Stormarner Tageblatt 22.10.2021
Bad Oldesloe: Einrichtung soll zukunftsfähig sein / Öffentliche Mittel durch Finanzierungsmodell benötigt
Grischa Malchow
Die Oldesloer Musikschule schneidet schlecht ab – wenn es um die Unterstützung durch öffentliche Mittel geht. Während Musikschulen im Bundesdurchschnitt mehr als die Hälfte ihres Gesamtetats aus Zuschüssen bestreiten, sind es bei der Oldesloer Einrichtung nur etwa zwölf Prozent. Marian Henze, Leiter der Musikschule in Oldesloe, hat daher eine neue Beitragsordnung für Kommunen entwickelt und möchte diese der Politik schmackhaft machen. Dies sei nötig, um die Zukunft der Oldesloer Musikschule zu sichern und damit diese wettbewerbsfähig bleibt.
Er betont die Bedeutung seiner rund 2000 Schüler zählenden Einrichtung: „Wir zählen zur Grundversorgung und sind zudem ein wichtiger Standortfaktor.“
Digital und bezahlbar: Musikschule setzt sich Ziele
Fünf Leitsätze hat sich die Oldesloer Einrichtung für die kurz- und mittelfristige Arbeit vorgenommen. So möchte sie erstens allen Bürgern ein Angebot unterbreiten können, unabhängig von deren finanziellen Möglichkeiten. Zweitens soll die pädagogische Arbeit von Kontinuität geprägt sein und somit die Arbeitsstelle ein Ort, an den die Mitarbeiter gerne kommen und dauerhaft bleiben möchten.
Drittens ist die Zukunft der Musikschule auch digital – die Oldesloer Einrichtung ermittelt daher gemeinsam mit Lehrern, Verwaltung und Schülern bis Ende des Jahres eine eigene Vision einer digitalen Musikschule. Des Weiteren sollen viertens Angebote für alle Bevölkerungsgruppen bereitstehen und Teilhabe möglich sein – etwa auch für Menschen mit Behinderungen. Fünftens versteht sich die Musikschule als kommunaler Bildungspartner für Kitas, Schulen und Senioreneinrichtungen.
Besonders während der Corona-Pandemie habe sich gezeigt, dass die Oldesloer Musikschule stark von den Entgelten durch die Schüler abhängig ist. Drei Viertel des Gesamtetats werden durch Unterrichtsgebühren und somit die Musikschüler selbst getragen.
Um ausreichend und gut ausgebildete Mitarbeiter anzuwerben und zu beschäftigen, benötige der eingetragene Verein aber mehr Planungssicherheit. Nur sieben der derzeit 59 Mitarbeiter sind fest angestellt. Bei Lehrern gebe es eine große Fluktuation, weil sie nach Festanstellung und guten Löhnen suchen. „Für ein anderes Finanzierungsmodell gibt es schon viel Unterstützung aus der Politik in Reinfeld und Bad Oldesloe“, sagt Henze.
Das neue Konzept für die Bezuschussung durch die Kommunen sieht unter anderem eine Abhängigkeit von der Schüler- und Einwohnerzahl sowie ein festes Budget für mehr Planungssicherheit vor. Angedacht ist auch eine Abstufung nach Finanzstärke der Kommunen. Henze: „So wissen beide Seiten, woran sie sind. Dann ist klar, was eine Kommune im nächsten Jahr zu zahlen hat.“
Aktuell würden „manche Kommunen mehr als andere“ zahlen, so Henze. Genaue Zahlen nennt er nicht. In einem ersten Schritt aber könnte die Oldesloer Musikschule den Anteil am Gesamtetat, der durch kommunale Mittel bereitgestellt wird, für das Jahr 2022 von 7,5 auf zehn Prozent erhöhen. Hinzu kämen die Mittel vom Land (bisher 4,5 Prozent).
Ein Vorbild sei die Dithmarscher Musikschule, die Zuschüsse in Höhe von etwa 25 Prozent ihres Etats erhalte. Das Beitragsmodell, das die Musikschule als Antrag in die Sitzung des Oldesloer Bildungs-, Sozial- und Kulturausschusses am Mittwoch, 27. Oktober, einbringen wird, sei jedoch neu.
Mit einer zusätzlichen Planungssicherheit möchte die Musikschule ihre Angebote für Ganztagsschulen und im ländlichen Bereich ausweiten. Aktuell ist sie zudem dabei, mit je einem Seniorenheim in Bad Oldesloe und in Reinfeld eine Kooperation einzugehen. Aufgrund des demografischen Wandels habe die Arbeit mit Senioren einen besonderen Stellenwert.