Zugang zum Teilhabepaket per Plastikkarte

Stormarner Tageblatt   03.12.2018

Sozial benachteiligte Kinder sollen einfacher auf Leistungen zugreifen können

Patrick Niemeier Bad Oldesloe In Stormarn, einem der reichsten Kreise in Deutschland, leben tausende Kinder unter der Armutsgrenze. Ein Umstand, auf den in jedem Jahr auch der Deutsche Kinderschutzbund nicht nur mit seiner berühmten Fähnchenaktion vor dem Ahrensburger Schloss aufmerksam macht. Ein großes Problem daran sei, so erklärt Ingo Loeding vom DKSB regelmäßig, dass diese Kinder und Jugendlichen aus rein finanziellen Gründen häufig auch von Vereinsaktivitäten und Hobbys quasi ausgeschlossen seien.

Das Bildungs- und Teilhabepaket sollte daran eigentlich etwas ändern. Es sichert – laut Gesetzgebung – Kindern aus Familien mit Arbeitslosengeld II, Sozialgeld, Sozialhilfe, Wohngeld, Kinderzuschlag oder Leistungen für Asylbewerber bis zum 25. Lebensjahr Leistungen zu, zum Beispiel Schulbedarf in Höhe von 100 Euro pro Schuljahr, Lernförderungen, Erstattung von Mensaessen und bis zum 18. Lebensjahr auch zehn Euro monatlich für Teilhabe am „sozialen und kulturellen Leben“.

Das ist die Theorie. Für Bad Oldesloe hat sich die Linken-Politikerin Cornelia Steinert informiert und festgestellt, dass dieses Angebot kaum genutzt wird. „Das liegt vor allem auch daran, dass die Formulare viel zu kompliziert sind. Da müssen wir ran. Das Geld steht den Kindern und Jugendlichen zu“, erklärte Steinert im jüngsten Bildungs-, Sozial- und Kulturausschuss. Auf um die 30 Prozent schätzte sie die Nutzungsquote für Stormarn. „Ich habe nun sogar konkrete Zahlen bekommen, dass Stormarn landesweit an letzter Stelle ist. Da kommen mir die Tränen, wenn ich lese, dass ein so reicher Kreis dieses Angebot nicht wirklich ausschöpft“, sagte sie.

Mit einer Plastikkarte wäre es es einfach, die Gelder abzurechnen. Zudem bräuchten nicht immer neue Formulare ausgefüllt werden und Kinder müssten keinen schriftlichen Bescheid vorzeigen, was sie stigmatisieren könnte. „Das Modell gibt es in anderen Städten schon“, so Steinert. Dort habe es zu einer viel besseren Nutzung des vorhandenen Budgets geführt. Steinert empfahl die Zusammenarbeit mit der Firma Sodexo, die eine entsprechende Karte entwickelt habe. „Ja, man muss was tun, aber viele Vereine und Verbände machen ja auch schon was. Die Firma Sodexo will damit aber auch gutes Geld verdienen“, so die skeptische Liberale Anita Klahn. „Die Zahlen in Stormarn sind erschreckend. Aber ich sehe das als Kreisaufgabe“, so Bürgeramtsleiter Thomas Sobczak. Oldesloer Alleingänge würden nicht helfen. „Ich habe die Karte einst mitenwickelt, sie ist praktisch. Man sollte jetzt aber vielleicht erst einen runden Tisch einsetzen, Angebote und Möglichkeiten sammelt und sehen, wie man die besser nutzbar machen kann“, so Torge Sommerkorn (CDU). „Einen Weg zu finden, Kinder möglichst nicht zu stigmatisiert, ist zu begrüßen. Dafür wurde die Karte ja auch in anderen Städten eingeführt.“

Dieser Beitrag wurde unter Presseartikel veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.