Betrachtungen zum Wochenausklang: Abgewiesen – aufbegehrt – aufgezogen

Stormarner Tageblatt   16.03.2019

Stormarner Wochenschau

Abgewiesen – aufbegehrt – aufgezogen

Megi Balzer
Megi Balzer

Stephan Poost

Frust Oftmals hört man Kommunalpolitiker darüber klagen, dass kaum noch jemand Interesse an den Ausschusssitzungen hat. Das sollte jedoch niemanden verwundern, wenn der interessierte Bürger so behandelt wird, wie jetzt in Bad Oldesloe. Da wurde eine öffentliche Sitzung von einem nicht öffentlichen Teil unterbrochen. Wie man hört, soll ein Investor darum gebeten haben, damit er pünktlich nach Hause kommt. Der Bürger durfte dann eine Stunde lang vor der Tür warten oder eben nach Hause gehen. Die Verantwortung dafür trägt der Einladende, der Vorsitzende des Ausschusses. Von gewählten Kommunalpolitikern kann mehr Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Bürgern erwartet werden. Nicht die Bürger sind für die Politiker da – die Politiker dienen den Bürgern!

Reaktion „Die demonstrieren doch nur, weil sie dann nicht zur Schule müssen. Ihre Freizeit würden sie nicht opfern!“ Diese Kritik mussten sich die Schüler der „Friday for future“-Demos gefallen lassen. In Bad Oldesloe konterten sie eindrucksvoll. Nach Schulschluss am Freitag kamen nicht weniger Schüler, als noch vor einigen Wochen während der Schulzeit. Auch in Bargteheide nahmen die Schüler ihre Kritiker ernst: Sie demonstrierten nicht nur allgemein für einen Kohleausstieg, sondern trugen Forderungen wie ein autofreies Bargteheide oder bessere Radwege vor. In der Kreisstadt fragte man sich allerdings, ob man noch von einer Schülerdemo sprechen konnte, denn auffallend viele Erwachsene nahmen an der Kundgebung teil.

Canis lupus Der Wolf ist in diesen Wochen nicht wohlgelitten im Land. Kein Wunder, ist er doch ein direkter Konkurrent des Menschen. Und das schon seit Jahrtausenden, davon zeugen nicht zuletzt Märchen in denen Großmütter, Geißlein oder Schweinchen Isegrim zum Opfer fallen. Nur in einem Zusammenhang scheint der Wolf positiv besetzt zu sein: bei den Pfadfindern. Bei ihnen heißen die Kleinsten Wölflinge, ganze Pfadfinderstämme werden nach dem Raubtier benannt. Jüngstes Beispiel sind die „Zarpener Wölfe“, die am Sonntag gegründet werden. Die trauen sich was, mag man denken. Doch man vergisst dabei, dass der Wolf durchaus auch positiv besetzt ist. Romulus und Remus wurden von einer Wölfin gesäugt und gründeten die Stadt Rom. Mogli wurde im Dschungelbuch von Wölfen aufgezogen. Und in der germanischen Mythologie ist es Odin, der stets von zwei Wölfen, Geri und Freki, begleitet wird. Tapfere Tiere sollen das gewesen sein. So mögen doch die „Zarpener Wölfe“ dazu beitragen, dass wir ein unaufgeregtes Verhältnis zum Wolf entwickeln. Übrigens, die Pastorin, die die neue Pfadfindergruppe gründet, heißt Isabelle Wolffson. Wenn das mal kein gutes Omen ist!

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