Bomben-Mission in Bad Oldesloe

Stormarner Tageblatt   31.07.2018

Gebiet weiträumig abgesperrt und 1200 Menschen evakuiert: Zehn-Zentner-Blindgänger entschärft

In diesem Trichter wurde die Weltkriegsbombe gefunden.
In diesem Trichter wurde die Weltkriegsbombe gefunden.
 

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Eine schnelle Bombenentschärfung, das gibt es für Heinz Kollath vom Kampfelmittelräumdienst des Landeskriminalamts nicht. „Das Wort schnell können sie direkt mal streichen. Das ist kein wichtiges Merkmal“, führt er aus, Minuten, nachdem er eine Zehn-Zentner Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft hat.

Um 10.55 Uhr begann er mit seinem Kollegen Oliver Kienast mit der Entschärfung im Oldesloer Neubaugebiet „Claudiussee“. Um 11.25 Uhr konnte Polizeisprecher Holger Meier den wartenden Medienvertreter verkünden: „Alles gut gegangen.“ Damit blieben Kollath und seine Kollegen vom LKA hinter den geschätzten 45 Minuten. „Ungefährlich oder einfach war es trotzdem nicht. So eine Bombe kann immer hochgehen. Durch das Entfernen des in diesem Fall hochexplosiven Zünders könnte Hitze entstehen. Das reicht dann“, so Kollath. „Der Zünder war ziemlich dreckig und verkrustet. Das hat eine ganze Weile gedauert, den sauber zu bekommen“, berichtet der Entschärfer. „Etwas Entspannung tritt ein, wenn man identifiziert hat, welcher Zünder es ist und in welchem Zustand er sich befindet“, ergänzt Kienast.

Im Fall der Fälle hätte es wohl einen zehn bis zwölf Meter breiten Krater gegeben. „Da mag man sich dann fragen, warum so weit evakuiert wird. Das Problem ist neben der reinen Explosion die Druckwelle, die entsteht. Auch im Zweiten Weltkrieg starben viele Menschen oft an den Folgen der Druckwelle und nicht direkt durch die Detonation oder Splitter“, weiß Kollath.

Rund 1200 Oldesloer mussten ihre Wohnungen verlassen – die Evakuierung rund um das Gebiet verlief im Vorwege sehr gut. „Die Oldesloer sind das wohl schon gewohnt. Sie haben relativ entspannt reagiert“, so Jens Siedlaczek vom Ordnungsamt der Stadt.

Am Bahnhof stand ein voll klimatisierter Bus bereit. Hans-Peter Vogt war als Leiter der Betreuung der Schnelleinsatzgruppe des ASB vor Ort. „Es ist alles entspannt. Ein paar Anwohner sind zu uns gekommen. Aber es sind wirklich sehr wenige. Das ist nicht ungewöhnlich. Die meisten sind bei dem Wetter mal in die Stadt. Der Zeitraum ist ja überschaubar, wenn alles klappt“, sagt er.

Auch die Polizei hatte an den Absperrungen kaum Probleme. Hier und da musste mit Autofahrern diskutiert werden, die trotz abgesperrtem Abbiegestreifen, einer Barke und Streifenwagen mit Blaulicht nicht verstanden, dass das „Keine Durchfahrt“ bedeutet. Aber auch solche Diskussionen seien – leider – heutzutage nicht besonders, hieß es. Ansonsten sei alles ruhig geblieben.

Gefunden hatte die Bombe Stefan Borchardt. Er sollte im Auftrag eines Bauunternehmens Müll aus einem alten Bombentrichter im Neubaugebiet entsorgen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatten die Betreiber einer Farbenfabrik die zahlreichen Trichter in der Umgebung des Bahnhofs einfach als Mülllager genutzt. „Ich fand einen verdächtigen Gegenstand. Das kann ja auch ein Zaunpfahl oder sowas sein, aber es kam mir komisch vor. Wir arbeiten hier sowieso mit einer Firma zusammen, die sich mit Kampfmitteln auskennt“, berichtet Borchardt. Für ihn war es der dritte Bombenfund seiner Karriere. „Natürlich ist das nicht ohne. Man weiß ja nie, was passieren kann“, sagt er. „Es könnte durchaus sein, dass hier noch mehr zu finden ist“, sagte Kienast vor der Abreise aus Bad Oldesloe mit Blick auf die Lage des Neubaugebiets. Das Team sammle ständig landesweit mit Hilfe alter Fotos und Berichte Informationen über mögliche Blindgänger.

Bad Oldesloe: Dicker Brocken entschärft

radio tele nord
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Bad-Oldesloe Experten des Kampfmittelräumdienstes haben einen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft. Dafür mussten bis zu 1200 Menschen ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Um 11.25 Uhr gab es Entwarnung: Der 500-Kilo-Blindgänger war unschädlich gemacht. Laut Stadt hatten Bauarbeiter den dicken Brocken bei Arbeiten im Bereich der Kampstraße ganz in der Nähe des Bahnhofes entdeckt. Das Gebiet wurde weiträumig abgesperrt. Außerdem wurde der Bahnverkehr für die Dauer der Arbeiten eingestellt. rtn

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