll nach Bad Oldesloe wird ein Riesending. Das wird viel Aufmerksamkeit erregen“, ist sich Thomas Hemsing sicher. Ende November wird sich von Hamburg aus ein zweiter Schwertransporter auf den Weg in die Kreisstadt machen. Die Baumschule Lorenz von Ehren will eine 35 Jahre alte und zehn Meter hohe Sumpf-Eiche für das Hospiz spenden. „Den Baum durfte ich mir selbst aussuchen. Er wird in die Mitte des Eingangsbereiches gepflanzt“, freut sich Sabine Tiedtke. „Für unsere Außenanlagen brauchen wir aber noch viele weitere Baum- und Pflanzenspenden.“